Donnerstag, 24. Januar 2008
Im Traum war ich mit meinen Eltern im Urlaub. Dann bei einem Bekannten, der ein Restaurant betreibt. Mein Vater wollte unbedingt in das Zimmer im ersten Stock, welches über dem Speiseraum ist, und dort oben essen. Der Bekannte sagte aber, daß das nicht gehen würde, denn es ist ein besonderes Zimmer. Doch dann ging es doch, ein anderer Mann, wohl ein hoher Angestellter seines Restaurants, teilt es uns ernst mit und führt uns nach oben. Dort oben in diesem besonderen Zimmer, in das normalerweise keine Fremden zutritt haben, steht ein Tisch und an der weißen Wand schlichte, weiße Regale. In dem Regal stehen viele indische Götterstatuen aufgereiht. Verschiedene, sehr interessante Bronzestatuen. Manche stellen auch Fische dar. Der andere Mann weißt extra noch einmal auf diese Statuen hin, die wohl für den Bekannten etwas Besonderes, sehr wertvoll sind. Doch mein Vater will plötzlich weiter, er will auf einmal nicht mehr in dem Zimmer essen, obwohl er es doch gesagt hatte, sondern gehen. Ich empfinde das als äußerst unhöflich und es widerstrebt mir, ihm zu folgen.
In der Nacht schwebte ein Spinnennetz mit einer Fliege darin langsam von rechts nach links über meinem Bett.
Anstrengende Tage. Eine verschleppte Erkältung.
Freitag, 25. Januar 2008
In der Schwärze hinter den Lidern tanzen und rotieren manchmal Lichtpunkte. Ein Feuer. Ein kleines, prasselndes Feuer, einmal sah ich es nahe, dann wieder fern, es loderte und brannte ohne Unterlaß. Ein Feuer, nicht in einem Topf, sondern es loderte aus einem kleinen Scheiterhaufen Holz.
Nein, es geht nicht aus.
Kleine Meerkatze
Draußen leuchtet der Sternenhimmel, er behütet das kleine Dorf. Das plätschernde Wasser des Baches schimmert blau in der Silbernacht. Ein Kind blickt still durch ein Fenster hinaus in die Dunkelheit. In seinem Herzen brennt eine Kerze, deren Licht milchweiß durch seine Haut und durch die offenen Tore der Iris seiner blanken Augen scheint.
Morgen
Samstag, 26. Januar 2008
Finde deinen Weg zu uns, sagte ein älterer Mann im Traum zu mir. Über vergangene Jahre. Der Mann trug einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd. Er wirkte von seiner Statur her eher hager, er hatte dichte, kurze Haare und einen ebensolchen, sehr dichten, aber sorgfältig gestutzten Bart, der auch sein Kinn bedeckte. Haare und Bart waren braun mit einem fast unmerklichen Rotstich.
Es ging dabei um das: Stirb, bevor du stirbst.
Er sagte es, weil mich das die ganze Woche beschäftigt hat. Diese Stelle.
Nun verstehe ich nicht ganz, was er damit meint: Über vergangene Jahre? Wie geht das? Was bedeutet das? Über mein vergangenes Leben? Soll ich es anschauen. Ist darin ein Hinweis enthalten, verborgen? Soll ich über die vergangenen Jahre gehen? Vielleicht soll ich etwas aus diesen Jahren nutzen?
Am letzten Sonntag überlegte ich ständig: Was war mir die ganze Zeit über, auch davor, immer sehr wichtig? Wohin soll ich meinen Weg finden?
Jetzt weiß ich vielleicht, was er meinen könnte, ich fand, ich las etwas.
Sonntag, 27. Januar 2008
Ein Traum: Sollte das Licht fotografieren. Da fotografierte ich das Spiel der Sonnenstrahlen, welche golden auf der Außenwand eines Gebäudes gleich unter dem flachen Dach reflektierten. Wie das leuchtete! Warm und gelb. Sein Urteil fiel daraufhin so hart und vernichtend aus, daß ich entsetzt davonlief. Weg von dem Gebäude. Ich war vollkommen schockiert. Das Tun der anderen beiden Frauen hingegen lobte er. Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben und hat mir das Fotografieren der goldenen Lichtflächen auf der Fassade so viel Freude gemacht.
Als ich wacher wurde erkannte ich aber, daß ich das Licht auf einem monumentalen Gebäude aus einem Metall, es war ganz und gar aus Kupferblech zusammengenietet, fotografiert habe. Hohe Säulen standen rechts und links, gingen in die Außenwand über, ebenfalls aus Kupferblech. Es war gar kein richtiges Gebäude, es glich eher einem Tresor, einem verschlossenen Kasten, einem Tempel, der aber weder eine Eingangstüre noch Fenster besaß, mit einem schmalen Grasstreifen außen herum.
In dem Grasstreifen wuchsen auch Obstbäume, die aber kahl und blattlos dastanden.
In einem Traumbild schnitt ich die dürren bereits vertrockneten Zweiglein der abgeblühten Rosenblüten ab, die noch zwischen drei oder vier roten Tomaten hervorstanden. Im Traum war es so, daß Tomaten und Rosen wohl zusammen an einem Strauch wuchsen, gleich einem Blumenstrauß. Erst blühen die Rosen, und dann, wenn diese abgeblüht sind, sind die Tomaten reif. Ein Mann mit einer Glatze erklärte den Sinn von Tai Ji. Er erklärte es so: Tai Ji entblößt den Vogel, der entblättert wurde. Dazu zeigte er auch Übungen.
Der Baum mit den kleinen weißen Blütensternchen blüht immer noch. Und auch das ganze Zimmer duftet immer noch nach Zitronen und nach Frische, jedes Mal, wenn ich es betrete.
Licht und Licht.
Wißt ihr, was schön ist?
DIE TAT DES GUTEN DIENERS,
DIE MEHR IST, ALS NÖTIG.
Der Körper bewegt sich - das ist nötig.
Der Tanz ist “Mehr”,
und wenn er wirklich Tanz ist - ist er schön.
Die Stimme ist nötig - das Lied ist “Mehr”.
Die Formgebung ist nötig - nur das “Mehr” ist schön.
(...)
aus: Die Antwort der Engel;
S. 125
Montag, 28. Januar 2008
Morgensternband
Morgensternbande
Band zum Stern.
So heißt das Bild.
Momentan versuche ich mich an den Abenden wieder an einem Holzschnitt: Eine kniende Frau im Profil. Sei trägt eine Krone auf ihrem Haupt und hält einen strahlenden Stern in ihren Händen, von dem Lichtbänder ausgehen.
Dienstag, 29. Januar 2008
Eine schon etwas ältere, sehr grazile Frau mit weißen Haaren, sie trägt sie zu einem Pagenschnitt geschnitten, und in einem weißen, dicken Strickrolli aus einer weichen, fluffigen Wolle, kommt nahe vor mein Gesicht. Der Rolli ist zwei rechts zwei links gestrickt. Sie hat ihre Lippen dezent rot geschminkt und sieht mich freundlich an. Sie deutet hinten auf ihren Nacken, dorthin, wo sie Schmerzen hat. So, als wolle sie mir diese Stelle zeigen.
Tore
Heute erhielt ich einen Brief. Aus dem warmgelben Briefumschlag glitt ein rosafarbenes Herz. Herz, das über die Brücke geht. Das Brücke ist.
Immer wieder betrachte ich es.
Brücke zu den Zypressen, welche am anderen Ufer in den vollkommen blauen Himmel hineinwachsen.
Heute sah ich ein Schiff auf dem Fluß, als ich gerade auf der Straße daneben fuhr, welches Antonia hieß. Es waren eigentlich zwei Schiffe, zwei große Lastkähne, die miteinander verbunden waren. Sie fuhren in Richtung Süden, Richtung Rhein-Main-Donau-Kanal. Fast immer achte ich auf die Namen der Schiffe, wenn ich dort fahre. Ein lieber Freund schrieb mir in der letzten Woche, er schrieb auch von “Zufall”. Von Zufall. Nicht im Sinne der eher abfällig beiläufigen Bedeutung, die das Wort heute für viele Menschen hat, auch für mich manchmal, sondern vielmehr von der wahren Bedeutung des Wortes, nämlich daß einem etwas “zu fällt”.
Er hat auch gefragt, ob ich beziehungsweise wir im Frühjahr nicht zusammen mit unseren gemeinsamen Holzschnittlehrer, seiner Frau und ihm nach Südwestindien reisen möchten. In eine kleine Ayurvedaklinik, welche sie sehr gut kennen und in der diese schon mehrere Male wegen der Gesundheit waren. Als ich im Internet nachschlug, fand ich, daß in Südwestindien auch die Heimat der sogenannten “Thomaschristen” ist, also von Christen, welche sich auf den Apostel Thomas berufen. Es ist wegen des Perlenliedes aus den Thomas-Akten, weshalb mich das so interessiert. Ich habe mich sehr über das Angebot gefreut gehabt, war tagelang aufgeregt, er schrieb es auch in blauer Schrift, obwohl ich nicht mitkommen werde, kann, denn man lädt ja nicht jeden x-beliebigen ein, zusammen mehrere Wochen in einem fremden Land zu verbringen.
Ich war noch nie in Indien.
“Was denkst du, Margit?” fragte mich meine Freundin mehrmals eindringlich und deutlich vor dem Einschlafen.
Du fehlst mir
als sonst alle.
Meine Mutter fand noch einen schwarzen Einband, es ist eine Buchhülle was weichem Leder, im Umschlag. Sie zieht sie heraus und zeigt sie mir. Sie besteht nicht aus zwei Tafeln wie die Gesetzestafeln, sondern aus dreien. Eine Tafel mehr. Auf der dritten Tafel, besser gesagt auf der dritten Hülle war etwas in feinen Pastellfarben in das Leder geprägt, ein Engelmotiv. Ganz leicht. Vielleicht so in der Art, wie ich es gezeichnet habe.
Mittwoch, 30. Januar 2008
Abends im Kurs haben wir Dehn- und Entspannungsübungen auf dem Boden gemacht. Ich bin sehr ungelenkig und kann nur mit Mühe meine Zehen berühren, während der Lehrer vorne seine Füße mit den Händen ganz und gar umfaßt hat und sogar dabei noch seine Stirn sanft auf sein Knie legte. Später stellten wir uns eine bläulichweiße Energiekugel über unserem Nabel vor, die größer und größer wurde. Wuchs und wuchs. Er sprach auch von der Seele, die wächst, sich erhebt, schließlich sogar über dem Körper schwebt. Und er sprach von einer Art “Öffnung” in der Schädeldecke, welche unterschiedlich groß ausgebildet sein kann. Während er sprach lagen wir mit geschlossenen Augen auf unseren Decken, er immer weiter redete, ich schwerer und schwerer wurde und dabei tiefer und tiefer in den Boden, in die Erde, hinein sank. Er sagte: Eine wunderschöne Blüte wächst daraus. Aus dieser Öffnung. Ich stellte mir bildlich vor, wie bei uns allen jeweils eine ätherisch durchscheinende Blüte in Rosa oder Flieder, in Vergißmeinnnichtblau, in Scharlach, in hellem Violett oder in Lichtgelb - je nach Naturell des einzelnen - aus dem Scheitel sprießte, sich langsam in den Raum hinein öffnete, entfaltete, größer und immer größer wurde - gleich einem Schmetterling, der mit zusammengefalteten, noch feuchten Flügeln aus seinem Kokon schlüpfte - nach und nach den ganzen Menschen einhüllte und schließlich die zarten Blätter der andern Blüten berührte.
Donnerstag, 31. Januar 2008
Im Traum sah ich jemanden, der die Sonne fotografierte. Doch der Fotoapparat warf dabei einen Schatten auf sein Gesicht.
Heute habe ich gelogen. Eigentlich ganz unnötig. Sage ich jetzt. Es ging um etwas Persönliches, etwas, bei dem ich dann doch Scheu hatte es geradeheraus zu sagen, wie es ist, obwohl es ganz und gar nichts Schlimmes war. Hatte keinen Mut. Ging ganz leicht über meine Zunge. Immer noch Angst. Immer noch. Vor Geschrei und erklären müssen. Vor dem Rechtfertigen müssen. Vor einer Auseinandersetzung. In diesem Moment war ich wieder ein kleines Mädchen, voller Angst, das flunkert, das zu Methoden greift, um zu vermeiden. Ein Wust an plötzlich aufwallenden, unzusammenhängenden und unklaren Gefühlsmustern, so, als würde ich alles falsch machen, der sich dann wie ein Ring um meine Brust zu legen scheint.
Wenn ich jetzt alte Tagebucheinträge von mir lese, kann ich manches davon nicht mehr nachvollziehen. Wer war das, der dies alles schrieb? Wer ist diese Person? Bin das wirklich ich, Margit? Wieviel davon war echt, wieviel davon Schmerz, wieviel davon
Freitag, 1. Februar 2008
Im Traum schlug ich ein schmales Heft in A4 auf, eine Art Magazin, das in der Mitte zusammengeheftet ist. In dem Magazin habe ich Geld versteckt. Geldscheine. Immer wieder stoße ich auf Geld, wenn ich eine Seite aufschlage, darin blättere. Zwischen den ersten Seiten finde ich auch viele Collagenschnipsel, welche ich einmal dort hineingelegt habe.
Dann befand ich mich in einem unterirdischen Tunnelsystem, durch das wir gingen. Die verschiedenen Tunnel führten überall hin. Es gab Abzweigungen, Kreuzungen. Zum Beispiel bog jemand, ein Mann, an einer Kreuzung zum Tannenbaum, zum Weihnachtsbaum, ab. Ich wußte, daß hinter einer der Türen der Weihnachtsbaum war. Manchmal waren die Gänge schmal und aus grob behauenem Stein, ein andermal glichen sie Korridoren und weiße Türen gingen von ihnen ab. Einmal gelangten wir in eine Art Zimmer, es glich eher einer Höhle aus grauweißem Pappmaschee. In diesem Zimmer war eine Art Abtrennung, die einem Fenster glich. Doch ich wollte zurück, denn ich hatte Sorge, mich ansonsten in diesen Gängen zu verlaufen. Auch hatte ich Bedenken, wenn ich weitergehen würden, den Weg zurück nicht mehr zu finden. Jemand war bei mir und ich teilte ihm meine Bedenken mit. Schließlich befinden wir uns wieder im Freien, auf einem Vorplatz, einer Wiese, genau vor der Strinseite einer kleinen Kapelle mit der Eingangstüre in der Mitte. Ich sitze links von der kleinen Kapelle an einer Art Absatz, einer Stufe, auf dem teilweise festgetrampelten Boden. Da ist etwas, da liegt etwas, es ist ein unregelmäßig geformtes Stück Holz, das von der Form her einem fast halbkugelförmigen Wurzelstück gleicht. Ich hebe es hoch und es ist sehr leicht. Es muß wohl ein besonderes Holz sein, da es so leicht ist, kaum Gewicht hat, vielleicht handelt es sich um ein tropisches Holz. Auch seine Farbe ist besonders, es ist haselnußbraun, und von der Struktur seiner Fasern ist es sehr dicht, viel dichter als die einheimischen Hölzer. Eigentlich sind es zwei Hälften. Auf einmal erkenne ich besondere Zeichen, Schnitzereien, darauf, welche keltisch anmuten. Da ist zum Beispiel auch eine Frauenfigur mit einem Heiligenschein, welche an Darstellungen in alten Bibeln erinnern. Es ist noch jemand da, und noch jemand.
Beim Aufwachen ein Bild mit gelbem Feuer.
Samstag, 2. Februar 2008
Neulich saß eine weiße Taube auf dem Gehsteig neben der Straße. Daunenfedern wirbelten über dem Asphalt, noch hundert Meter weiter im Rinnstein. Sie war angefahren worden und hielt ihren rechten Flügel seltsam abgespreizt. So saß sie da. Sah ich sie auf dem Gehsteig sitzen. Ich dachte: Nun ist ihr Leben höchstwahrscheinlich vorbei. Wahrscheinlich wird sie nie mehr über die Dächer fliegen können, gemeinsam mit ihren Brüdern und Schwestern. Es hatte so etwas Endgültiges, Aussichtsloses. Hatte den Impuls hinzueilen, der Taube zu helfen, wünschte mir, ich könnte sie heilen, tat es aber dann doch nicht, blieb am Schreibtisch sitzen. Einige Zeit später war sie verschwunden. Zwischen den drallen Knospen hängen noch die vertrockneten und verschrumpelten Früchte vom letzten Jahr an den Zweigen des Kirschbaumes. Ich erinnerte mich, während ich im kalten Wind unter seinen weit ausladenden Ästen stand, an unseren Vogel Pauli, den Nymphensittich. Er liebte es an den Knospen zu knabbert und freute sich jedesmal, wenn wir ihm frische Zweige in seinen Käfig taten. Yoda der Kater sprang um meine Beine, während ich zum Bach ging. Fotografierte das Wasser. Heute ist Lichtmeß. Es heißt, daß ungefähr ab dieser Zeit die Vögel wieder am Morgen zu singen beginnen. Schneeflocken tanzen im eisigen Wind. Die Sonne, wie sie untergeht, hinter dem dunklen Hausdach verschwindet, zerfließt, ein hell gleißend breiter Tropfen von Licht. Das Gesicht meines Freundes lächelt mir von Wahlplakaten entgegen. Er hat sich als Bürgermeisterkandidat aufstellen lassen. Wir reden momentan zu wenig miteinander, sehen uns kaum. Es ist so, als wäre er ein anderer und ich andere. Ganz fremd. Weit voneinander entfernt. Wir waren auf einer Geburtstagsfeier eingeladen und ich habe sogar getanzt.
Sonntag, 3. Februar 2008
Ein Bild von Johannes dem Täufer. Sah sein bärtiges Haupt auf einem grünen oder roten Teller liegen.
Was bedeutet Seele, und was Geist, was hat der Engel damit gemeint? Fragte ich mich.
Heute morgen glitzerte alles. Der Garten. Eiskristalle, wachsend.
Den Katzen geht es gut. Manchmal schlafen sie jetzt sogar schon zusammen auf dem Sofa, zwar noch in einem gewissen Abstand, die kleine Katze - die zugenommen hat und ganz mollig geworden ist - auf der Lehne, und der Kater unten, aber immerhin.
Dienstag, 5. Februar 2008
Der Kursleiter sagte im Traum:
Atem: Wir zählen jetzt Zeit.
Es endet nicht mit “meiner” sondern mit “unser”. So lautet es richtig.
Deshalb habe ich auch das Gefühl, es ist nicht nur für mich.
Bitte laß mich stets daran denken. Fest sein. Bitte laß es mich nicht vergessen. Daß ich es halte.
Donnerstag, 7. Februar 2008
Ich vergaß die silberne Armbanduhr, die er mir dort, auf dem Fest, geschenkt hat. Vergaß sie auf dem Tisch... Ich habe sie nicht mitgenommen, nun erst fällt es mir ein, daß ich sie einfach liegen ließ. Ein Traum.
Blick aus dem Fenster des Schlafzimmers
Zwischen den roten Knospen springen die Meisen in den Zweigen, scheu kennen sie nicht. Der Kater kauert im Gegenlicht. Und ich, ich beobachte die Wasserratte, welche gerade langsam im vom starken Regen braungefärbtem Wasser des Baches an sein Ufer schwimmt. Die Bisamratte, sie lebt schon viele Jahre hier, sie wohnt in dem Garten, und ich mag sie sehr. Bei den drei Birken und der Weide ist ihr Revier.
Freitag, 8. Februar 2008
Haus der Oma und die alte Schmiede.
Samstag, 9. Februar 2008
Sonnenhügel
wachsen
an deine Stirne,
bis an dein Land.
Deine Stirne ist ein offenes Tor.
Deine Stirne gleicht einem Haus am Meer.
Deine Stirne ist wie Morgensonne,
ist wie der flutende Bach,
lichtwogende Sterne festgemacht am Schleier der Nacht.
Deine Stirne atmet.
Deine Stirne ist der Wind,
er treibt unergründlich die Schiffe mit den weißen Segeln wohin er will.
Deine Stirne ist hennarot gefärbt,
sie ist loderndes Feuer und
nichtschlafender Stern.
Sie ist Ackerland,
in ihr ist das Leben eingebrannt.
Deine Stirne ist ein Kornblumenfeld.
Das ist das grüne Zeichen.
In meinem Glas,
das halbvoll ist,
sind:
bunte Fischschwärme und Flamingos, die fliegen.
Seit heute morgen wölbt sich die Ahnung eines Regenbogens über das Haus. Obwohl der Himmel mit Wolken bedeckt ist, wölbt er sich hoch hinauf. Obwohl es nicht regnet. Sein eines Ende ist auf der anderen Seite der Straße im Sonnenblumenfeld. Und obwohl die Sonnenblumen, mittlerweile, ganz braun und vertrocknet sind, denn wir haben ja Februar, trotzdem erhebt sich.
für sie zum Geburtstag
Sonntag, 10. Februar 2008
Traumbilder
Ein langer, schmaler Collagenschnipsel, zurechtgerissen, wie sie sich so zahlreich auf meinem Schreibtisch türmen, mit Grün darauf. Mit grünem Blattwerk. Mein Blick gleitet den Schnipsel nach unten, auf einmal ist da Klee darauf abgebildet. Grüner Klee im Sonnenlicht. Da war ich froh.
Eine Bildsequenz: Ein Fuß in einem schmalen Turnschuh. Der Turnschuh ist aus grünem Leder mit schwarzen Streifen und hat erstaunlicherweise einen hohen Absatz. Er wird zu einem flachen Sportschuh mit Rollen daran. Dann ist der Fuß nackt, ohne einem Schuh. Die Zehen sind eigentümlich lang und von ihrer Form her recht ungewöhnlich. Vielleicht haben sie Schaden am falschen, zu engen Schuhwerk genommen. Die Zehen sind lackiert. Schwarz. Nicht schwarz, vielleicht dunkelrot. Nur das Bild ist jetzt blauschwarzweiß. Beginnend mit den Zehen taucht der Fuß jetzt langsam in eine stilles Wasser ein.
Ich glaube, es war mein Fuß.
In Essen. Ein Ort, an dem ein deutscher Musiker auftritt und spielt. Da ist wie eine schachtartige Vertiefung in die Erde hinein, eine Art breite Schneise, welche rechts und links mit Betonmauern eingefaßt ist. Diese mit Betonmauern eingefaßte Schneise ist für Aufführungen gedacht. Zwei in lange graue Mäntel verhüllte Gestalten gehen dort auf der rechten Seite nach vorne in Richtung Bühne. Der Mantel des einen hat auch einen Persianerkragen. Überall Sonne. Sonne leuchtete in die breite Schneise hinein, welche eigentlich nicht besonders tief war. Allerdings wirkte sie durch die Betonmauern auch nicht besonders freundlich. Doch das Licht, das Gegenlicht, war so hell, gelb strahlte es. Nur noch diese Sonne. Es sah so aus, als wären diese beiden Gestalten in ihren langen grauen Mänteln vollkommen in das gelborange Licht gehüllt, gleich einem Nebel. Einem Lichtnebel. Vielleicht tritt der Musiker dort in diesem Schacht auf, da er auf diese Weise so sehr von dem Sonnenlicht beschienen wird.
Drei Bücher. Eines liegt rechts oben in der Mitte. Es ist ein Taschenbuch und hat einen weißen Einband mit einem großen blauen Bild darauf. Mit dem Meer. Der Titel des Buches heißt: Die ver... Reise.
In unserem Dachboden, der ganz leer ist. Sonne scheint durch die beiden Ostfenster. Nahm drei Bücher mit hinauf. Bücher mit Zeichen. Eines der Zeichen ist mir im Gedächtnis geblieben. Es waren drei schwungvoll hingemalte Punkte. Mit schwarzer Tusche. Das Zeichen war stark von der Sonne beleuchtet, die Sonne leuchtete gerade mitten darauf. Schütze.
Noch ein Traumbild: Mein Vater läßt Yoda, den rothaarigen Kater, in meine Wohnung. Der Kater hat vor der Eingangstüre gewartet und mein Vater ist zufällig vorbeigekommen, hat ihn gesehen, die Türe geöffnet, und ihn hereingelassen. Der Kater läuft vor mir her in Richtung Eßzimmer. Da sehe ich, daß er auf einmal keinen Schwanz mehr hat, er seinen Schwanz verloren hat! Und am Hintern, das sah sehr komisch aus, wie, als wäre dort ein Baumstamm, ein dicker Ast durchgesägt worden. Als ginge durch den Rumpf des Katers in Wahrheit ein dicker Ast, der aber hinten am Schwanz durchgesägt worden ist. Ich hob ihn entsetzt hoch und trug ihn hinunter ins Büro, setzte ihn auf den Bürotisch ab, um die Tierärztin anzurufen. Vielleicht kann ich noch etwas retten. Wie hat er nur seinen Schwanz verloren? Genau wie der kleine graugetigerte Kater! Was war das für ein Unfall? War vollkommen entsetzt und suche nach dem Telefonbuch, um die Nummer der Tierärztin zu wählen. Jetzt muß ich sie heute, am Sonntagmorgen, anrufen und stören. Der Kater sitzt vor mir auf dem Schreibtisch auf seine Hinterpfoten. Hat mein Vater denn nicht die schreckliche Verletzung bemerkt, warum hat er nichts gesagt! Auf einmal ist das komplette Fell der hinteren Hälfte des Rumpfes des Katers verschwunden, so daß man sieht, aus was der Kater besteht. Anstatt aus rotem Fleisch besteht er aus dunkelbraunem, krümeligen Humus, aus Erdboden, welcher mit feinen, rosafarbenen Adern durchzogen ist, die mich an Regenwürmer erinnerten. Das Entsetzliche war, daß ich es im Traum vorausgeträumt hatte, während ich noch schlafend in meinem Bett lag.
Nun ahne ich, was dieses Traumgesicht vielleicht bedeuten mag, mit was es im Zusammenhang stehen könnte. Es hat vielleicht auch etwas mit meinem Geburtstagsgeschenk für meine Mutter zu tun. Mit dem Zeitungsausschnitt, mit dem ich das Geschenk eingepackt habe und auch mit seinem Inhalt. Genauer gesagt mit dem, was darauf abgebildet ist, denn Yoda ist ja auch so rot, ein Roter. Ich nahm aus Spaß die Seite mit dem Artikel, weil Yoda meiner Mutter am Anfang, als ich ihn bekommen habe, eigentlich nicht so gut gefallen hat, weil er eben rothaarig ist, sie ihn aber mittlerweile doch sehr lieb hat. Und Yoda ist kastriert. Das ist im Zusammenhang mit dem Traumbild, glaube ich, auch wichtig. Und wegen des Inhaltes des Päckchens, also des Geschenkes. Wegen des Buches, daß ich ihr schenkte: Manifest der Liebe.
Das ist wichtig. Die Widmung. Und ich blätterte gestern in dem Gedichtband Averno von Louise Glück. Ich las ein paar Zeilen. Ich las:
Man fragt sich:
warum ist der Körper der Mutter sicher?
Die Antwort lautet,
das ist die falsche Frage, da
der Körper der Tochter
nicht existiert, außer
als Zweig des Körpers der Mutter,
der wiederangebracht werden
muß, um jeden Preis.
(Louise Glück: Averno)
Noch ein Bild: Darin war ich eine schwarze Stute auf einer weiten Koppel. Ein wunderschöner schwarzer Hengst war bei mir, ein großes, edles Tier. Doch da öffnete sich das Tor zur Koppel noch einmal. Man ließ noch einen schwarzen Hengst herein. Brachte ihn in die Koppel. Die Menschen ließen ihn herein. Noch einen edlen Rappen, der mit wehender Mähne und stolz aufgestelltem Schweif voller Schönheit und Leben herein trabte. Er war ganz er selbst. Wir werden die Nacht über auf der Koppel alleine gelassen, denn ich soll ein Fohlen gebären und das Schicksal soll entscheiden, wer der Vater wird.
Draußen singen die Vögel. Frühlingsvögel. Singt der erste Februar.
Milch
Zartsinn bewegt deine Glieder, hebt den blütenschweren Korb, den Vogel aus der Wiege.
Zahm sind alle deine Tiere. Das erkenne ich an ihren Augenaufschlag, sagt die alte Frau.
Schatten spiel.
Am Abend, nachdem ich mich vom Computer gelöst hatte, sah ich einen Film über das Licht, das Sonnenlicht, über den Regenbogen und über die Entstehung der Farben. Über die Farben im Tier- und Pflanzenreich, Chamäleons sind wundervolle Tiere, und über den roten Blutfarbstoff, der besonders ist. Denn er trägt das Leben. Ich stellte fest, als ich zufällig auf den DVD-Rekorder neben dem Fernsehapparat sah, daß ich das Cover einer DVD, welche dort oben darauf lag, kannte, es mir seltsam bekannt vorkam, weil ich es erst vor kurzem woanders gesehen habe. ANTWORT ANKUNFT AUSKUNFT ZUKUNFT eins ein ein. Es ist die Oper Satyagraha von Philip Glass. Ich habe sie mir irgendwann einmal bestellt, ohne zu wissen, was das überhaupt ist, die DVD aber noch nie angesehen. Heute das erste Mal ein bißchen.
Montag, 11. Februar 2008
Um deinethalben verbarg ich vier Sommerzwiebeln in einer Falte meines Kleides aus schwerem Flanell. Verbarg sie vor den Blicken des Herbstes und des Winters.
Teich mit weißen Seerosen, welche an den Spitzen ihrer Blütenblätter blutrot gemasert sind. Die ewigen Blumen.
Der rote Faden.
Dienstag, 12. Februar 2008
Heute morgen war eine Email von einem Bekannten mit folgendem Betreff ganz überraschend in meinem Postfach: Danke für Deine wunderschöne Seerose.
Ich starrte auf die Worte und dachte erst, daß ich mich verlesen haben muß, daß es das ja überhaupt gar nicht gibt, denn er wußte ja nicht, an was ich gestern den ganzen Abend gedacht habe. Ich habe mir nämlich Gedanken darüber gemacht, ob ich das zu der Collage schreiben “darf”, da diese Collage für mich etwas Besonderes darstellt und bedeutet. Überlegt habe und überlegt habe.
Nun erhielt ich sozusagen eine prompte Antwort auf meine Frage, auf meine Zweifel.
Er schrieb mir eigentlich deshalb, weil ich ihm zu Weihnachten auf seine Wünsche hin eine Fotografie einer Seerose von mir gesandt habe und sie ihm so gefiel, daß er sie immer wieder betrachtet hat. Seltsam sind die Zufälle manchmal.
Er fragte mich auch: Wie ist dein Leben in den letzten zehn Jahren verlaufen? Das frage ich mich jetzt selbst.
Mittwoch, 13. Februar 2008
Am frühen Morgen ein Traumbild von einem wunderschönen blauen Schmetterling, der sich auf dem gewaltigen Stamm eines großen Baumes niedergelassen hat. Links unten, knapp über dem Erdboden, auf einem mächtigen Wurzelast. Es war ein Morpho Peleides, ein Himmelsfalter.
Samstag, 16. Februar 2008
Ein Herz -
Morgengruß
Sonntag, 17. Februar 2008
Träumte von einem Bärenfell, das an der Wand hängt, wie an einem Nagel. Eine Trophäe? Ein Fellkleid, das man sich vielleicht anziehen, das man sich umhängen kann. Es muß ein riesiger Bär gewesen sein. Mit einem langen, braunen Fell, manche Haare waren auch schon grau. Es muß ein Bär mit mächtigen Schultern, mächtigen Armen, gewesen sein. Ich berührte das Fell und war sehr traurig, denn ich fragte mich, was dieses Traumbild wohl bedeuten mag und ob der Bär nun tot ist.
Das untere Stück fehlte irgendwie.
Der Rosmarin blüht. Der Stock ist über und über mit zarten, hellblauen Blüten bedeckt, obwohl ich ihn schon jahrelang nicht mehr umgetopft habe. Er steht im Treppenhaus, vor der Eingangstüre, in der Morgensonne. Jetzt war ich krank gewesen, ich hatte eine Grippe. Habe abgenommen.
Sah einen schönen Film über die Insel Rügen. Mit dem Meer und den Buchenwäldern und Kornfeldern und vielen Tieren. Eine Margaretenblüte spiegelte sich vollkommen in einem Tautropfen, welcher in der immer stärker werdenden Morgensonne mehr und mehr dahinschmolz, kleiner und kleiner wurde und schließlich, zusammen mit dem Spiegelbild der Blüte, ganz und gar verschwunden war.
Nur noch der Grashalm, auf dem der Tautropfen einst gleich einer großen schimmernden Zauberkugel oder einer großen klaren Perle voller Spannung ausgebreitet lag - es sah sogar so aus, als sei die Margaretenblüte nicht außerhalb sondern in Wahrheit innerhalb eines Tropfens aus Glas, eines wunderbaren Spielzeugs, einer Zauberwelt, welche das kleine Kind am liebsten immer mit seinen beiden Händen festhalten möchte, als sei sie darin eingegossen -, fast, als wäre sein betörender Anblick und sein Dahinschwinden die Ausgeburt einer Phantasie oder eines Traumes der duftenden Sommerwiese gewesen.
Und der Himmel und die Sonnenstrahlen.