Mittwoch, 5. Januar 2011

Auf dem Bild kann man sehen, wie rechts dunkle Punkte gleich einem Mückenschwarm auf das Moskitonetz zusausen, aber von ihm aufgehalten werden. Links dagegen blitzen und leuchten überall unsagbar helle Lichtfunken wie aus dem Nichts heraus auf! Es scheint auch, als würden diese immer mehr, als würde der Raum langsam aber stetig von Licht durchdrungen werden!
Und in der Mitte der Brust klopft das Herz.
Ich träumte von einem großen, weißen Delphin, der aber auf dem Trockenen lag.
Auf der Fahrt: Vor einem Schaufenster, ein großer Schwan.
Wir haben uns so viele Jahre nicht mehr gesehen. Hatte es so oft vor, sie einmal zu besuchen, es dann aber doch nicht getan. Und jetzt haben wir uns zufällig getroffen. Vor den Orangen und den Datteln im Lebensmittelgeschäft. Wir haben uns umarmt, konnten gar nicht viel sagen. Lächelnd, mit einem Blick auf die noch grünen Bananen in meinem Einkaufswagen, erwähnte sie nebenher, was sie vor nur einen Moment wegen des einen Strunkes grüner Bananen in der Auslage zu Maria gesagt habe, daß sie nie solch grünen Bananen kaufen würde, sondern immer nur die gelben, reifen.
Donnerstag, 6. Januar 2011
Es taut.
Samstag, 8. Januar 2011
Mit dem nächtlichen Vogel zu Dir.
Überschwemmung
Sonntag, 9. Januar 2011
Mittwoch, 12. Januar 2011
Hello, I love you!
Donnerstag, 13. Januar 2011
Genau aus dem linken Eck des Hauses sind auf einmal zwei rote Dahlien gewachsen.
Freitag, 14. Januar 2011
Ein Vogel in Form einer weißen Kerze. Sein Schnabel war der Docht.
Die beiden Mädchen haben heimlich im Obergeschoß ein kleines Theaterstück vorbereitet, daß sie schließlich vor den Gästen aufgeführt haben. Schreiend und laut rufend wurden wir nach oben gelockt. Ein Mädchen mit Bart und Kapuze, das war der Nikolaus, das zweite hatte sich mit einem regenbogenbunten Seidentuch geschmückt. Als Höhepunkt bekam ein jeder Gast einige Walnüsse in lustigen Säckchen aus waldgrünen Servietten mit weißen Schleifen verschnürt überreicht. Das Geburtstagskind erhielt ein größeres Säcklein aus Jute, prall gefüllt, dazu noch ein selbstgemaltes Bild mit vielen rosafarbenen Herzen.
Ich kenne mich selbst nicht mehr. Bin ich das?
Im Traum ergriff ich mein kleines Baby um es fortzuholen, das in einem eiskalten und leeren Laderaum eines Kühl-LKWs auf eine Art Wickeltisch - rechts von dem weißen Fellkissen für die Katze - gelegen war, der ganz hinten an der Bordwand stand. Zu Tode erschrocken eilte ich in den Laderaum. Dort lag es ganz alleine, vollkommen nackt und ungeschützt auf seinen Rücken und weinte bitterlich. Ruderte hilflos mit seinen kleinen Armen und mit seinen kleinen Beinen. Es war so zart und verletzlich. Mein armes Kind! Wie konnte das nur geschehen! Barg es vorsichtig in meine Arme und drückte es an meine Brust, um es für immer zu beschützen und zu wärmen.
Sonntag, 16. Januar 2011
Heute war ein wunderbarer Morgen. Die Sonne schien und die Natur lag in einem leichten Dunst. Sogar ein Vogel hat gesungen. Der erste, in diesem Jahr.
Das Fenster stand offen.
Sapiros Geburtstag
Als könnte ich den Baum greifen, so nah scheint er mir heut, vor dem Himmelsblau, mit lachendem und atmendem Herzen.
Die Schneckenhäuschen im Bächlein.
Das Silbermoos der Schlehenhecken.
Insekten fliegen. Goldfiedrige Girlitze tummeln sich plötzlich in den schützenden Zweigen und rascheln im trockenen Laub.
Die ersten Schneeglöckchen. Zwei Blüten einer Christrose.
Und am vergangenen Samstag lag noch Schnee.
Denke ich an die vergangenen Wochen, fällt mir zuerst der Schnee ein. Sein leises Rieseln. Der dunkle Nachthimmel - darunter polarweißes Leuchten.
Denke ich an das viele Schneeschieben. Der Hof war zu einem Atrium geworden, mit hohen, weiß gefrorenen Wänden. Niemand konnte mehr hineinsehen, es sei denn, er hat es gewagt ihn durch die frei gelassene Einfahrt zu betreten.
Ich kann mich nicht erinnern, daß wir jemals so viel Schnee gehabt haben.
Fallen mir die stillen Feiertage ein. Als wäre in dieser Zeit alle Geräusche irgendwie gedämmt gewesen. Als wäre alles Laute draußengeblieben.
Das Wasser gurgelt leise und kräuselt sich und neckt dabei die Ohren. Sonnenlicht bricht sich glitzernd in den Wellen. Erste grüne Triebe, ein Meer von winzigkleinen, fleischigen Blättern leuchtet den Abhang hinab.
Heerscharen von Mäusen haben unter der schützenden Schneedecke ein Labyrinth an Wegen in das lange, flach liegende Gras des letzten Jahres gegraben, mit lustigen Windungen und Schnörkseln, das jetzt offen daliegt und ein jedermann sehen kann. Eine Stadt unter dem Eis, vor einer Woche noch verborgen.
Ich schenke dir eine Perlmuttmuschel voller Silberstreif
JETZT: Die Zeit ist das Ufer des Meeres der Ewigkeit.
Freitag, 21. Januar 2011
Am Morgen sah ich eine Eule mit weißgrauem Gefieder, sie flog mir entgegen, von rechts vorne kommen kreuzte sie die Straße, dann flog sie links vorbei, wahrscheinlich in Richtung ihrer Scheune oder ihres Verschlages, in dem sie den Tag über schlief. Lautlos, tief. Langsam, wie in Watte getaucht, so als schwebte sie. Ich fuhr gerade in Richtung Stadt. Es war sogar schon recht hell. Es war auch mitten in einem Ort. Ich fragte mich erst für einen Moment, was das denn für ein seltsam schöner Vogel war.
Gestern im Wald kreuzte ein Reh vor mir die Straße.
Ich habe von einer Frau, einer Nonne, geträumt, deren leeres Gesicht das Meer war.
Dann war da nur noch: das Meer.
Samstag, 22. Januar 2011
Atme unter einem wachen Zeitpunkt
Ein weißer Bretterverschlag und eine weiße Hand, die sich daraus zurückzieht
Sonntag, 23. Januar 2011
Habe lachend und wütend Schneebälle nach ihm geworfen
Wieder hat er die kleine Kapelle ausgekehrt, während ich mit meinen Fußabdrücken eine Regenbogensonne, ein Herz und eine Blume in den Schnee gemalt habe. Und wir haben die Glocken geläutet. Auf den Heimweg, mitten im verschneiten und stillen Winterwald, hörten wir die Glocken leise noch einmal. Wir verharrten für einen Moment und lauschten. Das war ganz zauberhaft. Es war das erste Mal überhaupt, daß wir die Glocken der Kapelle leise aus der Ferne hörten. Jemand anderes mußte jetzt dort sein und ihr wie wir einen Besuch abgestattet haben.
Post:
Betreff: Calling a butterfly
Die Lampe im Zimmer wurde zu einer kleinen Schwalbe, welche erst herumflog und dann aufstieg.
Montag, 24. Januar 2011
Der weiße Delphin schwimmt glücklich. Ich habe ihn jetzt mitten in türkisblaues Wasser hinein gemalt, damit er nicht mehr auf dem Trockenen liegt. Vielleicht ist er auch ein Bild für die Seele.
Das Aufwachlied war: She is like a Rainbow
Dienstag, 25. Januar 2011
Wenn das Herz
über einen
Verlust weint,
freut sich die
Seele über
einen Gewinn.
Sufiweisheit aus dem Büchlein “Geschenke der Hoffnung”
Das ist schwer zu verstehen.
Mittwoch, 26. Januar 2011
Eine Ahnung des kommenden Frühjahrs. Ganz zart. Erstes Erwachen, trotz eisigen Windes.
Freitag, 28. Januar 2011
Der Spatz in der Hand und die Taube auf dem Dach.
Ich hörte Dein Lächeln.
Sonntag, 30. Januar 2011
Liebe gesund.
Ritterstern
Die zwei Blumentöpfe mit den bereits einige Jahre alten Amaryllis-Zwiebeln darin, die ich eigentlich schon abgeschrieben hatte - ich warf sie im Sommer sogar einmal auf den Kompost, um sie wenig später, mit Gewissensbissen, wieder hereinzuholen - und dann seit einigen Monaten vor dem Nordfenster aus Glasbausteinen im kühleren Treppenhaus gestanden waren, haben zu meiner Überraschung je zwei wunderschöne, große Blütenstände getrieben. Ich bin gespannt, was daraus wird und wie sie blühen werden.
Vielleicht ist das ein gutes Zeichen.
Montag, 31. Januar 2011
Im Harz
Bei der Rückfahrt durch den glitzernden Märchenwald auf einmal für einige Augenblicke ein leises Gefühl von Freiheit und Glück. Ohne Angst.
Dienstag, 1. Februar 2011
Heute habe ich sogar noch einen fünften Amaryllis-Blütenstand entdeckt!
Sonntag, 6. Februar 2011
Goldenes Licht
Heimweg aus der Stadt
Wunder
Dienstag, 8. Februar 2011
“Das ist die italienische Perle,
die liebkose ich doch so gerne.”
Sagte er mir staunend, als er den kleinen und unscheinbar schwarzen Samen der Amaryllis mit seinen Fingerspitzen zart berührte, welcher gerade aus ihrer hellbraun getrockneten Samenkapsel, die an einen pergamentenen Turban erinnerte, gesprungen war.
Freitag, 11. Februar 2011
Eine Frau springt mit den Füßen voran in das stille blaue Meer und taucht so in das Wasser hinab.