Freitag, 29. März 2014

Buntes Bild: als Mann verkleideten Frau mit Hut
Samstag, 29. März 2014
Seemannslied
Die Hände auf die Segel legen
wir fahren über das Meer
dein Ohr gehört dem Wind
deine Augen trinken die Fluten leer
alle Nuancen ihres Blaus spiegeln sich in ihnen wieder
wogen tief zum Firmament
Gischtstrahlen aus dem Maul des Wales
unaussprechlich gießt dein Blick im Licht der Sonnen und von Sternen
Augenblicke der Vollkommenheit aus
und ewigen Wandel schaue ich
still
es heißt, daß Blau die Farbe der Sehnsucht sei
der Sehnsucht heimzukehren.
Sonntag, 30. März 2014
Sonntagsspaziergang in den Wald
Grüne Korallenfächer sonnenschwangerer schweben flirrend in der Luft.
Und reizende Luft- und Baumwipfelbewohner.
Mit Glockenläuten, niemand hat es gehört.
Glocken müssen geläutet werden.
Donnerstag, 3. April 2014

Der Baum, der beschnitten worden ist. -
Auf seine Spitze wurde eine schillernde Perlmuttschnecke gesteckt.
Sonntag, 6. April 2014
Im Land von Don Camillo und Peppone
Wir hören interessiert zu, während Helga sich mit unseren neuen, netten Bekanntschaften gestikulierend unterhält und dabei amüsante Geschichten erfährt. Sie haben damals als Statisten mitgewirkt, worauf sie heute noch sehr stolz sind.
Unter der berühmten Glocke. Sie ist aus “zenterschwerem” Kunststoff!
Fiume Po
Nur wenige hundert Meter entfernt: Auen.
Einsam gelegene Altwasser.
Es duftet nach saftigem Grün.
Der Po ist gewaltig. Heilig.
Stille auf einmal.
Das Wort Po kommt aus dem Lateinischen von Padus und bedeutet Pfad, schlug ich nach.
Im kleinen Museum des Ortes: Alte Aufnahmen von den berühmten Werkstätten der hießigen Geigenbauer und auch eine nachgebildete alte Schusterwerkstatt.
Wäre es möglich eine Stradivari maschinell herzustellen? Sicherlich nicht.
Worin liegt der Unterschied zwischen einem Fertiggericht aus dem Supermarkt und einem liebevoll von Hand zubereiteten Essen?
Was bedeutet uns Handwerk heute noch?
Buon Appetito!
Leckere Pasta gefüllt mit süßem Kürbis.
Hier wohnt der Sinn:
Ostermontag, 21. April 2014
Heute ist die erste Schwalbe über uns hinweggeflogen.
Die Erfahrung der Welt
Wir fuhren über einen Schleichweg durch einen Nachbarort und während wir langsam an einem alten fränkischen Häuschen vorbeikamen, winkte plötzlich der Mann davor, ein Bekannter, und bedeutete uns gestikulierend zu halten. Ich stieg aus und eilte auf ihn zu. Waren Sie schon einmal bei uns? Ich solle unbedingt hereinkommen. Er müsse mir etwas zeigen. Er hätte etwas für meinen Vater, sagte er. Er winkte mich in sein kleines Häuschen, über die Schwelle, durch die niedrige Türe ins gemütliche Innere. Er roch ein bißchen nach Wein. Nach einem Sonntagsnachmittagsschlückchen auf der Bank im sonnendurchfluteten Garten. Er hielt mir ein Buch vor die Nase, welches er gerade las. Dieses Buch solle mein Vater unbedingt lesen. Es war “Die Erfahrung der Welt” von Nicolas Bouvier. “Dieses Buch müssen Sie Ihrem Vater unbedingt zum Lesen geben”, wiederholte er eindringlich, während ich interessiert den Einband betrachtete. Ich nickte und versicherte ihm, meinem Vater das Buch baldmöglichst zu besorgen. Sicherlich ist das Buch auch eine schöne Lektüre für mich, dachte ich fasziniert. Das Gespräch war zuende, ich verabschiedete mich rasch, ging durch den kleinen Hof, drehte mich noch einmal um und winkte, plumpste auf den roten Kunstledersitz des kleinen roten Fiats und wir fuhren brausend davon.
Das Buch ist das poetisches Reistagebuch von Nicolas Bouvier, der in jugendlichen Jahren zusammen mit dem Maler Thierry Vernet 1953 und 1954 eine Reise in einem Fiat Topolino von Genf über Jugoslawien, Türkei, Persien und Pakistan bis nach Afghanistan unternahm.
Ich gehorchte brav und besorgte ein Exemplar für meinen Vater. Und auch eines für mich.
Ausflug nach Tibet
Nachtrag: In der Mitte des Buches befinden sich einige wunderschöne lyrische Schwarzweißfotografien von der Reise, unter anderen auch eine von dem kleinen Reisegefährt italienischer Abstammung. Berührende Momentaufnahmen.
Bis jetzt habe ich es nur zum Lesen des Konstantinopel-Aufenthalts geschafft, da mir ein anderes Buch dazwischenkam. Genauer gesagt sind es zwei andere Bücher, einmal das Buch “Den Dämonen Nahrung geben - Buddhistische Techniken zur Konfliktlösung” von Tsültrim Allione und das Buch “Heilige und Hexer - Glaube und Aberglaube im Lande des Lamaismus” von Alexandra David-Néel, auf das ich am letzten Samstag durch einen kuriosen Zufall und in Zusammenhang mit einem ungeplanten Besuches des schönen Antiquariats gleich neben dem Alten Rathaus in der vorletzten der in die unendliche Tiefe des alten Hauses führenden mit alten Büchern bis an die Decke angefüllten Kammern gestoßen bin und das, trotz des etwas reißerischen und abenteuerlichen Titels, einen erstaunlich authentischen Reisebericht dieser mutigen und faszinierenden Frau bietet, welche bereits Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Tibet - das verbotene Land - auf eigene Faust bereist hat. Nicht zuletzt deshalb, weil, wie ich empfinde, hinter der detaillierten Berichterstattung der mehr oder weniger religiösen tibetsichen Gebräuche, über Geheimnisse, seltsame Begebenheiten, Wunder, sämtliche Arten und auch Abarten des Mystizismus und der phantastischen ja geradezu unerhörten Reiseabenteuer der Autorin fast unbemerkt ein blauer Funke Sehnsucht nach diesem Unbenennbaren und eine große Liebe zu dem Schnee-Land und seiner Menschen durchscheint.
Dies spürte ich vor allem in einem der Kapitel im ersten Drittel des Buches, in welchem sie ihre persönliche Intention und ihr tiefes inneres Wollen erkennen und durchscheinen läßt. Das Ende des Buches dagegen wirkt abrupt und fast unbefriedigend. Es ist eine eher äußerliche, von manchen Andeutungen, Tipps und Ratschlägen durchbrochene Beschreibung der für den “modernen und aufgeklärten” Europäer eigentlich kaum zu glaubenden Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten des menschlichen Geistes, so daß diese Fülle von Wundergeschichten einem beim Lesen ganz schwindelig und aufgeregt macht. Zumindest mich.
Das ist keine Kritik.
Manchmal schreibt sie ganz trocken und wenn man es nicht besser wüßte würde man beim Lesen öfter vermuten ein männlicher Abenteurer hätte das alles geschrieben, weshalb sich auch eine gewisse Komik bei der bildlichen Vorstellung mancher Begebenheiten nicht vermeiden läßt.
Aber ihr ist es dabei ganz ernst.
In der tibetischen Kulur hat ja spirituelle Übung, das Spirituelle und Geistige schlechthin von alters her eine hohe und ganz andere Wertigkeit als bei uns. - (Wobei es auch dort zu Fehlentwicklungen kam, zum Beispiel was die Rolle der Frau betraf.)
Ich hörte einen Lama sagen, beim Beschreiten des “direkten Pfades” sei die Anleitung zum “Umgraben” das Wichtigste. Schreibt die Autorin zum Beispiel auf Seite 219.
Und weiter: Glauben und Ansichten, erworbene Gewohnheiten und angeborene Anlagen, alles müsse der Schüler über Bord werfen.
Von dem “direkten Pfad” ist bei ihr öfter die Rede. Und von Padmasambhava.
Sie muß auf ihren Reisen durch Tibet sehr glücklich gewesen sein.
Auf jeden Fall habe ich es in den Nächten verschlungen, währenddessen ich mir wünschte auch so wagemutig wie sie zu sein und von einer auf der Erde sitzenden alten tibetischen Frau in einem sonnengelben Gewand geträumt, welche mir einladend freundlich zulächelte.
Dieser Samstagnachmittag war nicht nur wegen des Buchfundes außergewöhnlich, sondern vor allem auch wegen diesem besonderen Gefühl, oder besser dieser lange vergessenen Lebenslust, welche mich irgendwann am Nachmittag leise überkam, es war ein stilles Jauchzen im Inneren, es war auf einmal wieder so, als wäre ich Anfang zwanzig und vor allem ganz frei, die Welt war voller Abenteuer, voller Zu-Fälle und Überraschungen, voller Kunst, voller faszinierender und interessanter Menschen und vor allem voller Wunder.
Jetzt noch einige Worte zu dem Buch “Den Dämonen Nahrung geben”, welches vielleicht das wichtigste von den Dreien ist. Es ist sehr weise. Sehr fundiert. Sehr klug.
Was verbirgt sich hinter den ominösen Titel?
Die Autorin beschreibt darin eine ursprünglich aus Tibet von einer tibetischen Yogini aus dem 11. Jahrhundert stammende sehr alte Meditationstechnik zur Konfliktlösung.
Tsültrim Allione hat diese Technik auf Grund ihrer tiefen fundierten Kenntnise und Erfahrungen mit dem tibetischen Buddhismus für unsere westlichen Bedürfnisse und für unsere heutige Zeit weiterentwickelt. Die Anwendung dieser Meditationpraxis kann helfen all das, was uns hindert wirklich frei zu sein - als da sind zum Beispiel negative Gefühle, Süchte, Sorgen, Angst, Depression und so weiter, seine eigenen “Schatten” - zu erkennen und aufzulösen.
Im Rahmen einer tiefen Entspannung erspürt oder findet, visualisert und personalisiert man den “Dämon”. Schließlich wechselt man die Positionen und nimmt wie ein Schauspieler dessen Rolle ein und versetzt sich in ihn. Dadurch ist es auf einmal möglich der Schreckgestalt mit tiefem Verständnis zu begegnen. Man findet heraus, was diese “will” und dann letztendlich wirklich benötigt, also “braucht”, um wieder heil, um “satt” zu werden.
Der Unterschied zwischen “Wollen” und “Brauchen” ist dabei sehr wichtig.
Und diese Bedürfnisse sind zur Überraschung ganz menschlich! Die so personifizierte Angst oder die personifzierte Wut wird schließlich in der Meditation regelrecht bildlich genährt und “gefüttert”. Mit dem Nektar der Zuwendung und der Liebe.
Die inneren Schreckgestalten fallen in sich zusammen und werden verwandelt. Lösen sich auf.
Nach meinem Verständnis ist es sicherlich hilfreich und empfehlenswert, sich vor der Durchführung der Meditation damit gründlich auseinanderzusetzen und zu Beginn eventuell sogar auch erfahrenere Anleitung in Anspruch zu nehmen.
Doch es ist auch so, jedermann kann damit arbeiten. Man muß nicht geübt sein.
Riesiges Schlangenwesen im leeren, dunklen Raum in mir. Das fühlt sich ganz seltsam an. Es ist riesig, wie es so langsam dahingleitet, schwebt.
Ein weiteres für mich sehr empfehlenswertes Buch der selben Autorin ist Tibets weise Frauen - Zeugnisse weiblichen Erwachens. Das lese ich gerade. Es ist eine Goldgrube.
Dienstag, 22. April 2014
Heute ist das erste Schwalbenpärchen bei uns eingetroffen! Am Vormittag, gegen halb elf. Freudig zwitschernd kreisten sie über dem Hof und vor ihrem Nest.
“Die Schwalben sind da,” rief ich meinem Vater zu.
Er wiederholte freudig erregt, wie ein kleiner Junge: “Die Schwalben sind da!”
Freitag, 24. April 2014

Endlich wieder ein Regenbogen. Wenigstens ein Stück, ein kleiner Teil eines großen Bogens, der aber im Ganzen leider unsichtbar blieb. Über der schwefelgelben Raps-Landschaft schwebend, vor dem feuchten und rauchblauen Himmel. Aufatmen nach dem Regenguß. Ich war glücklich. Raffael hat sich die Karte “Im Herzen” ausgesucht. Schönes Abendessen mit der Freundin im Garten des Restaurants nach einer arbeitsreichen Woche, wir setzten uns nebeneinander. Genossen den Duft von Parmesan und Olivenöl. Ein kleines Mädchen sauste zwischen der langen Reihe hübsch angeordneter Tische unter der Allee von alten Bäumen und den Beinen der beflissenen Kellnerinnen und Kellner auf und ab und um unseren Tisch herum, welche virtuos auswichen, keine Mine verzogen und den Kindern auch mal lächelnd über den Kopf strichen. Ganz in rosa war sie gekleidet, mit rosa Haarreif, Glitzerfedern schaukelten daran. In ihrer rechten Hand schwenkte sie eine ebenfalls rosafarbene Fliegenpatsche in der Form eines Schmetterlings und rief lustig in einem fort, dicht gefolgt von einem vor Freude kichernden und keuchenden kleinen Jungen, der vielleicht ihr jüngerer Bruder war: “Ich schlage alle Fliegen tot! Ich schlage alle Fliegen tot!”
Mittwoch, 30. April 2014
Er hat mir seinen Traum von der vergangenen Nacht erzählt:
“ Mit Diamanten in ihren dunklen Haaren herrscht die Könign der Nacht, der schneebedeckte Gipfel des Gurla Mandatta, über den Heiligen See.”
Mittwoch, 7. Mai 2014
Der Name des Schiffes heute: Morgenstern
Mit den Namen der Schiffe hat es Folgendes auf sich: Bei den täglichen geschäftlichen Besorgungsfahrten in die Stadt, Fahrten zu Kunden oder zur Pannenhilfe oder zur Prüfstelle kommt es vor, daß ich an einem Fluß vorbeikomme oder ihn überquere, nämlich je nachdem meistens der Rhein-Main-Donau-Kanal, der Main oder die Regnitz.
Und jedes Mal, wenn ich dabei gerade zufällig ein Schiff sehe, freue ich mich und gucke neugierig und gespannt nach seinem Namen und schreibe ihn auf.
Dienstag, 12. Mai 2014
Im Traum umrundete ich eine Festung gegen den Uhrzeigersinn, den letzten der steineren, massigen Türme, welche diese wie einen Stern begrenzen. Jetzt erschien die Brücke, das Eingangstor. Rechts und links über dem Tor begrüßten zwei riesige asiatische Drachen aus purem Gold den Eintretenden, welche sich ein wenig seltsam an der romanischen Festung ausmachten. Sie wuchsen leuchtend und überlebensgroß jeweils waagrecht aus dem Mauerwerk oberhalb des Tores hervor, dem Eintretenden mit aufgerissenen Maul entgegen.
Mir war auch, als wären bei ihrem Anblick gleichzeitig Fanfaren und Hörner erschallt. Aber das habe ich mir wahrscheinlich nur eingebildet.
Dienstag, 21. Mai 2014
Der Name des Schiffes heute: Scenic Jade
Montag, 9. Juni 2014

Wohin gehört dieses Tor?
und:
la mer
Der Name des Schiffes heute: Vath
Mittwoch, 11. Juni 2014

Auf einmal schießt Wasser mit hohem Druck aus einem Felsen hervor, wie aus einer Quelle
Sonntag, 22. Juni 2014

Beim Zeichnen der wunderschönen, uralten Schwarz-Pappel
Plötzlich flog etwas vom Baum herab und landete mit einem Peng mitten auf dem Zeichenpapier. Genau bei der sich schnell bewegenden Tuschefeder, die gerade mehrere explodierende Blattsterne produzierte, und landete von dort in einem hohen Bogen im Gras neben der Zeichnung.
Hoch oben lachte eine Krähe.
Manche Fotos von: d.w.r.
Freitag, 28. Juni 2014
Neumond. Am Abend beim Zubettgehen tanzt ein Glühwürmchen im dunkelblauen Zimmer.
Endlich Regen.
Samstag, 28. Juni 2014
Überraschung am Bach:
Wunder im Garten und Überall
Eine große goldbraune Bachmuschel, gerade bei ihrer Hochzeit
Licht über Licht
Donnerstag, 3. Juli 2014
Ich sah einen kleinen Vogel, der pflückte mit seinem Schnabel eine gelbe Blüte am Wegrand und flog damit fort.
Sonntag, 6. Juli 2014
Imona, so lautet ihr Name.
Er bedeutet: Dank ihrer Perle.
Freitag, 11. Juli 2014
Heute, am frühen morgen, habe ich ein Schwalbenküken gefunden. Es hockte zitternd aufgeplustet hinter der grünen Gießkanne, die ich gerade hochgehoben hatte, um die Geranien und den Oleander zu gießen. Ihr Geschwister lag tot beim Agapantus.
Wahrscheinlich sind beide in der Nacht aus eines der Nester hoch darüber gefallen.
“Oje”, sagte ich seufzend, “dich kann ich ja jetzt gerade noch gebrauchen.”
Denn eigentlich war der Plan am Nachmittag nach der Arbeit in der Werkstatt und im Büro in der Veste die Bilder für meine Ausstellung aufzuhängen, welche ja am darauffolgenden Wochenende stattfindet.
Ich hob die kleine Schwalbe auf und sie kuschelte sich dankbar in meine warme Hand.
Später setzte ich die Kleine in das weiche, ausgewaschene, mittelbraune Handtuch, das auf meinem Schreibtisch lag und wie ein Nisthöhle geformt war. Dies gefiel ihr sichtlich und nach wenigen Minuten begann sie bereits zu zwitschern, als wäre nichts geschehen.
Futter für den Anfang hatte ich ja noch. Im vorigen Winter hatte ich für die Pflege der Rauschschwalbe Anna ein Spezialaufzuchtsfutter für insektenfressende Vögel besorgt, welches mit Wasser angerührt wird.
Aber das Wichtigste: junge Schwalben brauchen Nähe und Wärme.
Dienstag, 14. Juli 2014
Die kleine Schwalbe singt mich jeden Abend in den Schlaf.