Sonntag, 18. Januar 2009
Ein Federbällchen,
das in der Hand Platz hätte -
wenn es den Schnabel auftut,
klingt der ganze große Baum.
(Michael Bernard; Die kleine Freude am Vogellied)
Das Wetter hat seit ein paar Tagen umgeschlagen.
Es regnet.
Und es ist mild geworden.
Die kugelförmige Krone des Baumes vor dem Haus meiner Schwester glitzert in der Nacht von tausend Tropfen, die schwer an seinen unzähligen Zweigen hängen. Ich erkenne den Baum gar nicht mehr wieder, er erinnert mich jetzt vielmehr an ein zartes, filigranes Gebilde, das, würde ich es berühren, erzittern. Die drei Kinder liegen vor dem Ofen, in dem ein gelbes Feuer munter brennt. Auf der Matratze auf dem Boden, die mit einem roten Frotteespannbettuch bezogen ist. Auf dem Orientteppich, der dort liegt. Auf den kuscheligen Schaffellen. Wir kochen zusammen Spaghetti Aglio Olio und lachen. Die Eltern haben eine starke Grippe und ich soll ihnen deshalb nicht zu nahe kommen.
Eigentlich ist der Zen-Kreis, das Ei, auf dem die Vögel sitzen, eine Sonne. Die Sonne. Und ich glaube, ich hätte vielleicht nicht acht sondern zwölf Vögel malen sollen.
Ich habe Hans um zwei Federn gebeten, deshalb breitete er seine Schätze vor mir aus. Er gab mir dann vier kleine Federn zur Auswahl mit nach Hause, zwei die ein Pfau verloren hatte und welche an ihren Spitzen grünblau schillerten, und zwei braunweiß gestreifte von einem Greifvogel. Von einem Adler, wie er sagte.