Freitag, 10. Februar 2012
Ein Brief?
Das Glitzern und Blinken winzig kleiner Schneekristalle in der Sonne, wenn der Wind hineinfährt und sie in der Luft herumwirbelt. Ein goldener Funke im Auge des Anderen, der überspringt.
Ich schaue auf einmal in eine hellbraune Fläche. In der Mitte ein schwarzer, blanker Kreis. Der hellbraune Glanz zerfließt in ein dunkles, fast schwarzes Braun nach außen. Die Insel schwimmt im hellen, weißen See. Umkranzt von Haaren und beiger Haut sitzt das bewegliche Paar an der Stelle der Seele nach außen.
Helle Funken stoben heraus aus dem Auge und es ist offen.
Wo ist das andere? Nur das Auge.
Eines wird zwei und zwei werden ein eines, großes.
Wie ein tiefer Kristall in Schichten zu funkeln so sieht es aus. Ein schönes Auge. Fast zieht es mich hinein in die filigranen Membrane der tiefen Pupille.
Ist es ein Schacht? Versinkt das andere in einer Sekunde, im Augenblick, in einem? Das Auge liegt offen, so offen, und es schwingt zum anderen wie eine Schaukel.
Juni 2003
Samstag, 11. Februar 2012
Während wir uns am Tisch weiter unterhielten stand sie auf um sich für einen kurzen Schlummer auf das Kanapee, welches links neben der Anrichte steht, zu legen. Gleich unter dem großen Fenster, durch das den ganzen Nachmittag über die Sonne hereingeschienen war. Schon wenige Minuten später hörten wir ihre regelmäßigen Atemzüge.
“Nimm die Wahrheit.”
Dienstag, 14. Februar 2012
Daß ich vor Deiner Türe stehen
kann und Du machst mir auf.
Mittwoch, 15. Februar 2012
Das Sommermädchen und der silberne Vogel
Donnerstag, 16. Februar 2012
In der roten Glasvase ist jetzt ein neuer Blumenstrauß. Ein Strauß von Nüssen. Mit Walnüssen. Die Blütenknospen sind Nüsse.
Samstag, 18. Februar 2012
“Vielleicht schafft sie es noch den Knoten zu lösen... Denke immer daran, es ist das Kleine und nicht das Große.“
Sonntag, 19. Februar 2012
Im Museum
Ohne Hände
Das bemerkenswerte Gemälde “Das Abendmahl” von Matthias Grünewald
Die andere Seite: zarte Weiblichkeit mit Lamm und Korb mit Blumen
Dienstag, 20. Februar 2012
Dekanter
Ein seltsam geformtes Gefäß aus mundgeblasenem Glas, das mit einem weichen Lappen poliert wird
Dringst Du ein in die Sphäre der Mutter...
Donnerstag, 23. Februar 2012
Der Knoten ist eine Schleife, frei schwebend im Raum. Du mußt nur an einem Ende sacht anziehen, dann löst sie sich auf!
Freitag, 24. Februar 2012
Während ich schlief hörte ich das Telefon klingeln. Nach einer Weile klingelte es wieder. Jetzt ging endlich ran. Eine sanfte Frauenstimme war am anderen Ende der Leitung. Sie sagte: “Ja.”
Nur das. Nichts sonst. Sie sagte es nicht fragend, wer denn da sei. Und auch nicht mit einem Ausrufezeichen versehen. Sie sagte einfach ja. Wie eine Bejahung. Die Bejahung schlechthin.
Sie sagte ja.
Ja, ich will. Als gäbe sie mir ihr Ja-Wort. Wie ein Ja zum Leben.
Samstag, 25. Februar 2012
Träumte, daß ich stets zwei Schritte vor und einen zurück gehe. In einem wiegenden Gang, spürte es regelrecht.
Sonntag, 26. Februar 2012
Eine Außeinandersetzung mit sich selbst ist angekurbelt.
Und dann steht Dein Geburtstag selbst im Raum, ganz unverrückbar.
Dienstag, 28. Februar 2012
Eine Frau schwimmt gerade noch rechtzeitig durch zwei sich schließende hohe Felstürme von einer Bucht hinaus auf das freie Meer.
Mittwoch, 29. Februar 2012
Ein riesiger frischer Maiskolben kommt unter altem vertrocknetem Herbstlaub zum Vorschein, welches weggerecht wird.
Donnerstag, 1. März 2012
Das Bild bedeutet, daß die schöne gelbe Sonne in dem jetzt leeren und weißen Kreis mit den losen, schwarzen Bändern eingeht und ihn dadurch vollkommen durchleuchten und erleuchten wird. Die schwarzen Bänder verbrennt, so daß es eine neue und noch strahlendere Sonne gibt. Ich hab es geträumt.
Es ist, glaube ich, das Bestmögliche. Die beste aller Möglichkeiten.
Freitag, 2. März 2012
Ich habe einen schönen Auftrag, nämlich ein Etikett für ein Honigglas zu entwerfen.
Samstag, 3. März 2012
Flirt mit einem Schwan
Heute morgen habe ich mit einem Schwan geflirtet. Etwa zehn, elf Schwäne schwammen am Seeufer zusammen mit vielen Enten und Blässhühnern, darunter auch ein junger mit helbraunem Gefieder. Dieser hat mein Interesse zuerst gefesselt. Die Schwäne unterhielten sich mit diesen typischen tiefen und ungewöhnlichen Geräuschen. Ich versuchte es zu immitieren. Einer bemerkte meine Aufmerksamkeit, er befand sich inmitten der anderen, ganz nahe am Ufer. Er tat alles um mir zu gefallen, so schien es mir, stellte auf einmal seine beiden Flügel wie balzend auf und schwamm malerisch sich seiner strahlenden Schönheit voll bewußt im Licht der aufgehenden Sonne vor meinen Augen hin und her.
Nach einer Weile drehte ich mich um. Ein kleines blondgelocktes Mädchen kam gelaufen und sah glücklich zu den Schwänen und den anderen Vögeln. Seine dunkelhaarige Mutter blieb in einiger Entfernung stehen. Wir lächelten uns zu und sie grüßte mich, als ich an ihr vorbei weiter zum Parkplatz ging.
Aus dem krümeligen Erdboden lugen erste grüne Sprossenspitzen. Schneeglöckchen blühen in einer geschützten von der Sonne verwöhnten Ecke. Holz duftet. An der Wäschespinne vor dem Haus weht frischgewaschenes orangefarbenes Bettzeug fast unmerklich im milden Wind. Und ein orangefarbenes Handtuch, mit einer großen lachenden gelben Sonne darauf.
“Wäre nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnte es nie erblicken...”, zitierte sie. Es ist von Johann Wolfang Goethe.
Montag, 5. März 2012
“Er ist der Zauberer, der in den vergifteten
Brunnen einen Tropfen, nur einen einzigen
Tropfen vom lebendigen Wasser des Lachens
hineingoß und diesen Brunnen dadurch zum
kraft- und lebensspendenden Heilquell machte.”
Clown Anatoli Durow
Am Abend ein interessanter und wunderschöner Vortrag von einem weiblichen Clown über ihre und die Arbeit ihrer Kollegen/innen. Klinikclowns. Das Zitat ist dem Folder entnommen.
Dienstag, 6. März 2012
Ein Vogel fliegt hoch oben am Himmel:
3 Schwalben für 3 Nüsse.
Lerne Dich zu lieben.
Freitag, 9. März 2012
Liebhaber
Heilbader
Samstag, 10. März 2012
“Ich halte nur meine Schatzkammer auf.”
Die Sphinx
Ich habe geträumt, daß ich mit zwei besonderen und gelehrten Männern, es waren zwei Brüder und sie kamen aus Afgahnistan, auf einem großen Fest in Kario in Ägypten war. Sie haben mich freundlicherweise dorthin mitgenommen. Es waren unzählige Gäste anwesend und es gab die köstlichsten orientalischen Speisen, welche ich zwar nicht sah, mich aber doch irgendwie zu nähren und zu sättigen schienen. Und es schien auch, als seien alle ein wenig verrückt, ein rauschendes Fest von Verrückten! Es herrschte aber eine angenehme Stimmung und ich freute mich wirklich, dabeisein zu dürfen.
Es gab unzählige Räume. Ein kleiner quadratischer Tisch wurde in einem Zimmer zu einem langen Tisch dazugestellt, damit er und ich uns setzen konnten. Meine beiden Begleiter waren jetzt nämlich zu einer einzigen anderen Person geworden, einem Gelehrten türkischenglischen Geschlechtes, welcher sich stets in meiner Nähe befand und welchen ich aus einem Buch kannte, das ich einmal gelesen habe und mich beeindruckt hat. Plötzlich war er ganz jung, ein junger Mann! Ich sah sein Profil, seine aschblonden Locken. Und er wirkte sehr englisch, das Englische kam durch...
Es waren auch verschleierte Frauen auf dem Fest und in einem Raum saß eine vollkommen weiß verschleierte Frau an einem Tisch, ein Mann neben ihr. Sie fesselte meine Aufmerksamkeit.
Das Fest ging die ganze Nacht. Um zwei Uhr früh fuhr die ganze verrückte Gesellschaft einschließlich meiner Wenigkeit in einem langen Konvoi auf einer breiten Wüstenpiste mit Jeeps zu den Pyramiden hinaus! Zur Sphinx! Die Pyramiden und die Sphinx leuchteten ätherisch weiß, der Himmel war von einem unirdischen Königsblau. Alles war in dieses außergewöhnliche blauweiße Licht getaucht.
Eigentlich gibt es dort in Ägypten viele Sphinxen, wußte ich. Rechts befand sich ein Grabmal, eine sehr große, niedrig eingefaßte quadratische Platte. Zwei Männer machten dort etwas, saßen darin auf einer kleineren Platte. Sie richteten es neu aus.
Hier war eine Verbindung, stand in Versen dabei.
Eine Treppe führte zu der Sphinx hinab.
Die silberne Botschaft verfärbt etwas grün.
Ein dunkelgrüner Schimmer leuchtet sanft über der weiten Ebene. Wie ein Nebel, schön wie das Nordlicht.