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Freitag, 29. August 2008

Fertig! Die Inschrift auf dem Rahmen gibt der Ikone ihre Weihe, weiß ich jetzt. Auf der Fotografie wirkt sie jetzt noch schöner gemalt als in Wirklichkeit. Die roten Linien um den vergoldeten Bereich und um den Heiligenschein hat allerdings der Kursleiter gezogen, als ich über Mittag nach Hause fuhr, um im Büro zu sein, da meine Mutter auf eine Beerdigung mußte.

 

 

 

Eine Woche voller Eindrücke. Eine Woche mit drei tollen Frauen.
Einmal lief uns eine vollkommen bunte Katze über den Weg zum Eingang. Sie war weiß und braun und grau und schwarz und rot. “Wie schön”, sagte sie. “Eine Glückskatze!”, rief ich.
Einmal hat sie mich zu sich ins Haus gebeten, um mir ihre Bilder zu zeigen. Eines stellt eine Frau in einem langen, goldgelben Kleid dar, welche unter einem Blumentor steht. Auch die Vorlage dafür hatte sie noch aufbewahrt, sie war aus einer Zeitung herausgetrennt und lag sorgfältig in der Schachtel mit den Malutensilien auf ihrem Schreibtisch. Und ihre Tonfiguren. Frösche, Schnecken, Kugeln, Kinder, eine große weißglänzende Muschel. Eine Frau, sie trug eine Taube. Eigentlich sollte sie ein Engel werden, aber dann sind die Flügel nichts geworden. Deshalb trägt sie jetzt die Taube. Und noch ein anderes, naiv gezeichnetes Bild durfte ich sehen. Es zeigt ein kleines Mädchen in einem langen, hellblauen Kleid, das rechts und links von zwei überlebensgroßen Händen beschützt, sozusagen in ihnen geborgen war.
Sie zeigte mir von sich.
Sie schenkte mir eine tönerne Kugel mit Dreiecken als Löcher und eine Schnecke, die sie selbst getöpfert hatte, zum Dank, daß ich sie jeden Tag abgeholt und heimgefahren habe.
Ich habe ihr das Büchlein Kirschblüte und Nachtigall mitgebracht. Sie bedankte sich bei mir und sagte, ihre Augen ernst auf mich gerichtet: Vergeld’s Gott. Das hat mich sehr gerührt. Ich dachte, daß er ihre Worte bestimmt erhört. Wenn nicht ihre, wessen sonst? Wir umarmten uns zum Abschied.
Josephine brachte mir ein Buch über Südindien mit. Ihr Bruder hat dort ein Heim für geistig behinderte Kinder mit aufgebaut. Ich erzählte ihr, das ich gerne einmal nach Indien wolle. Sie sagte, daß ich das tun soll, denn etwas in meinem Wesen wäre dem der indischen Frauen dort sehr ähnlich. Sie legte ihre fertige Ikone auf auf ihr türkises Tuch, das sie trug, drapierte es außen herum, was wunderschön aussah. Wir waren uns einig, daß Maria auch ein bißchen zaubern konnte.

Samstag, 30. August 2008

Das Schloß

 

 

 

Ein Traumfragment: Ich befinde mich in einem Hafen am Rande einer Pier und springe mit dem Rücken zum Meer mit den Füßen voran senkrecht ins Wasser. Ich erwartete, daß ich sogleich wieder an die Oberfläche kommen würde, aber ich sank langsam tiefer und tiefer hinab. Das Meerwasser war eine türkisgraue Wand, man sah nicht besonders weit. Es war nur das Wasser, kein Fisch oder sonst irgend etwas. Zuerst hatte ich Angst, weil ich tiefer und tiefer sank, dann aber war ich ganz ruhig. In meiner linken Hand hielt ich etwas wie einen langen, silbernen Metallstab mit einer roten Kappe oder auch wie eine Leiter. Der Stab ist vielleicht dafür, daß ich auf dem Grund angekommen mich mit seiner Hilfe abstoßen kann, um wieder möglichst rasch auftauchen zu können. Ein wenig Angst hatte ich schließlich doch, denn ich wußte nicht, was mich ganz unten erwarten würde. Hoffentlich kein undurchdringlicher Wald aus langen Schlingpflanzen. 

Sonntag, 31. August 2008

Im Weidenkorb:
ist eine Aubergine,
ist eine Zucchini,
sind Früchte,
sind Blumen und Licht.

 

 

 

Heut trafen wir uns wieder um halb neun bei der alten Linde zum Tai Ji. Die Sonne schien, es war ein wunderschöner Spätsommertag. Die Bäume hingen voller Obst. Im Blattwerk der Linde flammten erste gelbe Stellen. Auf der Fahrt in die Stadt kam ich an einer Schafherde vorbei. Schon in der Schweiz sind wir an zwei großen Herden, die linkerhand lagen, vorbeigekommen.

Dann, oben auf dem Plateau, waren wieder Schafe links in einem Gatter. Ein Schaf, das hatte seinen Kopf durch den Zaun gesteckt. Ich registrierte es gar nicht sofort, aber wir gingen hin und tatsächlich steckte das Schaf mit dem Kopf im Drahtzaun fest. Ich befreite es, indem ich die Drähte auseinander drückte und nach einer kurzen Weile gelang es auch.
Die Übungen haben sich geändert, wir müssen uns umstellen. Sie sind jetzt auf eine Art und Weise schlichter, intensiver. Manchmal, so kam es mir vor, bewegten wir die Hände wie bei einem Segen, so als würden wir segnen.
Er erzählte so etwas Schönes. Er hatte am Morgen von jemanden eine Mail bekommen. Wo bist Du? Am Sternenhimmel... , so in der Art lauteten die Worte darin. Ich muß ihn noch einmal danach fragen. Ich dachte an das Traumbild mit den beiden Delphinen und erzählte es. Er kam auf das Tarot, daran hatte ich noch gar nicht gedacht, und ich erwähnte die Apokalypse, worin ja auch von sieben Sternen die Rede ist.
Wir tranken Kaffee zusammen. Dummerweise trank ich zwei Cappucino, was zuviel war. Wir sprachen über alles Mögliche. Und ich erzählte endlich auch von meinem Tagebuch.
Bei der Heimfahrt war ich aufgewühlt. Was wohl die anderen von mir denken?

 

 

Die Mutter meines Freundes hat ihm frische Himbeeren in einer achteckigen Schale für mich mitgegeben.

 

 

 

Nun sind wir sieben Jahre zusammen.

 

 

 

Wir waren essen und haben uns unterhalten. Es war ein schöner Abend. Eigentlich wollte die Wirtin schon zusperren.
Ich redete von Indien. Und einmal versank ich in Sprachlosigkeit, in Schweigen, weil ich nicht mehr wußte, was ich nun erwidern will. Was ich denn nun ausdrücken will. Was ich überhaupt will.

 

 

Am Bach

Montag, 1. September 2008

Bei den Blauen...

 

 

 

 

Am Bach

 

 

 

Die Sonne war am frühen Morgen ein goldener Ball, die Straßen leuchteten ebenfalls wie Gold. Von Westen trieb eine undurchdringlich graue Wolkenwand heran und es regnete schließlich den ganzen Vormittag.
Am Nachmittag stand meine Nichte auf einmal regennaß mit ihrem Fahrrad im Hof, sie wollte gerne eine Woche bei uns verbringen und in der Werkstatt helfen.
Ich träumte von Sonnenblumen, die im linken Straßengraben wuchsen. Die Sonnenblumen hatten große Köpfe und waren bereits verblüht. Sie waren feucht, feucht vom Tau. Eine herbstliche Stimmung.
Doris schrieb mir, sie schrieb mir so lieb, sie schrieb mir auch Worte aus einem Buch, das sie gerade zur Hand hatte, die entscheidende Frage lautet: Welchen Inhalt hat unser Bewußtsein?
Er hat so eine Gabe einen wohltuend und sanft zu berühren. Unser Tai Ji-Lehrer ist auch Masseur. Ich merkte das, als er einmal meine Hand nahm, um sie während des gestrigen Übens in die richtige Haltung zu bringen. Das war ganz erstaunlich.
Und ein Freund schrieb mir, ob ich überhaupt wisse, daß er einen Ordner “Margit und Poesie” habe.
Am Abend unendlich müde.

Dienstag, 2. September 2008

Ein Traum

Da war ein großes Fest bei einem Haus oder einem hohen Gebäude. Ich ging umher. Ich machte eine Durchsage, wie sehr ich ihn mochte. Schließlich saß ich in einer Runde, in einem Stuhlkreis. Ein Stuhl neben mir war, glaube ich, nicht besetzt. Oder war es der freie Stuhl auf den ich mich setzen sollte? Es waren helle, schlichte Holzstühle. Er ging in Richtung des Stuhlkreises, sah mich, und blieb in einigem Abstand davon stehen. Ich drehte meinen Kopf nach links zu ihm hin und sah ihn lange und wortlos offen an, während er so in einigem Abstand dastand. Seine rechte Hand steckte lässig in der rechten Hosentasche. Ich legte alles in diesen Blick. Nach einer Weile drehte er sich aber weg und ging fort. Fort! Sein Gesichtsausdruck war so seltsam, ein wenig spöttisch, was mir ins Herz schnitt.
Aber das ist er gar nicht. Das würde er nie tun.

 

 

 

Den ganzen Tag unterwegs.

Mittwoch, 3. September 2008

Ich hatte einen Traum, daß ich die Teile einer Leiche in durchsichtigen Gefrierbeuteln dabei habe. Auch andere trugen diese Beutel. Die Leiche war weiblich. Sie trug einen Sari. Ich sah die Farbe, das Muster des Stoffes, ihren Nacken und ihr dichtes Haar. Es war eine Inderin. Der schöne Stoff war silber und mit schwarzer Spitze. Ich erinnerte mich nach dem Aufwachen daran. Wie schrecklich. Wir befanden uns auf der Straße vor der Brücke in Richtung Autobahn/Berlin. Ich verlor einen Beutel auf der Straße. Während des Traumes war mir gar nicht bewußt, was ich da bei mir hatte, ich verstand das Bild während des Träumens nicht, erst nach dem Aufwachen war ich schockiert. Es war auch etwas mit einer Schulprüfung. Ich hatte Angst. Dann nahm ich den anderen den Zettel weg, damit sie nicht bemerken würden, daß ich weiß, was drankommen wird.
Heute (Samstag) denke ich immer noch über dieses Bild nach. Es bedrückt mich. Eine Leiche ist etwas Totes, Gestorbenes, das eigentlich vergraben oder verbrannt gehörte. An einer Stelle las ich, daß dieses Symbol für eine Schuld oder einen alten Fehler stehen kann. Daß ich eine Schuld mit mir herumtrage, zwar in Plastik verpackt, doch gut sichtbar konserviert, und ich lasse sie auch andere tragen. Und je länger ich sie so verpackt herumtrage, desto schwerer wird es, sie schließlich herauszunehmen und endgültig zu beerdigen. - Ich ahne vielleicht, worauf es sich bezieht.
Es fällt mir schwer hier darüber zu schreiben und ich werde es wieder herausnehmen.
Es ist deswegen, weil ich überlege, ob es richtig ist, es hier niederzuschreiben. Ich habe Bedenken.
Vielleicht meint das Bild auch, daß ich etwas Schönes, Lebendiges, Weibliches in mir getötet habe.

Donnerstag, 4. September 2008

Im Moment faszinieren mich Zahlen. Ich glaube, daß jede Zahl, die einem irgendwie begegnet, so zufällig oder banal sie auch scheinen mag, mit anderen Zahlen und mit einem selbst in einem großen Zusammenhang steht. Daß diese Zahlen aneinandergereiht oder verknüpft wunderbare Formen und Symphonien ergeben.
Ich träumte von einem schönen barocken Garten, der tiefer lag.
Am Abend waren meine Nichte und ich im Thermalbad, danach essen. Meine Cousine war auch dabei, und später noch Andreas. Daheim bin ich mit meinem Fuß wieder versehentlich auf einen schwarzen, länglichen Käfer getreten, der auf dem Parkettboden im Eßzimmer lief. Ich erschrak. Ich weiß nicht, wie ich es schaffe, stets ausgerechnet auf den einzigen Käfer weit und breit in der ganzen Wohnung zu treten. Ich trug ihn auf einem Kalenderblatt vorsichtig nach draußen, er war nicht mehr zu retten.
Ein großer Schwarm Rebhühner flog vor uns über die Straße. Die Felder, braune Erde.

 

 

Fisch an der Angel - ein Traumbild

Freitag, 5. September 2008

Spaziergang am Abend:
Es duftet nach Laub, nach Äpfeln.
Der wilde Hopfen rankt.
Wir gehen durch einen grünen Tunnel aus hohen Bäumen.
Eine weiße Blüte strahlt.

 

 

 

Im Traum heute Nacht habe ich endlich die Alte Frau gefunden. Ich suchte sie schon so lange. So lange. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, dieses tiefe Sehnen, sie endlich zu finden. Ich hatte mich einer gleichaltrigen Frau angeschlossen und folgte ihr unbeschwert in einen Raum. Und da saß sie, die Alte Frau. Ich wußte, daß, wenn ich sie endlich finden, es unerwartet sein müßte, und so war es jetzt auch. Sie saß unauffällig auf einer Bank an der Wand rechts von dem Eingang zu einer Höhle. Jemand saß vor ihr, so daß man sie nicht gleich sah. Ich erkannte sie sofort, wußte, daß sie es war, die ich schon so lange gesucht habe. Ich war so froh. Niemand schien zu erkennen, wer sie war. Erst stand ich wie in einem kreisförmigen Abstand zu ihr. Sie saß immer noch ganz unauffällig da, während ich sie lächelnd mit klopfendem Herzen ansah, meine Augen keinen Moment von ihr wandte. Sie hob ihre Augenlider, welche sie die ganze Zeit wie schlafend gesenkt hielt, und ihr durchdringender Blick blitzte mich für einen Augenblick an. Ihre schmalen Augen strahlten ungewöhnlich blau und silber. Sie hatte sehr dichtes, leicht gewelltes, dunkelblondes Haar, was ihr bis zum Kinn reichte, und einen Mittelscheitel. Immer noch saß sie ruhig da, obwohl sie mich wohl erkannt hatte. Sie spürte auch, was ich von ihr wollte. Dann trat ich zu ihr hin. Mir fiel auf, daß sie etwas kleiner war als ich, als wir uns gegenübergestanden waren. Ich fiel ihr um den Hals, genauer gesagt legte ich mein Gesicht auf ihre rechte Schulter in ihre Halsbeuge hinein, so daß meine rechte Wange die rechte Seite ihres Halses sanft berührte. Dann sank ich, sie immer noch mit der Wange sanft berührend, nach unten, um mich vor ihr zu verbeugen, mein Haupt vor ihr zu senken.

Auf einer Internetseite fand ich, daß das Traumsymbol der Alten Frau bei unreifen Menschen auftauchen kann, die Schutz und Geborgenheit suchen und keine Eigenverantwortung übernehmen wollen. Für mich habe ich aber den Traum so empfunden, daß ich etwas lang Vermißtes und Gesuchtes, etwas, das mir so gefehlt hat, vielleicht aber trotzdem in mir selbst verborgen Vorhandenes, nach langem Suchen endlich wiedergefunden habe, mit dem ich mich dann verband. Dem ich dienen wollte. Der entblößt gebeugte Nacken, das ist so eine besondere, eine verwundbare Stelle. Die Alte Frau war mir in einer Weise auch so vertraut. Sie war wie eine Schamanin. Rat. Sie war Rat.
Es war ein warmes Gefühl voller Vertrauen und Freude. Ich habe sie endlich gefunden!

Samstag, 6. September 2008

Der Vogel berührt die Blume mit seinem Mund

 

 

 

Gestern Abend haben wir zusammen auf Arte eine Dokumentation über das bedrohte Great Barrier Reef auf dem Sofa gekuschelt angeschaut. Mit diesen unglaublichen Fischen, diesen unglaublichen Farben und Formen. Bei einer Art ergießen die männlichen Fische ihren Samen alle zu gleicher Zeit wolkengleich knapp unter die Oberfläche des wogenden und sonnendurchfluteten Meeres, in den Schwarm der Weibchen hinein. Das wirkte wie ein wunderbarer Tanz. Das Verhalten von Schwärmen finde ich besonders faszinierend. Was für ein Rhythmus! Was für ein Humor! Was für eine Schönheit! Wer hat sich das alles nur ausgedacht?
Wir haben einen Spaziergang zum Waldrand unternommen, über die Wiese, am Bächlein entlang. Wieder am Dorfrand angekommen kreisten am Himmel schreiend zwei Vögel und ich fragte mich, was es wohl für welche waren. Doch sie wußte es. Es war ein Falkenpärchen.

Die letzte Arbeitswoche war anstrengend und ich kam kaum zur Ruhe. An zwei Tagen hatte ich wieder die sich im dreijährigen Rhythmus wiederholende Schulung zur Durchführung der AU, die jeweils mit einer Prüfung abschloß. Schon wieder drei Jahre vergangen! Ich kannte zwar den Stoff, trotzdem war es eine Anspannung. Der Mann, der neben mir saß, sagte, ich würde so eine Ruhe ausstrahlen. Ich konnte das gar nicht glauben, denn ich war sehr nervös.

Sonntag, 7. September 2008

Lila Blumen, ein Strauß lila Blumen. Sie sahen wie Glockenblumen aus.
Ich habe auch geträumt, daß ich mit jemanden in ein Restaurant gehe. Der Chef kam uns entgegen und ich kannte ihn. Er war ein hochgewachsener Mann und trug eine schwarze Hose und ein weißes Hemd. Ach ja, er, dachte ich, er ist hier also der Chef, wie seltsam. Aber jetzt weiß ich nicht mehr, wer er war.
Das Restaurant befand sich in einem Gewölbe, die Wände waren weiß gekalkt und bis auf Tischhöhe mit Holz verkleidet. Auf dem Boden lag ein roter Teppich. Es herrschte Dämmerlicht. Das Restaurant war ganz leer. Vom Eingangsbereich ging es nach rechts in einen langgezogenen, schmalen Raum, dort begannen dann die Tische und Stühle. Sie standen einzeln hintereinander entlang der Wand, so daß ein breiter Gang frei blieb. Man geleitete uns zu unserem Platz. Ein kleiner, quadratischer Tisch mit weißer Tischdecke und zwei Korbstühlen, die sich gegenüber standen, war für uns bereits gedeckt worden. Der Tisch stand vor einer Wand mit einem Bogen, hier war wohl der Stollen zu einem früheren Zeitpunkt einmal zugemauert worden, und ich glaube, dieser Bereich unter dem Bogen war nicht weiß gekalkt sondern man sah die rohen Steine. Das Korbgeflecht der Stühle reichte hinten von der Lehne bis fast an den Boden.
Aus den Augenwinkeln sah ich, daß auch an einem anderen Tisch für einen Gast gedeckt worden war. Da stand auch bereits ein leeres Weinglas. Es war ein einfaches Glas, kein teures, mundgeblasenes aus Kristall oder so. Wir ließen uns nieder, ich mit dem Rücken zum Gang, und eine Flasche dunklen Rotweins mit einem aufwendig geschwungenen Etikett, das eine ovale Form hatte - bestimmt war der Wein sehr alt und schwer, ich vermutete er stammte aus Frankreich oder aus Spanien - und auch Wasser wurden umgehend von links gereicht. Ich erschrak, weil ich mich daran erinnerte, daß ich ja immer noch keinen Rotwein vertrage, dachte an Kopfweh und Kater. Doch es war mir auch klar, daß ich ihn trinken würde. Schon alleine wegen meines Begleiters und weil ich eingeladen war. Allerdings weiß ich nicht, wer mein Begleiter war, denn ich sah ihn genauso wenig wie die Diener. Aber ich weiß sicher, daß jemand bei mir war.

 

 

 

Ich träumte noch von einem Artikel in der Tageszeitung mit dem Titel: Aber ich werde leben! Er handelt davon, was die Erde in den letzten 11/12 Jahren geschafft hat.

 

 

 

Staren haben sich über dem Haus gesammelt. Hunderte saßen auf der großen Stromleitung über dem Werkstattdach und machten sehr seltsame Geräusche, so daß ich irgendwann vom Schreibtisch aufstand und aus dem Fenster sah. Schwärme flogen auf und ab, kreisten über die Dächer des Dorfes. Und Star an Star saß dichtgedrängt auf der Leitung einige hundert Meter lang.

 

 

Das Fenster meiner Schwester

Montag, 8. September 2008

Ich träumte, daß ich mich von einer blinden Frau führen lasse.

 

 

Licht, das sich in einem Tropfen, der auf einem Blatt liegt, spiegelt.

 

 

 

Als ich sie fotografiert habe, blieb sie immer ganz ernst. Ihre großen, hellgrünen Augen, die sahen weit in die Ferne. Sie sahen, nein, nicht durch mich hindurch, sondern wie als sähen sie etwas anderes dahinter. Hinter mir. Hinter den Dingen.
Vorhin las ich eine Stelle, in der es heißt, daß die Suche nach dem Glück und die Suche nach Wahrheit stets dieselbe ist, denn es ist beides die Suche nach dem Selbst.
Herr Rossi sucht das Glück.
Vor etwa zwei Wochen habe ich mir ein Buch über Marguerite Porète, einer französischen Mystikerin, bestellt. Sie schrieb: Mirouer des simples Ames aneanties et qui seulement demourent en Desir et Vouloir d'Amour. Sie interessiert mich sehr und ich erwarte das Buch seitdem jeden Tag, erwarte, daß der Briefträger kommt, schiele schon von weitem nach einem entsprechend großen Umschlag und sortiere als erste die Post. Doch es ist noch nicht eingetroffen, obwohl es umgehend versandt wurde.
Es ist das Beste, daß ich es nicht mehr erwarte. Denn dann wird es bestimmt kommen.
Hoffentlich ging es nicht verloren.

Dienstag, 9. September 2008

Ich träumte von einem Mann, der gerade sein großes Fahrrad auf unserer Grundstückseite aus dem Bach zog. Ich beobachtete das von der gegenüberliegenden Seite.

 

 

 

 

 

Luftleerer Raum um ein Ende geschlungen. Um deine Hand. Um ein Ziel.

 

 

 

Ich denke immer noch daran, an das Buch.

Mittwoch, 10. September 2008

Ich träumte von einem quadratischen Gatter aus wenigen dünnen Stäben verbunden mit einem weißen Band, in dem sich viele junge Hirsche befanden. Es lag zwischen zwei Orten an der rechten Seite der Straße. Es waren zierliche, grazile Tiere. Ein Hirsch, der inmitten der anderen stand, hatte ein riesiges Geweih. Es war noch ganz pelzig und so gewaltig, daß es eigentlich gar nicht möglich war, es zu tragen. Und es hatte ich-weiß-nicht-wie-viele Enden. Doch der scheue, junge Hirsch mit den samtigen Augen trug es ohne Anstrengung, so als wäre es ganz leicht. Und ich träumte von Essen, das mir gereicht wurde. Nämlich mit Frischkäse gefüllte rote Paprika. Und ein Traum, daß ich endlich, mit all meinen Tieren, nach Hause gehe. Zum Ausgangspunkt. Es war ein warmer Traum und ich war wie ein Kind. Ganz froh. Wie Hänschen klein. Als ich so ganz allein durch die leeren Straßen zwischen den Häusern der Stadt marschierte, hielt ich ein rechteckiges, blaues Verkehrszeichen, ich glaube, es war das Hinweisschild für Jugendherbergen, vor der linken, hinteren Seite meines Kopfes, wie um ihn abzuschirmen. Ich kam an einen Platz und da war mein junger Freund mit dem Bus. Wie immer fleißig kontrollierte er gerade die Bremsen seines Reisebusses und hatte ihn dafür, er war dunkelblau und sah aus wie aus den 50er Jahren, hochgebockt und alle vier Räder abgeschraubt. Die lagen ganz ordentlich jeweils rechts und links der Achsen. Das trifft sich ja gut! Ich war sehr erleichtert, denn jetzt sind wir zu zweit. Wir können zusammen fahren und es geht viel schneller.

 

 

 

Und dann irgendwann... schließt sich das Äußere zum Inneren, zum Innenleben. Zum Kreis. Träumte ich.

 

 

 

Die zitternden Hände meiner Oma.
Ich erinnere mich an diese Hände.

 

 

 

Früh traf ich zufällig eine alte Schulfreundin auf der Prüfstelle. Das war sehr nett. Sie kam gleich zu mir her und begrüßte mich. Wir unterhielten uns und erzählten aus unseren Leben, während wir warten mußten. Sie erzählte mir auf einmal ihren Traum, den sie in der Nacht gehabt hatte, daß sie nämlich in einem Auto saß, die Bremse versagten plötzlich, und es fuhr schneller und schneller.
So fühle ich mich.
Später hatte ich das Gefühl jeden Moment in Tränen ausbrechen zu müssen. Ich fand mich auf einmal ohne Kraft und Energie und hoffte nur, daß niemand es bemerken würde. Da läuft etwas ganz falsch, dachte ich, es kann nicht richtig sein, daß ich mich so fühle und es auch mein Umfeld dementsprechend mitbekommt.

 

 

 

Lichthaus im Osten, und die Wiesen schimmern silber vom Tau.
Das Licht war so hell, es stand mitten zwischen den Häusern des Dorfes, auf das ich gerade zufuhr.
Ich blieb sogar am Straßenrand stehen, um dieses Wunder zu bestaunen. Schließlich bemerkte ich, daß dieses Licht von einem großen Dach mit einer Photovoltaikanlage herrührte, auf dem sich gerade die Morgensonne spiegelte.

 

 

 

Das Schwimmbad, das zur Akademie gehörte, war am Abend stets hell beleuchtet gewesen. Die großen Nachtfalter, welche von diesem weißen Licht angelockt wurden, schlitterten surrend und flügelschlagend wie Vögel über das Wasser, versuchten immer wieder darin einzutauchen und so zu dem Licht zu gelangen, sie versuchten es so lange, bis ihre Flügel naß und schwer von Feuchtigkeit geworden waren und sie ertranken. Es war jeden Abend dasselbe Schauspiel. Das ist mir beim Einschlafen wieder eingefallen, diese großen, dunklen Falter, wie sie auf dem Wasser tanzten.

 

 

 

Ich glaube, das ist es: diese Verweigerungshaltung gegenüber Veränderung und gegenüber Leben.

 

Donnerstag, 11. September 2008

Schmuck des Herbstes

 

 

 

Eine Luftbrücke, über das Bächlein zu gelangen, über das Feld, hin zu deinem Stern.

Freitag, 12. September 2008

Bunte Luftballons wurden losgelassen und stiegen in den hellblauen Himmel auf. Ich sah, wie sie höher und höher flogen. Da zerplatzten sie und die Fetzen glühten weiß vor Licht! Ein Traumbild.

 

 

 

“Hinter dem Netz fischen”, so lautet ein altes Sprichwort aus dem Mittelalter. Gerade hörte ich es auf dem Fernseher. Es bedeutet “zu spät kommen”.
Das will ich natürlich nicht.

Er wollte etwas und ich verstand nicht was. Einen Zug? Um Wasser zu suchen? Schließlich begriff ich, er wollte einen Kupferdraht und ich holte ihm einen Schweißdraht aus dem Lager. Er probierte ihn gleich aus und ging im Büro im Bereich vor der Theke auf und ab. Kurz vor dem Heizkörber beim Fenster schlug der gebogen gehaltene Draht heftig nach oben aus. Hier ist eine starke Quelle, sagte er. Dann hielt er die Wünschelrute zum Spaß vor meinen Bauch und sie schlug auch etwas aus. Das bedeutet, daß da noch Schmetterlinge sind, sagte er verschmitzt mit leuchtenden Augen. Da bin ich ja froh, erwiderte ich.
Ich fragte ihn, wie er das mache und er sagte, er sei sensibel dafür. Später, als er weg war, probierte ich es auch, ging ich mit dem gebogenen Schweißdraht in den beiden Händen hin und her, aber der Draht bewegte sich jetzt nicht mehr.

Ich habe Pfirsiche aus dem heimischen Garten mitgebracht bekommen. Sie liegen jetzt auf einem weißen Porzellanteller in der Küche und duften.

Samstag, 13. September 2008

Ich träumte, daß die vier Lindenbäume blühen. Nicht nur ihre grünen Wipfel, sondern sogar die Stämme waren über und über von diesen zarten und duftenden Blüten bedeckt. Jetzt, mitten im Herbst.

Und ich träumte von zwei Schildkröten, welche mit Zuccini und noch etwas anderem gefüttert wurden. Die keulenförmigen Zuccinis waren riesig und eine Frau schnitt sie entsprechend klein, um sie dann den beiden Schildkröten zu geben. Zuccini wurden auch der Länge nach in Scheiben geschnitten und aufrecht stehend in einen rechteckigen Bräter gestellt. Anschließend wurden sie mit Wasser eingeweicht.
In der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt werden nämlich bestimmte Pflanzen als Nahrung für Insekten gezüchtet, um diese zu heilen, wenn ihre Panzer verletzt sind. (Dabei dachte ich dann an den Käfer, auf den ich neulich getreten bin.) Die Pflanzen können die Panzer der Insekten wieder aufbauen.
Auf einer Internetseite las ich, daß nach einem chinesischen Glauben eine Schildkröte alle Lebensweisheit auf ihrem Panzer trägt.

 

 

Das Dorf

 

 

 

Noch ein Traumbild. Von einem kleinen Loch in dem grünen Rasen eines Gartens, eines Parks. In diesem kleinen Loch war ein Garten. Dieser Garten war noch schöner als der Park. Ein Garten im Garten, sozusagen. Eine winzigkleine Pflanzenwelt. Das Gefühl, als ich in dieses Loch sah, war sehr schön. Es erinnerte mich an ein altes, längst vergessenes Gefühl. Wie ein Kind.

 

 

 

Es ist das Wunder des Augenblicks, das er ausdrückt.

 

 

 

Im Wald schwirrten Libellen. Blau in blau. Blau in Grün. Blau in allen Farben.
Im Lampengeschäft. Die Lampenschirme aus Porzellan paßten von der Farbe nicht - zum Glück habe ich die beiden Pakete öffnen lassen - und während ich auf Ersatz wartete, den der Elektriker von einem Ausstellungsstück abmontierte, sah ich einen Kronleuchter, der aus geschliffenen Kristallkugeln bestand, welche von der Decke hingen. Ganz ähnlich Dodekaedern, mit nur noch viel mehr Flächen. Obwohl das Licht der Glühbirnen im Inneren des Leuchters weiß war, strahlten sie in allen Regenbogenfarben. Lichtbogen gleißten aus den Kugeln und schienen bei jeder meiner Bewegungen hin und her zu schwirren. Ich war fasziniert. Wie magisch angezogen ging ich hin, um ihn zu bestaunen. Ich staunte wie ein Kind, den Kopf nach hinten verrenkt. Schritt unter Lüster aus Kristallschlangen.

Sonntag, 14. September 2008

Traumfragmente

Ich träumte von einem alten Mann, der neben mir draußen im Freien auf einem ebenerdigen Doppelbett mitten auf einem Acker in der weiten Flur lag, um uns herum auch Wald. Wir lagen nebeneinander in diesem Bett, er auf der rechten und ich auf der linken Seite. Doch mir war das unangenehm. Ich wußte nicht wer er war und ich fand, daß er wie ein Penner und sehr abstoßend aussah. Sein Gesicht war wie vom Alkohol aufgedunsen. Wer ist das nur und was will er von mir? Dann stellte sich auch noch heraus, daß er mein ganzes Buch kannte, von Anfang an. Er hat es gelesen. Ich würde lieber drinnen schlafen. In meiner Wohnung. Er war mit mir im Eßzimmer, dann in der Küche, dann im Wohnzimmer. Und er ging nicht fort, denn er wollte gerne mit mir gehen. Ich konnte ihn irgendwie immer noch nicht richtig erkennen, doch sein Gesicht hatte sich auf einmal ein wenig verändert, wie es schien, es sah nicht mehr so schlimm aus. Ich dachte verschwommen für mich, vielleicht ist es wie im Märchen, vielleicht bin ich das selbst. Vielleicht bin ich es selbst, die verantwortlich für sein Aussehen ist und nur ich bin es, die ihn von innen her verändern, verschönern kann, da er ja ein Teil von mir ist. Da ich er war. Ich schämte mich aber immer noch wegen ihm. Alles kam mir sehr seltsam vor. Auch meine Mutter wußte von ihm, was mir unangenehm war.
Ich träumte auch, daß mir ein Stück meiner linken Augenbraue fehlt. Und daß ich eine Collage aus erdfarbenen Tonpapier fertigte, die Papierstücke waren in weichen, runden Formen ausgeschnitten, es waren die selben Farbtöne, welche ich auch beim Malen der Ikone verwendet habe. Ich suchte nach bestimmten Teilen, Schnittmusterteilen, die mir noch für das Bild fehlten. Da, rechts auf dem Schreibtisch, lagen sie ja!

 

 

 

Wir sind wieder an den Schafen vorbeikommen. Haben uns nach dem Üben vor dem alten Lindenbaum verneigt.
Die Sonne schien aber die Luft war schneidend kalt. Nordwind. Ich lieh mir ein Sweatshirt von Richard. Es war mir zu weit und hing lang herab. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, daß ich damit besser üben und ich mich mehr sammeln konnte als in dem enganliegenden Pullover, den ich darunter trug und auch sonst immer anhatte.

 

 

Glanz

Am Nachmittag war ich noch im Wald gewesen und habe mit einem Körblein in der Hand nach Pfiffer Ausschau gehalten. Leider fand ich nicht die ersehnten Steinpilze, dafür aber ein Lupinenfeld mit einer einzigen noch blühenden blauen Lupine darin. Ich scheuchte ein dunkles Tier im Gebüsch auf, das sich schnell davontrollte, und einen Vogel.
Als ich gegen Mittag vom Tai Ji nach Hause kam, stand eine Glasschale angefüllt mit winzigkleinen, silbervioletten Lavendblüten auf dem Eßtisch, daneben lag noch ein Sträußchen aus Lavendelzweigen. Die ganze Wohnung duftete danach und ich war verzaubert. Ich hatte sie mir für den Kleiderschrank gewünscht gehabt.

 

Montag, 15. September 2008

Ein archaisches Traumbild, nämlich von einem Wasserfall, der links durch die Schwärze brach. Das Wasser rauschte und spritzte wie aus einer schwarzen Wand. Und noch ein langer Traum von jemanden. Ich weiß nicht, vielleicht ist es wegen des Buches, warum ich von ihr träumte. Eine Szene ging so: Wir waren in einem Zimmer. Da waren zwei kleinere, schlichte Stühle aus hellem Holz, auf die wir uns einander gegenüber setzen wollten, um miteinander zu sprechen und uns dabei anzusehen. Der eine Stuhl hatte eine Rückenlehne, der andere aber nicht. Ich wollte mich auf den Stuhl ohne Rückenlehne setzen, damit sie den anderen erhielte. Doch sie sagte, daß sie den Stuhl ohne Lehne nähme und ich solle mich auf den Stuhl mit Lehne setzen. Ich sah, wie sie sich dann vollkommen aufrecht und gerade auf dem Hocker hielt, sie wirkte dabei wie ein junges Mädchen, ihre Wirbelsäule war kerzengerade wie ein Lineal und sie schien auch irgendwie von innen her zu orange flimmern, zu bitzeln, zu leuchten.
Ich wollte stets schnell wieder gehen, doch sie sagte, daß ich bis zu dem und dem Zeitpunkt bleiben könne, denn da müsse sie wohin. Einmal hielt sie auch lang meinen Kopf in ihren Händen, um mir dabei tief in die Augen zu sehen.

 

 

 

Was soll ich tun? In welche Richtung? Auf einmal ist alles voller Möglichkeiten. Voller Zweifel und unruhig. Ich habe das Gefühl, vor mir selbst davonzulaufen. Vor dem Eigentlichen.

 

 

 

Den ganzen Tag unterwegs. Abends faßte ich mir ein Herz und rief an. Später noch beim Clubtreffen in der Stadt.

Dienstag, 16. September 2008

Heute hat es das erste Mal gereift. Schon so früh im Jahr.
Die Dächer weiß.
Ich dachte an die vielen noch jungen Vögel, an die Schwalben.

 

 

 

Post. Doch es war nicht das sehnlichst erwartete Buch, sondern ein anderes, das ich ebenfalls schon länger bestellt habe, weil es mich auch interessiert. Es heißt “Hippokrates und die Heilenergie” und ist von Frau Dr. Annie Berner-Hüblin. Darin hat die Autorin die alte Weisheit der hippokratischen Heilkunde untersucht und verbindet sie mit der heutigen Psychotherapie. Ich bin durch ein Zitat in einem anderen Buch darauf aufmerksam geworden und glaube, es ist sehr gut.
Ich las kurz hinein und fand diese, wie ich finde, bedeutsame Stelle:
Wir können entsprechend von einem subtileren Schicksalskonzept ausgehen, wo alles Sinn hat, wo Zufall zum Zu-fallen wird. Dieses Zu-fallen im Großen und Kleinen zu bemerken, allmählich den “roten Faden” im eigenen Leben zu erkennen, bedeutet, einen Zugang zum eigenen sich entwickelnden Schicksal zu finden. “Wahl” ohne diese Perspektive wird immer nur in den bewußtseins- und ichgesteuerten Schichten stattfinden und wird die Regenerierungs- und Heilkräfte der “tieferen” Schichten nicht fruchtbar werden lassen. (...).
Und ich stieß auf die alte Sufi-Lehrgeschichte mit dem Schlüssel. Mir fiel auf, daß ich mich beim Lesen oder Hören dieser Geschichte tatsächlich noch nie als denjenigen gesehen habe, der den Schlüssel verloren hat und ihn genau an der Stelle sucht, an der er gar nicht sein kann, weil er dort gar nicht verloren wurde. (In der Geschichte sucht der Franz-Josef draußen vor seiner Hütte im Schein einer Straßenlaterne den Boden ab, weil es im Schein der Lampe heller ist, obwohl er den Schlüssel drinnen verloren hat.)
Ich betrachtete die Geschichte stets von außen.

Zwei Rehe auf einem Acker am Waldrand. Was für wunderschöne, scheue Tiere das doch sind! Eine Schwalbe flog niedrig und wie torkelnd genau vor mir über die Straße. Auf einem anderen Acker an der Straße pflügte ein Bauer. Hinter dem Traktor flogen kleine schwarze Vögel kreuz und quer pfeilschnell über die aufgepflügte Erde auf und ab, ein kleiner Schwarm, und als ich näher kam, sah ich, daß das ebenfalls Schwalben waren. Eigentlich hatte ich gehofft, daß sie bereits nach Süden gezogen waren, denn durch die kalten und klaren Vollmondnächte ist das Finden von Nahrung für sie hier bestimmt nicht leicht. Wahrscheinlich werden kleine Fliegen und Insekten durch das Pflügen des noch warmen Bodens aufgescheucht und aufgwirbelt. Oder vielleicht hat der Bauer auch Mist ausgebracht.
Am Morgen im Halbschlaf war irgendwie der Satz da, daß ich auch zu einem Einzeltermin zu S kommen könne. Da war ich erleichtert.

Mittwoch, 17. September 2008

Ein Herz schlägt über der unaussprechlichen Offenheit.

 

 

 

Die Schwalben gehen und die Meisen kommen. Sie schauen sich am Haus um. Pochen mit ihren Schnäbeln gegen die Scheiben. Untersuchen neugierig die kleinsten Nischen und Winkel.
Abends habe ich aus einer Laune heraus das Wohnzimmer umgestellt. Es wirkt jetzt offener, einladender und gemütlicher, vor allem für Gäste, da der Sitzbereich jetzt der Türe zum Eßzimmer zugewandt ist.

 

 

 

“Es sind nur noch Redeleute auf der Welt, die nichts mehr tun, sie reden nur”, sagte er, als ich Abends durch die Werkstatt zu ihm ging. Er stand über eine offene Motorhaube gebeugt und arbeitete.
Ich sei eine ganz liebe, sagte der Mann hinter der Theke im Kellerraum, der bis zur Decke mit Ersatzteilen voll gestapelt war. Ich war bereits einmal bei ihm, damals mit meinem Vater, das war vor 18 Jahren. Seine Haare sind ganz weiß geworden.

 

 

Donnerstag, 18. September 2008

What do you feel when you look in the mirror, are you proud? Sang eine Frauenstimme beim Aufwachen aus dem Radio.
Wieder hat es gereift. Leises Zwitschern aus einem der Schwalbennester unter dem Dach.

 

 

 

 

 

Ich träumte von einem Brief, den ich erhielt und in dem stand, daß sie jetzt den Preis für die goldene Halskette mit der kleinen, goldenen Sonne und dem winzigen Diamanten in der Mitte daran haben möchte, welche ich bei dem Goldschmied nach meinem Entwurf einmal hab anfertigen lassen. Ich will sie jetzt bezahlen.

 

 

 

Die unwandelbare Liebe.

 

 

Weises Pferd