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Fahrbuch

 

 

 

 

 

Sonntag, 3. Oktober 2023

 

 

 

Der laue Wind umhüllte mich wie ein trockenes Tuch. Seltsam warm, woher er nur kommen mag? Als ich durch den weißen Leinenvorhang hinaus in den Garten getreten war, hat mich ein Pfauenauge begrüßt. Dunkel sah es aus. Später erblickte ich es freudig immer wieder, es hielt sich bei den rosafarben wogenden Blüten der Astern auf, die aus dem Blattmeer der Funkien wuchsen. Kam ich zu nahe, floh es in Richtung der Sonnenblumen. Manche formten hohe Bögen. Die Schwere ihrer üppigen und weitverzweigten Sonnenblüten zog sie hernieder.

 

 

 

Montag, 3. Oktober 2022

 

 

 

Ich habe einen Strauß Eichenzweige in das Zimmer gestellt. Wir waren im Wald und haben Pilze gesammelt. Der Eichenzweig lag bereits abgebrochen am Wegrand. Und viele Eicheln. Eine große Eichel ist beim Arrangieren auf den Fußboden im Zimmer gefallen. Lustige Hütchen tummeln sich in kleinen Gruppen zwischen den gewellten, festen Blättern. Die meisten Hütchen schon ohne Frucht, aber einige noch mit. Das hoffte ich sehr, dass nicht schon alle Eicheln im Wald heruntergefallen waren.
Am Vorabend hatte es stark geregnet, so stark, dass sogar die Satellitenschüssel und damit das Fernsehprogramm ausgefallen ist.
Am nächsten Morgen wider Erwarten mild. Ein Morgenrot. Ideales Polzwachswetter. Wir haben einige schöne Steinpilze und auch Maronen gefunden.

 

 

 

 

Freitag, 27. August 2021

 

 

 

(...)

Mehrere von uns sind von ihm gewichen.
Sie kehrten zu ihren Eltern zurück und lernten ein Gewerbe treiben.
Einige sind von ihm ausgesendet worden, wir wissen nicht wohin; er suchte sie aus.
Von ihnen waren einige nur kurze Zeit erst da, die Andern länger.

Eins war ein Kind noch, es war kaum da, so wollte er ihm den Unterricht übergeben.
Es hatte große dunkle Augen mit himmelblauem Grunde, wie Lilien glänzte seine Haut,
und seine Locken wie lichte Wölkchen, wenn der Abend kommt.
Die Stimme drang uns allen durch das Herz,
wir hätten gern ihm unsere Blumen, Steine, Federn alles gern geschenkt.
Es lächelte unendlich ernst, und uns ward seltsam wohl mit ihm zu Muthe.
Einst wird es wiederkommen, sagte der Lehrer, und unter uns wohnen,
dann hören die Lehrstunden auf. -

(...)
 

*

 

aus
Die Lehrlinge von Sais
Friedrich von Hardenberg
(Novalis)

 

 

 

Samstag, 6. Januar 2018

 

 

 

Spaziergang in der Dämmerung in den Wald

Im Nebel. Goldsterne, winziger, glitzernder Flitter leuchteten plötzlich, beim langsamen öffnen der alten Holztüre: Zwei Gläser dick angefüllt mit dunkelgrünen Fichtenzweigen, und in der Mitte die Mutter Anna. In der kleinen Kapelle. Wir schauen. Still ist es. Ein Lichtfunkte, plötzlich eine lange vergessene Erinnerung in meinem Herzen. Was die zwei altmodischen Sträuße Wedel nur vermögen?
Aromatisch duftet das Holz, die Tannennadeln, das feuchte Moos. Und die frischgrüne Wiese inmitten der Lichtung, vollgesogen mit Regenwasser, ein weicher Schwamm, Stiefel naß und lehmig, wir zeichnen vorsichtig Spuren und bewegen uns mit ausgestreckten Armen am festeren Rand. Die Umrisse der Stämme verschwinden rechts und links langsam im Nebel. Letzter Schnee unten in der schattigen Kuhle am Weiher, unter einem Meer von Brombeerranken und altem Schilf.
Auf einmal Tropfenschnüre, schwere, gläserne Perlen, wie von Zauberhand fein und regelmäßig aufgereiht an dornenbewehrten, halbmondförmig gebogenen Ranken, dazwischen feueriges Rot! In jedem Tropfen spiegelt sich eine winzige Welt.
Gurgelndes Wasser, glucksend unter Dickicht, Zweigen und altem Laub, das Bächlein begleitet uns am Wegrand talwärts.
Leise Rufe einer Meise.
Ich hatte mir gewünscht, daß es an Weihnachten schneien würde.

 

 

 

Freitag, 5. Januar 20018

 

 

 

HÖRZEIT:
Gespräche mit Kindern

 

 

 

Samstag, 28. Januar 2017

 

 

 

Zwischen den Vögeln, zwischen den beiden eisgrauen Birken: Himmel.

 

 

 

Donnerstag, 28. April 2016

 

 

 

Ein wuchtiges Buch klappt sich wie von selbst blätternd auf: Der Weg durch das Feuer. Zwischen den Seiten verborgen eine schöne Grußkarte mit goldenem Rand. Sie zeigt ein Triptychon mit zwei fröhlichen, schneeweißen Robben rechts und links umrahmt. Was soll das wohl bedeuten? Und die Mitte des Triptychons zeigt weißes Wolkenknäuel aus welchem lustig hell blinkend Sternenlichter schauen!
In der Mitte das Geheimnis.

Der Morgenhimmel zeigt eine zarte Wolkenspur. Ein Bogen.

 

Triptychon I
 

Triptyochn II

 

 

 

Freitag, 19. Februar 2016

 

 

 

Sturmwind, Schneeregen, doch manchmal blinken - feurig, funkelnd, tanzend - winzig fremdartige Kristallformen in der trüben Dämmerung wie kleine Sterne auf.

 

 

 

Samstag, 8. August 2015

 

 

 

Bin nahem
dem Herz Herz der Liebe
bin nahe
Haar der Zeit
dem Osten
dem Westen
Duft auf der Sommerhaut
der Sonnenbraut
ich lag
nachts
mit offenen Augen
unter dem Himmel

 

 

 

Sonntag, 26. Juli 2015

 

 

 

Am Bach

 

Mein Spiegel

 

In dem schattigen Dickicht am Bächlein, in den Birken, dem dichten Wipfel der Weide, zwischen den dunkelvioletten, schweren Beerendolden des Holunders, im Kirschbaum, im hohen Gras, überall am Bach junge Amseln. Und ich bin der Störenfried. Es rischelt und raschelt um mich herum. Laut schimpfend fliegen sie auf oder verstecken sich duckend am Boden, unter dem satten Grün.

 

 

 

Donnerstag, 6. April 2015

 

 

 

Blumen atmen Sonne, alles lebt.

 

 

 

Ostermontag, 6. April 2015

 

 

 

Eine Freundin ist für die OSCE in der Urkaine tätig. Sehr mutig. Beeindruckend. Eine wichtige Aufgabe.

 

 

 

Ostersonntag, 5. April 2015

 

 

 

Seit Tagen flattert ein goldgelber, langschwänziger Vogel unermüdlich ans Glas der großen Südfenster und stößt dabei mit seiner Schnabelspitze an die Scheibe, was stets ein Geräusch, ein lautes “Plong”, macht.
Als versuche er ganz dringend ins Haus zu gelangen.
Vielleicht schaut er nach Futter, nach kleinen Spinnen in den Fensterritzen.
Vielleicht sucht er einen Unterschlupf. Ein Nest.
Oder vielleicht ist es sein Spiegelbild, welches ihn in diesen ersten Frühlingstagen so betört?
Vielleicht aber will er wirklich nur herein.
Es ist eine Schafstelze.

 

 

 

Vogelschau

Folgende Vogelarten findet man hier auch noch:
Zaunkönige, Rotkelchen, einige Feldspatzen mit nußbrauenen Federkappen, mindestens fünf mal so viele Hausspatzen, Blaumeisen, Kohlmeisen, Weidenmeisen, Erlenzeisige, Grünlinge, ein Pärchen scheuer Stiglitze, langschnäblige Klaiber, die so akrobatisch kopfüber dem Stamm der Weide hinauf- und hinabsausen, grazil auf dem Hof tanzende Bachstelzen mit so langen Beinen, heuer endlich wieder viele Amseln. Saphirblau schimmernde Eisvögel. Natürlich Elstern. Krächzende Krähen. Ein Turmfalkenpaar. Im Bach mitten ein in der Bewegung erstarrte Reiher. Stare. Grünfinken. Buchfinken. Auch Rotschwänze wurden schon gesichtet. Zwei freche Buntspechte. Lustige Kernbeißer. Und, man höre und staune: sogar Eulen. Bald auch wieder: viele viele Mehlschwalben.
Der Kuckuck ruft über den Wiesengrund herüber.
Den Lerchen kann man am frühen morgen auf den weiten Feldern oben am Dorfrand zuhören.

 

 

 

Meer Türkis

Eine Türe öffnet sich. Dahinter noch eine zweite aus Glas. Diese führt hinaus auf eine Straße, sehe ich weiter, die Straße ist ein breiter, sanft geschwungener, ruhig dahinfliesender, spiegelglatter, türkisblauer Fluß. Er wird zum Meer.

 

 

 

Sonntag, 29. März 2015

 

 

 

Goldenes Gesicht am Fenster

 

Der Erdmann. Mittlerweile steht der Erdmann fast einen Meter fünfzig groß in Messing auf der Wiese am Bach.

 

 

 

Freitag, 27. März 2015

 

 

 

Weltenraum

 

 

 

Donnerstag, 26. Februar 2015

 

 

 

Das Herz klopft froh, weitet sich unter den Strahlen der Sonne. Vorbote. Atmend, den zarten Duft der sich wärmenden, noch kalten und nackten Erde. Vorahnung. Singt dem grünen Moos, dem alten Herbstlaub, den ersten Halmen, dem Krokus, dem ersten Marienkäfer ein Lied!

 

 

 

Sonntag, 22. Februar 2015

 

 

 

Ausstellung mit Werken von Willi Grimm in Maria Bildhausen

 

 

 

Freitag, 20. Februar 2015

 

 

 

Die Fenster des Zimmers weit bis in den späten Abend hinein geöffnet.
Um das Blätschern des Baches hereinzulassen.
Das Lachen der noch blattlosen Birken
Das Blau des Himmels mit seinen blinkenden Sternen. Diamantenstrahlen.
Den Vogelsang.
Den verheißungsvollen Duft eines ersten Sonnentages.

 

 

 

Rosenmontag, 16. Februar 2015

 

 

 

Begegnung mit Chartres

 

Nach dem ersten Besuch vor fünf Jahren den Ort mit den blauen Fenstern wieder spüren.

 

 

Quo vadis - Wohin gehst Du?

“Nun, was ist?”, fragen diese steinernen Herren. “Schön, daß du wieder da bist.”
Und der kleine Drache springt fauchend und spukend senkrecht die atemberaubend hohen Mauerwände rauf und runter.

 

 

 

 

 

 

Ich brauchte einen Tag, bis ich überhaupt angekommen war und etwas von der besonderen Atmosphäre in der Kathedrale aufnehmen konnte.

 

 

 

Das Heilige Gewand

Das Gewand “Unserer lieben Frau”. In der Unterkirche verborgen.

 

 

 

Bemalter Gewölbehimmel in der Unterkirche, bei dem uralten Brunnen

 

 

 

20150217-114

Man ist gerade im Begriff das Innere der Kathedrale von Chartres zu restaurieren. Der vordere Bereich mit dem Chor aber auch die westliche Wand mit der wunderschönen Fensterrose ist bereits fertiggestellt. Man hat die unendlich hohen gotischen steinernen Wände akribisch gereinigt, dann aber noch - das hätte man vielleicht besser sein lassen sollen - verputzt, weiß gestrichen und abschließend die Mauerumrisse darauf wieder kunstvoll nachgezeichnet.
Ich nehme an es gab gute Gründe dafür. Vielleicht war die Kathedrale auch einmal genau so ausgestaltet gewesen.
Doch ich bin nicht sicher, ob mir das Ergebnis gefällt. - Nein, es gefällt mir nicht!
Die atemberaubend hohen Wände mit den bleistiftdünn federleichten Säulenpaketen in den Gewölbehimmel hinein wirken nun zwar glatt, modern, hell und strahlend weiß. Doch dem Stein wurde damit seine Seele beraubt.
Wo ist die Geschichte der uralten Steinwände geblieben, die diese erzählt haben? Der Risse, der Fugen, der dunklen, von den Berührungen unzähliger Pilgerhände blankgeschliffenen Stellen? Dieses atmende Leben.
Zugetüncht.
Die berühmten Fenster leuchten jetzt bunten Edelsteinen gleich in ein helles, aufgeräumtes Kirchenhaus, aber nicht mehr in mystisches Dunkel hinein.
Und das ist doch gerade das, was unsere Seele auch manchmal braucht!
Das mystische Dunkel hatte die Fenster noch mehr zum Strahlen gebracht und den staunenden Menschen darin dadurch erhoben.
Die Wände wirken nun zu glatt um schön zu sein. Wie neugotische Zuckerbäckerei.
Man hat der Kathedrale ihre Mystik geraubt.

 

 

 

Die Königin von Saba lächelt weise. Und noch einmal der purpur golddurchwirkte Teppichhimmel der Gewölbedecke der Unterkirche.

 

 

 

20150217-18

Die Wurzel Jesse

 

 

 

“Die Mystik hat eine unglaubliche Faszination.”
“Und was ist Mystik?”
“Mystik ist das Unerklärliche.”
“Also Gott.”

“Das Wirken Gottes kann man überall erleben, aber ganz besonders in Chartres.”

Katze in Chartres

 

 

 

Samstag, 14. Februar 2015

 

 

 

Und wieder in Turin. Eine Kurzreise über das verlängerte Faschingswochenende.

 

 

 

Der Dom war geschlossen. Wohl wegen den Vorbereitungen, denn im Zeitraum vom 19. April bis zum 24. Juni wird das Grabtuch wieder öffentlich ausgestellt. Auf den Weg von dort zurück in die Stadt gelangten wir wie zufällig in die Chiesa die San Lorenzo am Piazzetta Reale, in welcher in einem kleinen Nebenraum eine Dokumentation über das Grabtuch zu sehen war. Eine Bettlerin kauert im Türportal und bedankt sich lächelnd für die Groschen. Zum Abschied winkt sie uns zehntausendmal.

Die Kuppel der Chiesa di San Lorenzo, erbaut von Guarino Guarini. Und die kleine Ausstellung über das Grabtuch.

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 7. Februar 2015

 

 

 

Im Krankenhaus. Trotz allem, großes Glück im Unglück. Wir sind dankbar.

 

 

 

Sonntag, 25. Januar 2015

 

 

 

Skizzenbuch, geöffnet

 

 

 

Donnerstag, 29. Januar 2015

 

 

 

Was tun, mit der vielen schweren alten Kleidung aus dem Lebenskoffer? Aus der großen alten Truhe, welche in der Nacht geöffnet über einem schwebt, ein schreckliches Damoklesschwert? Sollte ihr muffiger Inhalt auf mich fallen wäre das sicherlich nicht angenehm. Oje. Ich könnte nicht mehr atmen. Er würde mich erdrücken. Ich könnte ersticken.
Genau! Verbrennen. Was für eine wunderbar geniale Idee! Ein Frühlings-Freudenfeuer damit entfachen!


Am Montag ist Lichtmeß.

 

 

 

 

 

 

Freitag, 23. Januar 2015

 

 

 

Mein Olivenbaum, welcher immer über den Winter im Wohnzimmer steht und heuer zu Weihnachten mit Kugeln geschmückt war, blüht. Üppige Dolden, winzige weiße Sterne, und ein Meer aus gelbem Blütenstaub. Die kleinen, alten, silberhellen Weihnachtskugeln waren wie mit buttergelbem Puderzucker bestäubt.
Er duftet.
Wie?
Grün.

 

 

 

Samstag, 10. Januar 2015

 

 

 

Heimfahrt: Abendhimmel in der Schweiz. Schmetterlingswolkenflügel.

 

 

 

Dienstag, 6. Januar 2015

 

 

 

Dreikönigstag

 

 

 

Der alte Bilderrahmen aus Italien wird vorsichtig wieder hergerichtet. Ich habe ihn bei einem Trödler in den Bergen im Norden entdeckt. Der Rahmen hat eine goldene Einfassung, zwar schon recht brüchig und marode, dafür aber wunderschön. Hie und da fehlt ein Stück der Schnitzerei. Was er wohl schon alles gesehen hat? Man darf ihn nur mit roten Samthandschuhen anfassen.
Der goldene Rahmen ist für die Zeichnung mit chinesischer Tusche genau der richtige! Ich habe sie extra dafür gemalt.

 

 

 

Tröstung

 

 

 

Und die Heiligen drei Könige waren auch zu Besuch. Das hat mich sehr gefreut. Die Heiligen Drei Könige waren alle drei Mädchen.

 

 

 

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