Samstag, 4.Februar 2012
Osmanthus
“Er blüht ja, jetzt, mittten im Winter!”, sagt mein Vater überrascht zu mir. Und: “Du mußt ihn mehr in die Sonne rucken.” “Rieche einmal”, erwidere ich. Da steckt er seine Nase mitten hinein.
Der Duft der winzig winzig kleinen unscheinbaren Blüten ist überwältigend, süß, mit einem Hauch Zitrone.
Er erinnert mich an weißes Tuch, sorgfältig gefaltet und gebügelt, im Schrank einer feinen Dame vor dreihundert Jahren in Südfrankreich. An gestärkte, weiße Baumwolle mit Spitzen.
An weißes Haar, penibel frisiert und hochgesteckt.
An eine kostbare Puderdose aus Elfenbein.
An eine zarte Frauenhand, die nie eine Sonne gesehen hat.
An die kühlen Zimmer in einem maurischen Palast.
An einem tiefblauen Nachthimmel, sternenfunkelnd und heiß, mitten im Sommer.
Es liegt etwas ganz Besonders darin.
Ich habe den immergrünen und unspektakulären Busch, dessen Namen ich bis heute nicht wußte und der zu den Ölbaumgewächsen gehört, einmal vor etwa 12 Jahren aus Italien mitgebracht. Im Sommer steht er auf dem Balkon und heuer, im Winter, am Fuße der Treppe zur Wohnjung hinauf. In einem großen Tontopf. Als ich nach seinen Eigenschaften gefragt habe sagte der Gärtner mit Händen und Füßen, daß wirklich nichts Besonderes an diesem Strauch und seinen Blüten sei, außer, daß sie duften würden.
“Fümee! Fümee!”
Duftblüten
Bleibe unbetrübt
in jedem Moment.
Aus dem Büchlein: Leichte Gedanken
Im Traum sah ich mich einen schönen Strauß exotischer Blumen aus Hawaii in meiner weißen Vase arrangieren. Die Oberfläche der Vase bildet ein Relief von Muscheln und Schneckenhäusern. Es waren gelborangefarbene Kaprosen, Federbüsche. Leucospermum cuneiforme. Oder auch Nadelkissen genannt. Und da war auch, zwischen all diesen exotischen Blumen, eine schlichte nachtblaue Tulpe zum Malen genau in der Mitte. Ihre Blüte hatte sich noch nicht geöffnet.
Früh beim Aufwachen das Bild zweier Schwäne voller blauweißem Licht nebeneinander, welche auf unbeschreiblich glattem Wasser schwammen.
Auf dem Weg zu meinem Wagen: Es wurde gerade Nacht, es hatte bereits etwa minus 9 Grad. Doch es duftete nach Blumen.