Donnerstag, 25. April 2013
Der Name des Schiffes heute: Donau
Freitag, 26. April 2013
Weiß der
Mond voll
Samstag, 27. April 2013
Sein Platzdeckchen
Am Abend, als ich schon im Bett lag, konnte ich das erste Mal wieder bei offenem Fenster den Gesprächen des Schwalbenpaars lauschen, welche an der Hauswand unter dem Dachüberstand darüber ihr kleines Lehmnest hingeschmiegt hat, dem leisen auf und abwogenden unendlich zärtlichen Zilpen und Zalpen. Bis tief in die Nacht.
Das erste Mal wieder den Ruf des Kuckucks hören, von weiter weg, von der langen Reihe der hohen und buschigen Erlen am Rande des grün austreibenden Wiesengrund her. Das erste Quaken eines Frosches. Dem jubiliernden Singsang all der anderen Vögel, die noch hier am Bach wohnen. Seinem Gurgeln und Plätschern und Rauschen lauschen. Eine eigene, zeitlos ewige Sprache hat er.
Den Geräuschen der hereinbrechenden Nacht.
Dienstag, 30. April 2013
Dem wahren Rembrandt
dem wahren Herzbaum:
Ackerboden
bist du
bringe Frucht wie der Morgen
Sonntag, 5. Mai 2013
Anemonen im Klee
Bezaubernder Abendspaziergang
Durch ein Meer von Schlehenblüten.
Begleitet vom fröhlichen Singsang eines Bächleins.
Begleitet von Vogelstimmen.
Trutzig gelb grüßen üppig Burgen von Sumpfdotterblumen aus dem feuchten Grund des Tals.
Der Schachtelhalm blüht auch.
Ganz unscheinbar. Eine Kerze aus Blütenstaub.
Die meisten Himmelsschlüsselchen sind schon verwelkt.
Ein uralter prächtiger Birnbaum am Waldrand zeigt sich in strahlendem Weiß.
Der Kuckuck ruft.
Die Wipfel der Kiefern leuchten für einen Moment golden auf.
Schau, Schau!
In deinem Haar haben sich zwei winzig kleine Dornenzranken verfangen.
Bleib so. Tue sie raus.
Die Sonne geht langsam unter.
Es dämmert schon.
Leise schließen sich die Blütenkelche:
Die des Löwenzahns.
Die der Fleischblumen.
Die der Veilchen.
Die einer zarten weißen Blume, deren Name ich nicht kenne.
Noch leiser die der Anemonen.
Auf einmal wird die Luft kühler und frisch, sie duftet nun nach dem Atem des Waldes.
Feuersalamanderschlange
Mittwoch, 8. Mai 2013
Er lauscht.
Er lauscht.
Er lauscht.
Donnerstag, 9. Mai 2013
4 Quadrate
4 Themen
4 Bilder:
Kraftvolles Feld
klares Leben
würdest du
Türe
Sonntag, 12. Mai 2013
Zufällige Begegnung
Das Landschaftsbild heißt Heimatreisen
Außer: das
tiefste Blau
und das
höchste Grün.
Dienstag, 14. Mai 2013
Der Name des Schiffes heute: Chidri
Sonntag, 19. Mai 2013
“Schau mal, wie schön sich auf dem Wasser die Sonne spiegelt. So als käme Diamant angeschwommen.”
Ich habe geträumt, daß ich einen Fuß, jemandes nackten Fuß, unter klarem fließendem Wasser wusch. Ich wusch ihn, wusch die Zehen, und auf einmal ist mir aufgefallen, daß diese für Zehen erstaunlich lang und, so schien es, sie richtiggehend wie aus sich heraus gewachsen waren. Das sah so ungewöhnlich und erstaunlich aus.
Da realisierte ich: der Fuß, er war eine Hand! Handfuß.
Sonntag, 26. Mai 2013
Blick durch das Sonnendach eines Fiat Unos nach oben in den Himmel
Regentag und ein schönes Mittagessen mit Freunden.
Dienstag, 28. Mai 2013
Heute habe ich beim Kochen in einer roten Paprika ein kleines Herz gefunden.
Donnerstag, 6. Juni 2013
Kleine Schwalbe
Freitag, 7. Juni 2013
Dienstag, 11. Juni 2013
Der Name des Schiffes heute: Mystique
Es gab noch eine mystische Begegnung an diesem Tag: Ich habe am Abend eine Schlange bei ihrem Sonnenbad überrascht. Als sie mich sah verharrte sie regungslos und tat, als sei sie unsichtbar. Ich war mindestens genauso erschrocken wie sie. Sie war groß, im Durchmesser etwa drei Zentimeter, hatte eine bräunliche Haut und lag zusammengeringelt in einer sonnigen Kuhle unter einem vertrockneten Ast. Daß es hier bei uns solch große Schlangen gibt! Bisher habe ich höchstens einmal eine Blindschleiche gesehen, und diese leider meistens überfahren und tot. Als ich nach einiger Zeit wieder zu der Stelle ging war sie verschwunden. Ob es eine Ringelnatter war? Oder sogar eine Äskulapnatter? Beide Arten sind sehr selten und streng geschützt. Für den Menschen absolut ungefährlich, für Mäuse allerdings nicht.
Er hat mir seinen Traum von der vergangenen Nacht erzählt, in welchem der Meister des Tanzes zu seinen Schülern sprach. Er sprach:
“Beim Tanz kommt es darauf an, daß der Ausführende die Gottheit klar vor Augen hat, die er darstellt und sich allmählich vollkommen bewußt wird, daß er selbst die Gottheit ist, da in jedem Wesen die Buddha-Natur vorhanden ist.
Er darf sich nicht von den äußeren Erscheinungen ablenken lassen sondern muß deutich erkennen, daß die Welt nur ein Traum, eine Täuschung ist.
Der Tänzer muß die Falten seines Gewands bewegen wie ein großer Vogel, der sich in die Lüfte schwingt, das Haar schütteln wie der Schneelöwe seine türkise Mähne - sein Körper muß die Anmut eines Tigers haben. Seine Bewegungen müssen majestätisch sein, voller Anmut und Leichtikgeit, klar und präzise.”
Mittwoch, 12. Juni 2013
Der Name des Schiffes heute: Katharos
Donnerstag, 13. Juni 2013
Die Schwalben an unserem Haus
Er hat mir seinen Traum von der vergangenen Nacht erzählt:
... und wieder sprach der Meister über den Tanz.
Er sprach:
“Der Tänzer soll sich so zart wie der Flügelschlag eines Adlers bewegen, als würden seine Füße einen Lotos auf den Boden zeichnen, unablässig Mantras murmelnd.”
Und abermals sagte er:
“Die Geste des Tanzes ist wie ein Spiegelbild der Erleuchtung.“
Montag, 17. Juni 2013
Er hat mir seinen Traum von der vergangenen Nacht erzählt:
Ein großer Rinpoche kam in das Land und Männer, Frauen und Kinder pilgerten zu ihm, um ihn reden zu hören. Zusammen mit seinen Mönchen residierte er in einem großen weißen Zelt, das etwa 50 Menschen faßte, genau zwischen dem Berg Kailsah und dem Manasoravar-See. Hunderte Menschen lagerten davor. Der Eingang des Zeltes stand geöffnet und manche steckten vorwitzig ihre Köpfe hinein, um den Erleuchteten zu sehen. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Der Erleuchtete saß im Lotossitz auf einem Kissen aus Brokat und rechts und links von ihm vier oder fünf Mönche. Er trug ein orangefarbenes Gewand, seine Arme waren nackt. Er hatte wallende lange graue wellige Haare und ein goldener Kranz oder Reif ziseliert mit heiligen Bildern saß auf seinem Haupt. Er war nicht schlank und hatte ein rundliches Gesicht. Es war markant und tief faltendurchfurcht, wie ein uraltes Gebirge. Besonders auffallend waren seine unendlich tiefen und dunklen Augen, welche darin wei feuerige Diamanten funkelten und leuchteten. Er war fesselnd und poetisch, die Menschen hingen voller Frömmigkeit, glückselig und ehrfürchtig an seinen Lippen. Selbst die Augen der Männer leuchteten. Alle lauschten ergriffen seinen Worten, die vom Wert des Daseins handelten.
Der große Meister sprach:
“Wenn wir unsere Chance nicht nutzen, dann sind wir wie der Bettler, der einen Edelstein findet, ihn einen Augenblick lang in seiner Hand hält und wieder in den Staub wirft, weil er ihn für Tand hält.”
Er fuhr fort:
“Der Gipfel der Verwirrtheit ist es, wenn man im vollen Bewußtsein des Wertes der menschlichen Existenz diese in Zerstreuungen und in Verfolgung eitler Ziele vergeudet. Umsonst hat der Reisende dann mit unendlicher Mühe die Meere durchquert, wenn er von der Schatzinsel mit leeren Händen heimkehrt.”
Freitag, 21. Juni 2013
Ich war so müde, daß ich mich schon um neun schlafen legte.
Samstag, 22. Juni 2013
Johannisfeuer
Das riesige Feuer erhellte mit seinem lodernden Schein die Vollmondnacht. Ab und zu öffneten sich die Wolken in seltsamen Mustern und Formen und gaben den Blick auf einen Himmel frei, der köngisblau leuchtete. Das ganze Dorf schien auf den Beinen. Bekannte gingen grüßend vorbei. Den Hohlweg hinauf, die Zweige der Büsche und Bäume links und rechts über uns fast geschlossen, einander berührend, als ginge man durch ein unendlich langes Kirchenschiff, angenehme Kühle, an manchen Stellen des Weges lockten duftend im Dunkel verborgen Holunder, Minze und andere unsichtbare Blüten von Kräutern, Büschen, Gräsern und Bäumen.
Dienstag, 2. Juli 2013
Eine wunderschöne, rote Rose liegt auf von der Sonne gelb verdorrtem und vom Wind wie eine Welle gebogenem, langegewachsenem Gras.