Donnerstag, 14. Mai 2009
Heute bekam ich diese zwei kurzen Geschichten vorgelesen:
Die Pupille
Rabbi Pinchas sprach: “Seit ich dem Schöpfer wahrhaft zu dienen begann, habe ich kein Ding mehr zu erlangen gesucht, nur genommen, was Gott mir gibt. Weil die Pupille dunkel ist, nimmt sie alles Licht in sich auf."
Das Zerbrechen der Gefässe
Rabbi Pinchas sprach: “Es ist bekannt, daß ureinst als Gott Welten baute und niederriß, die Gefässe zerbrachen, weil sie die sich in sie ergiessende Fülle nicht ertragen konnten. Dadurch aber ist das Licht in die unteren Welten gelangt, und sie sind nicht in der Finsternis geblieben. So ist es auch mit dem Zerbrechen der Gefässe in der Seele des Zaddiks."
(Sie sind aus dem Buch Die Erzählungen der Chassidim von Martin Buber.)
Der Wind weht die Blütenblätter des Mohns rot.
Ich träumte, daß eine Email ohne Betreff ankommt, von Leben.
Freitag, 15. Mai 2009
Sonntag, 17. Mai 2009
Wo ich wohne?
Am Bach.
Wo bin ich Zuhause?
In deinem Licht.
Oben vor dem Wald flogen und stoben hunderte von Schmetterlingen aus dem hohen Gras rechts und links der Straße. Zu zweien, zu dreien überquerten sie die Straße im torkelnden Tanz. Das war ein unglaubliches Schauspiel! Die Luft war voll von ihnen. Voll von diesen zerbrechlichen und zarten Geschöpfen. Zum Glück war der Verkehr auf der schmalen Landstraße am frühen Sonntag Morgen noch nicht sehr stark. Trotzdem waren schon viele überfahren worden. Sie waren orange und braun. Ich hielt am Straßenrand.
Mittwoch, 20. Mai 2009
Großer Vogel
Ich träumte von einer Frau. Sie trug ein weites, weißes ärmelloses Gewand mit dem Schatten eines emporstrebenden Baumes darauf.
Auf einmal merke ich, wie sehr ich ihn gemocht habe. Wie sehr ich an ihn hänge.
Es fühlt sich auch an wie ein unersetzlicher Verlust.
Donnerstag, 21. Mai 2009
Im Traum stand er in einem Raum links von einem Fenster. Ich wollte zu ihm gehen, ihn umarmen. Aber er schlug meine Hände fort. Er wollte nicht. Er machte mir bittere Vorwürfe, die wahr waren. Seine Augen waren von Tränen rotgerändert, am linken unteren Lid war auch etwas wie ein Gerstenkorn. Er sah unendlich traurig aus. (...)
Heute träumte ich noch einmal von dem Adler am Himmel. Von dem Sternbild, durch das in dem Traum vor einigen Tagen eine Sternschnuppe kometengleich geflogen ist. In dem Traumbild, das gegeben wurde, sah ich das Bild, welches ich gestern gemalt habe, verändert. Der Hintergrund, der Himmel, war jetzt nicht mehr dunkel- sondern türkisblau und der Adler in Rotbrauntönen. Es wirkte dadurch viel freundlicher und fröhlicher. Das Türkis ist das Türkis der indianischen Völker. Das Besondere war aber vor allem noch, daß der Adler mit seinen ausgespannten Flügeln zugleich der gespannte Bogen des Schützen war. Der gespannte Bogen war jetzt also über den Adler gemalt. Und der Pfeil war auch in ihm. Der abgeschossene Pfeil war der Stern mit seinem Schweif.
Also Adler, Bogen, Pfeil und Stern waren jetzt ein Gebilde, das zusammengehört, nur zusammen, als Einheit, funktionieren und wirken konnte.
Und es ist vielleicht auch, weil ich gestern Abend den bewegenden Film Der Weiße Weg angeschaut habe. Er handelt von den Visionen der Urvölker Amerikas.
Er beginnt mit einer Legende, nämlich daß sich der Adler mit 40 Jahren einen Prozess der Erneuerung unterziehen muß, da er ansonsten stirbt.
Und er beginnt mit der Explosion des Space Shuttle Columbia 2003.
Der Film zeigt ein Treffen von Stammesältesten, Priestern und Schamanen der indigenen Völker Nord-, Mittel- und Südamerikas in Mexiko, zu dem das erste Mal auch Menschen anderer Hautfarben und Kulturen eingeladen waren. “Die Zeit ist reif, um unser heiliges Wissen und die Prophezeiungen mit der Welt zu teilen”, sagen die Ältesten, “damit die Menschheit überleben kann.”
Quetza-Shah, Maya Priester, sagt in dem Film: “(...) Wenn du acht gibst, ist eine Perle in deinem Herzen. Wenn du acht gibst, hast du alle heiligen Informationen in dir.
(...).”
Heute pflanzte ich eine Seerose. Sie ist ganz weiß, und ihr Inneres sind gelbe Flammen. Sie heißt Nymphaea Marliacea albida.
Ich erhielt ein Gedicht zu dem Traum mit dem Adler gesandt:
Nachts
Das Kind ging am Berges Waldrand.
Es ist Nacht
auf dem Weg.
Auch ich bin unterwegs.
Wer bist du liebes Kind?
Komm wir gehen zusammen.
Du gehörtest mir schon immer.
Einen Weg gehen wir nun.
Zum Zeichen ein Kometenschweif
über uns.
Den Adler-Ruf aussendend.
Für den Schuß des Schützen.
Die Bestimmung rufen
in mein Leben:
Ich gehe zu meinem Kind
und gebe ihm die Hand.
von Midja
Freitag, 22. Mai 2009
In der Nacht sah ich wieder eine große braune Spinne. Sie trippelte auf dem Fliegenvorhang nach unten, der wie ein Baldachin am Kopfende des Bettes hinunter hängt. Bei der Atemübung sah ich die Zimmerdecke niedrig über mir, ganz nahe über meinem Kopf. Es war schrecklich eng. Wurde immer enger. Es war eine Decke mit einer weißen Rauhfasertapete, vorne die Ecke abgerundet.
Die Seerose hat ihre drei runden Blätter schon nach dem Licht ausgerichtet.
Rosa
Der Duft der Pfingstrose betört mich. Es ist ein schon längst vergessener Duft. Ein Duft, der mich an die Jahre meiner Kindheit erinnert. Die Blütenblätter der Pfingstrose sind so weich und zart. Schon eine zu starke Berührung, ein zu starker Druck, könnte ihnen schaden. Könnte dunkle Stellen hinterlassen. Ein Hauch, der purpurrot über mein Gesicht streicht. Japan. Der Liebreiz atmet.
Tränen.
Drehte sich um und ging. Humpelte. Zum Auto.
Vergesse nicht.
Samstag, 23. Mai 2009
“Wenn Du das lebst, was wir leben... ” Ein tönerner Blumentopf voller gelber Butterblumen.
Montag, 25. Mai 2009
Ein kleiner Zaunkönig saß auf dem Dach des Vogelhäuschens am Geländer vor der Fenstertüre des Schlafzimmers. Er war sehr aufgeregt und flog mehrmals gegen das Glas, so als begehre er Einlaß. Dann kam ein zweiter Zaunkönig dazu. Sie zankten und sie küßten sich. Entzückt beobachtete ich sie.
Mit Doris zusammen besuche ich momentan einen Kurs in Meditation und Achtsamkeit. Die Lehrerin orientiert sich vor allem an Thích Nhat Hanh und arbeitet mit Texten und Meditationen von ihm. Es ist sehr sanft und ich merke, wie gut mir das tut.
Bei einer Meditation, auf welcher wir von der Geburt an auf unser Leben zurückblickten, kam plötzlich wieder die Erinnerung an meinem Vater hoch, wie er einmal weinend auf dem Bette lag. Ich war damals noch ganz ganz klein und war sehr erschrocken. Er hat mich wahrscheinlich auch nicht bemerkt. Da lag ein junger Mann mit schwarzen Haaren auf dem Bett und er weinte bitterlich. Es mußte etwas ganz Schlimmes sein. Ich wußte nicht, was das ist, weinen.
Mir war nicht klar, warum ich plötzlich wieder darauf gestoßen wurde. Warum plötzlich ausgerechnet diese Erinnerung während der Meditation wieder so eindrücklich hochgekommen ist. Ich habe alles andere, nur nicht das erwartet.
Es ist, als ob sich ein Kreis schließen würde. Denn das Erlebnis schrieb ich schon einmal nieder, als ich damals das Tagebuch begonnen habe.
Kann es sein, sagte die Lehrerin zu mir, daß es vielleicht ein Thema in deinem Leben ist, Gefühle zu anderen Menschen zuzulassen?
Sie sprach nämlich auch von der Idee, daß wir ursprünglich Geistwesen seien, welche inkarnieren, um hier auf der Erde Erfahrungen zu sammeln und daß sich jeder Mensch verschiedene Themen in seinem Leben vorgenommen hat.
Warum mich der Kurs, eigentlich ihr ganzes Programm, hat, war vor allem wegen dem folgenden Gedicht auf ihrem Folder, von dem ich allerdings nicht weiß, wer es verfaßt hat:
WIR SIND HIER
Wir sind Freunde und Gleichgesinnte
Wir sind verschieden und einzigartig
Wir sind verbunden durch etwas,
das größer ist als unsere Unterschiede.
Wir glauben an Freiheit, gegenseitige Unterstützung, an Fülle und Frieden.
Wir vertrauen unserer Wahrheit -
Sie macht uns mutig und stark.
Und wir können nicht mehr zum Schweigen gebracht werden,
denn unsere Stimme ist im Herzen jedes Menschen,
sie spricht aus den Augen jedes Kindes.
Wir haben viele Namen, sprechen viele Sprachen
und kennen keine Grenzen.
Wir gehen in viele Richtungen
und doch verlieren wir uns nicht.
Wir sind hier und überall auf der Welt.
Wir sind Boten der Zukunft und leben im Jetzt.
Wir achten unsere Erde und Natur, wir sind Teil von ihr.
Wir erforschen, entdecken, fühlen, lachen und feiern das Leben.
Wir handeln aus Inspiration und Liebe.
Wir begegnen uns mit Toleranz, Respekt und Mitgefühl.
Wir lassen uns führen von den Kräften des Lichts.
Gemeinsam erschaffen wir eine friedvolle Welt.
WIR SIND HIER
H. K.
(Nachtrag: Sie hat es selbst verfaßt. Ein anderer Text inspirierte sie dazu, erzählte sie mir.)
Dienstag, 26. Mai 2009
Ich träumte, daß der Katalysator der Erde zu viel abbekommen hat.
Mittwoch, 27. Mai 2009
Ich dachte an den symbolischen Brunnen auf dem Boden im Wohnzimmer.
Donnerstag, 28. Mai 2009
Jeden Abend besuche ich sie, um mit meinem Gesicht ihren Duft einzuatmen.
Bei der Atemübung war es heute so, als ob es draußen auf einmal hell werden würde und die Sonne heraus käme, obwohl der Himmel eigentlich bedeckt war.
Auf der Suche nach dem Brunnen in der Mitte des Wohnzimmers...
Lilie am Bach und Yoda
Die Wasserlilie, welche ich schon vor einigen Jahren gepflanzt habe, blüht heuer das erste Mal. Und was noch ist: die alten Robinien, welche um den Judenfriedhof wachsen, stehen in voller Blüte. Das ist ein unglaublicher Anblick. Ein cremeweißer Blütenregen schwebend über den moosig verwitterten Grabsteinen. Er sagte, es seien Akazien. Ich finde, das Wort Akazien klingt wunderbar. Es erinnert mich an Arkadien. Arkadien, das ist für mich das Land auf der anderen Seite des Flusses. Sie kamen nach Arkadien... In meiner Phantasie hat es mit dem Heiligen Gral zu tun. Es ist ein Garten.
Straße hinauf in den Wald
Freitag, 29. Mai 2009
Ein inneres Bild: Jemand am Kreuz, der zudem noch mit einer dicken roten Kette um sein Fußgelenk an etwas festgekettet war.
Samstag, 30. Mai 2009
Ich träumte von einer Hand, welche eine der wunderschönen Blüten der Wasserlilie hin legte. Von der gelb blühenden Wasserlilie am Bach. Aber auf einmal lag anstatt der Blüte ein kleiner gelber Vogel da. Ein Kanarienvogel. Es war der Herzvogel! Er lag da wie betäubt, wie tot.
Ein anderes Traumbild zeigte ein schwarzes Strickkleid, es war mein Strickkleid, das oben auf einmal viele Löcher hatte, Laufmaschen, es trennte sich auf.
Es war noch ein Traumbild von den Gebeugten der Erde. Die Gebeugten der Erde, das ist ein Begriff aus anderen, früheren Traumbildern. Es sind Menschen, nackte Menschen, manche von Hunger gezeichnet, arm, abgemagert, gefesselt, etwas Schweres schleppend, in unendlichem Gram versunken, um Hilfe flehend. Diesmal zeigte das Traumbild nackte Menschen, welche mit dicken Ketten an Händen und an Füßen an die Erde festgekettet waren, so daß sie in gebeugter Haltung sein mußten und sich nicht aufrichten konnten. Über dem ersten, untersten, Menschen war dann der zweite an die Erde festgekettet, darüber ein dritter, und so weiter, so daß der Unterste noch das Gewicht aller anderen tragen mußte. Ein schlimmes Bild.
Pfingstsonntag, 31. Mai 2009
Ein Uhu rief während ich schlief. Während ich träumte.
Bei der Atemübung ging die Sonne lichthell auf. Ein weißlicher Ball. Und dann, im nächsten Augenblick, war sie auf einmal in mir. Ergoß sich wie in mich hinein. Mein Gesicht, die Brust, alles wurde hell. So als wäre sie jetzt in mir eingegangen.
Pfingstmontag, 1. Juni 2009
Das Innere des Autos duftete vollkommen nach der weißen Lilie, welche in einer großen zylindrischen Glasvase auf dem Boden vor dem Beifahrersitz neben dem Korb eingeklemmt stand.
Sie duftete betörend. Nach Fantasie. Ein süßer, berauschender und voller Duft. Nach Fülle duftete sie, und auf eine Weise auch ganz rein.
Neulich habe ich mir ein Buch gebraucht gekauft. Ich habe den Titel in dem Quellenverzeichnis eines anderen Buches gefunden. Es heißt: Was ist der Weg - er liegt vor deinen Augen und ist von Rudolf Seitz. Es birgt eindrücklich schöne schwarzweiß Photografien japanischer Gärten jeweils kombiniert mit einem sorgfältig ausgewählten Zen-Text, einem Haiku. Als ich es erhielt und aufschlug fand ich eine Karte darin. Eine Karte mit der farbigen Photografie einer zarten Lilie. Vielleicht hat sie die Verkäuferin hineingelegt, vermutete ich, um mir als Käuferin eine Freude zu bereiten. Oder vielleicht lag sie noch vom Vorbesitzer in dem Buch.
Immer wieder mußte ich sie betrachten.
Ich habe das Buch verschenkt und es noch einmal bestellt.
Es ist kostbar.
Wenn ich darin blättere, die Photografien ansehe und das eine oder andere Haiku lese und darüber sinniere, die Worte auf mich wirken lasse, werde ich ganz ruhig und eine stille Freude erfüllt mich.
“Gestern früh habe ich bei der Meditation das Bild einer rötlichen Lilienblüte vor meinem inneren Auge gesehen”, sagte er, “deshalb habe ich sie ausgewählt.”
Aus dem Buch entnommen - Erster Teil: Wege:
Ein Novize kam zu Meister Hsüan-sha und sagte:
“Ich bin noch neu im Kloster und suche den Weg zur Erleuchtung.
Bitte gebt mir einen Rat, wie ich ihn finden kann.”
Hsüan-sha fragte: “Hörst du das Rauschen des Flusses?”
“Ja, Meister.”
“Wenn ja - das ist der Weg.”
Hsüan-sha Shih-pei
Ein Funken Vertrauen, einmal erwacht,
öffnet für immer den Weg.
Jitoku Eki
Das beeindruckende jüngste Gericht in der St. Georgskirche zu Reichenau-Oberzell über dem Eingangsbereich an der Rückwand der Kirche. Auf den Wänden rechts und links nach vorne die acht Wunder Jesu. Sie wurde von 888 bis 913 von Abt Hatto erbaut.
Ich machte einen Stopp in Reichenau, um die berühmten romanischen Kirchen anzuschauen. Während ich durch den Sommermorgen ging, traf mich plötzlich ein feuchter Tropfen auf der rechten Wange, der von dem blauen Himmel zu regnen schien. Es war von einem Vogel. Ein anderer kleiner Vogel sang jubilierend in einem Baumwipfel. Schwäne schwammen auf dem spiegelglatten See, der blaugrün funkelte.
Wie ein Seidentuch.
Gnadensee, so heißt dieses Teilstück des Bodensees.
Ein Mann erzählte mir, während ich die so üppig blühenden Pfingstrosen davor fotografiert habe, daß er vor vielen Jahren in dieser Kirche geheiratet habe.
Als ich wieder daheim angekommen die Blumen im Hof gegossen habe, die großen Oleanderstöcke, die vielen Geranien, den Olivenbaum, kam plötzlich Yoda, der rote Kater, laut maunzend aus den Büschen von der anderen Straßenseite hervorgesprungen, um mich zu begrüßen. Erst tat ich so, als würde ich ihn nicht kommen sehen. Er sprang rufend auf mich zu, warf sich froh in meine Arme, schmiegte seinen Kopf in meine Hand und schnurrte und brummte und stieß frohe Stöhngeräusche aus, so sehr freute er sich mich wieder zu sehen.
Verwunschener Garten mit Hollunderbüschen - Blick vom Seeufer auf die alte Kirche.
Dienstag, 2. Juni 2009
Heut träumte ich noch einmal von dem Schützen.
Es war folgende Szene: Da war der Schütze, er befand sich mitten auf einer Hängebrücke, die zwischen zwei Berggipfeln gespannt war. Da kam der Adler von rechts über die hohen Berge angeflogen. Und plötzlich merkte ich - es wird doch nicht, es wird doch nicht etwas Schlimmes geschehen... - daß es “ich” bin, es die eigenen, destruktiven Gedanken sind, welche das Bild nun zu manipulieren begannen. Es formen wollten. Der Schütze spannte den Pfeil auf seinen Bogen und hub an, ihn gegen den Adler zu erheben.
Mittwoch, 3. Juni 2009
Ich träumte von einem Mann mit einem großen Messer. Er will mir das Herz mit seinen Worten ausstechen.
Samstag, 6. Juni 2009
Ich bin um halb fünf losgefahren. Wieder eine Katze, die überfahren worden ist. Sie war schwarzweiß gefleckt. Ich sah einen Fuchs im Wald verschwinden, dann, am Autobahnkreuz, noch einen zweiten. Der hatte ein ganz dunkles Fell, war fast schwarz.
Die Kerze brannte bereits.
Dies hatte eine tiefe Bedeutung.
Diesmal saß ich auf den zwei weißen, runden Kissen mit dem Rücken zur Fenstertüre.
Sie sprach über das morphogenetische Feld, die Akasha-Chronik oder die Gemeinschaft der Heiligen, wie sie es auch nannte, welches die Erde umhüllt und alles Wissen, alle Erfahrung, die je gemacht wurde, enthält.
Hinter mir summte es auf einmal laut. Ich dachte, das muß eine riesengroße Schmeißfliege sein. Ich werde das Fenster jetzt nicht öffnen und den Vortrag stören, nahm ich mir weiter vor. Nach einer Weile, ich hatte die Fliege schon vergessen, summte und brummte es wieder laut. Immer wieder stieß sie heftig gegen das Fensterglas. Sie mußte riesengroß sein! Jetzt drehte ich mich möglichst unauffällig um. Reijo zückte schon gefährlich die Fliegenklatsche. Doch da sah ich, daß die vermeintliche Schmeißfliege ein großer Käfer war, der grüngolden schillerte. Ich dachte: Das ist ein Skarabäus. Als der Käfer merkte, daß ich ihn fangen wollte und ich ihn berührt hatte stellte er sich sofort tot. Er sah schon etwas mitgenommen aus. Ich hob ihn vorsichtig auf, öffnete so leise und so schnell wie möglich die Fenstertüre und legte ihn draußen auf das Fenstersims.
Ich sah schnell zu ihr hin, um ihren Gesichtsausdruck einzufangen.
Es ergab sich, daß wir über die Bedeutung von Träumen sprachen, in welchen die Mutter starb.
Über die Mutter im Allgemeinen. Priska hatte einen Traum mitgebracht.
Auf einmal sah sie mich lächelnd an. Ob ich etwas dazu sagen wolle. Und das ich ja auch etwas mitgebracht habe.
Ich saß aber auf der Leitung, war ganz in meinen Gedanken und es dauerte etwas, bis ich reagieren konnte.
Draußen donnerte und blitzte es die ganze Zeit über. Nebel stiegen auf.
Ein Gewitter am Vormittag.
Im Zimmer wunderschöne üppige Blumensträuße. Unter einem waren die winzigen glitzernden Herzchen diesmal als eine spiralförmige Galaxie hingelegt, mit rotierenden Armen.
Die Rose vor dem Fenster blühte.
Sie sprach auch vom Sterben. Sterben zu können, mit dem Gefühl, sein Leben auf die richtige Weise gelebt zu haben...
Sie hatte einen köstlichen Salat für uns zubereitet. Aus Bulgur. Mit Tomaten, Gurken und Feta-Käse. Verfeinert mit Olivenöl, Zitrone und Minzeblätter.
“Und, wie geht es euch?” fragte sie mich später lächelnd. Ich erwiderte in etwa hilflos, daß es wohl das Schwierigste ist, herauszufinden, was ich denn wirklich wolle, was meine Wahrheit sei.
Ich hatte eine Frage wegen der symbolischen Bedeutung von einer Farbe. Mich interessierte die Bedeutung von einem bestimmten hellen Blau, einem Azurblau, weil ich vor einiger Zeit einmal von Menschen, Sufis, in weißen Gewändern mit solchen Schals geträumt habe.
Es ist auch das Blau des Engels Gebenflut.
Sie sprach dann auch vom Grün. Von diesem Grün, von diesem Grüngold.
“Dieses Grüngold, mit was kann man es vergleichen... Wie kann ich es dir nur beschreiben? ... Vielleicht mit diesem Stein, diesem besonderen Edelstein, wie heißt er nur... ?”
“Mit einem Smaragd?”, fragte ich.
Erst viel später ist mir der Käfer mit seinem schillernden Panzer wieder eingefallen.
Sonntag, 7. Juni 2009
Frucht
Die beiden kleinen Zaunkönige haben nun in dem Vogelhäuschen am Fenster des Arbeitszimmers genistet. Ich sehe sie, wenn ich am Computer sitze. Es ist herzerfrischend.
Voller Zweifel.
Auf der Heimfahrt, kurz vor meinem Ziel, es regnete, lag diese Blume mitten auf der Straße vor mir und ich hielt.
Ein Vogelschwarm am Himmel nahm selbst die Form eines großen Vogels an.
Vor einem Tunnel.
Der Schwan
Montag, 8. Juni 2009
Gras glitzert wie endlose Wellen eines großen Meeres.
Dienstag, 9. Juni 2009
Als ich den Youtube-Film angesehen habe mußte ich plötzlich heftig weinen. Ich dachte: Ja, er ist es. Irgendwie habe ich nicht damit gerechnet gehabt, daß es Filmaufnahmen von ihm geben könnte.
“Finde deinen Weg zu uns, über vergangene Jahre.”
Blitze zuckten lautlos am Nachthimmel, später brach ein Gewitter los.
Ich bekam ein Herz aus Kornblumen gesandt.
Am Morgen war die Natur wunderbar frisch gewesen. Die Sonne zog Wasser. Ein zarter Regenbogen erhob sich über das Tal.
Bauchschmerzen.
Begegneten uns zufällig an der Kreuzung, fuhren aneinander vorbei. Habe schon auf der Fahrt an ihn gedacht. Er winkte mit seinem Finger. Ich bog ab und winkte zurück. Sah ihn scheu nicht direkt an.