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Mittwoch, 1. Juli 2009

 

 

 

Ohne Worte

 

Bilder malen...

20090701-3

Verborgener See

Stand um fünf auf, um das Tirami Su zuzubereiten. Es war bereits ziemlich warm, trotz des frühen Morgens, so daß die Creme lief. Erst war ich nicht zufrieden, doch am Abend, als wir nach dem Tai Ji beim Grillen zusammensaßen, erntete ich großes Lob in Form von wortlosem Genießen.
Tagsüber viel Arbeit.
Machte auch noch Mozarella mit Tomaten und Basilikum.
Wir wußten nicht, wohin Richard und Fridolin uns führen werden. Uns erwartete ein verwunschener Ort. Ein türkisblauer See an der tiefsten Stelle eines riesigen Steinbruchs. Ein weiter Kessel, der von hohen, kargen Felswänden umgeben war.
Als wären wir plötzlich in einer anderen Welt. Ich konnte gar nicht fassen, daß sich dieses Kleinod in so unmittelbarer Nähe befindet und ich das nicht gewußt habe.
Stille Natur.
An seinem Ufer wuchs Schilf. Seerosen blühten und breiteten ihre tellergroßen Blätter üppig auf dem türkisblauen, wunderbaren Spiegel aus. Und, so als sei das noch nicht genug, standen ganz regungslos langgezogene Schwärme von leuchtend orangefarbenen Goldfischen darin, aufgereiht wie an einer Perlenschnur.
Was für ein Farbkontrast! Und was für eine bizarre Landschaft!
Vögel riefen. Grillen zirpten.
Ich hielt den Atem an: Einer der Badenden sprang mutig von der hohen Felswand in den schimmernden Edelstein hinein.
Es gab noch einige kleinere flache Wassertümpel mit wuchernden Wasserpflanzen und winzigkleinen Fröschen darin, welche sich manchmal in die wüstenartige Karstlandschaft verirrten, so daß wir aufpassen mußten, nicht auf sie zu treten.
Ein Idyll im Verborgenen. -
Der Wirt des Naturfreundehauses hatte das Feuer schon angeschürt. Die Glut war gerade richtig, als wir eintrafen.
Ein Glühwürmchen tanzte über unserem Tisch.
War schweigsam.

 

 

 

Gestern hat eine nette Kundin Weihwasser mitgebracht, um ihren neuen Kleinwagen zu segnen. Damit nichts passieren wird.

 

 

 

Momentan sehe ich ständig verlorene Handschuhe auf der Straße liegen.

 

 

 

Donnerstag, 2. Juli 2009

 

 

 

Vogelschwärme am Himmel.

 

 

 

Freitag, 3. Juli 2009

 

 

Tongefäß

Ein Tongefäß, aus dem ich während der Atemübung Wasser getrunken habe. Sein Rand war für ein Trinkgefäß auf ungewöhnliche Art und Weise geschwungen geformt.
Das Gefäß hat mich an ein Gemälde von dem Künstler Walter Gramatté erinnert. Es heißt “Stilleben mit Uhr und Tulpentopf”. Der Tulpentopf auf dem Bild hat nämlich genau so eine ungewöhnliche Form. Er ist allerdings blau und mit einer roten Schleife vorne dran. Aus ihm wachsen drei rote Tulpen empor. Die roten Tulpen haben ihre spitz zulaufenden Blütenblätter schon weit aufgefächert. Er steht auf einem weißen Teller mit einem breiten gelben Rand und dieser wiederum, zusammen mit dem Blumentopf, auf einem schwarzen Tisch und der in einem tiefblauen Zimmer. Rechts von dem Blumentopf steht noch eine hohe, weinrote Vase auf dem schwarzen Tisch. Eine viereckige Uhr mit zwei Pendeln hängt an der Wand. Die Uhr hat einen schmalen, olivfarbenen Rand, einen marineblauen Grund und ein weißes Zifferblatt.
Auf der Uhr ist es kurz nach elf.

 

 

 

Da war auch ein kleines schwarzgelbes Vöglein, das stets zu mir kam. In meine Hand.
Ich habe mich mit Numerologie beschäftigt. Mit der Bedeutung Vornamen.
Ich dachte an das Windpferd. Es fasziniert mich. Da erklang von draußen her durch die offene Türe ein leiser, feiner Ton. Er kam vom Windspiel. Wahrscheinlich ist das Windpferd gerade vorbeigaloppiert und sandte mir einen Gruß.

 

 

 

Während ich durch den Raum ging und die Skulpturen betrachtete, das Bild - es war ein riesiger Teppich -, spürte ich, wie sie mich betrachtete. Spürte ihren Blick. Ich fragte mich, ob sie es war, welche das schöne, überlebensgroße Wandbild, den wundersamen Teppich, den Collage-Garten, geschaffen hatte.

 

 

 

Samstag, 4. Juli 2009

 

 

 

Ein Traumbild: Das Bild mit den aufgemalten, hellblauen Vorhängen neben der Türe hängt etwas höher als ein Bild normalerweise hängen würde. Es ist also kein Fenster, sondern ein Bild. Bis auf die Vorhänge ist es ganz weiß, ganz leer. Es ist weiter nichts darauf zu sehen. Und auch die Wand, an welcher es hängt, ist weiß.

 

 

 

Gedanken zu einem Haiku:

 

 

In dem Buch: Was ist der Weg - er liegt vor deinen Augen, habe ich folgende Zeilen von Lao Tse gelesen:

Das Nicht-Handeln üben:
so kommt alles in Ordnung.

Ich fragte mich, wie das funktioniert, wie man denn Nicht-Handeln üben kann?
Es geht ja nicht darum - so verstehe ich es - “nichts” zu tun. Sondern zu tun, ohne zu handeln. Ohne der Handelnde zu sein.
Frei sein im Tun.
Wie geht das?
Und wie kann ich das, um Himmels Willen, nur üben?
Der Satz ist so schlicht und einfach, er klingt vollkommen wahr.

Nicht-Handeln üben.

Es ist auf eine Weise sehr beruhigend, das, wenn ich Nicht-Handeln übe - obwohl ich nicht so genau weiß, wie das funktioniert -, alles in Ordnung kommen wird. Das beruhigt mich sehr. Es ist eine große Erleichterung. Ich atme auf. Fühle mich so, als ob eine große Last von meinen Schultern genommen wird.
Das spüre ich in den Worten. Daß einem die Last genommen wird. Das Schwere.
Ich mag die zwei Zeilen sehr.
Sie stehen inmitten einer Buchseite, einer linken Buchseite, um genau zu sein, des großformatigen Bandes. Ansonsten steht nichts weiter auf der Seite. Nur diese zwei Zeilen in der weißen Fläche.
Und auf der rechten Seite, gegenüber, ist eine große Schwarzweißfotografie von einem japanischen Kiesgarten.
Eine sorgfältig geharkte, weite Fläche Kies, auf der, vor einer hohen, weißen Wand, ein riesengroßer, quaderförmiger Stein liegt.
Der Stein hat es in sich.
Er ist nämlich uralt. Er ist gefurcht wie eine uralte Haut. Wie eine Elefantenhaut. Oder wie die Rinde eines uralten Baumes.
So stelle ich mir die Rinde eines etwa tausendjährigen Maulbeerbaumes vor. In meiner Vorstellung hat ein etwa tausendjähriger Maulbeerbaum so eine Rinde. Obwohl ich gar nicht weiß, welche Rinde ein Maulbeerbaum wirklich besitzt. Vielleicht ist sie ja eigentlich vollkommen glatt.
Oder eben die Haut eines Elefanten. Und mitten aus diesem faltigen Gebirge, das man am liebsten berühren, ertasten möchte, da blickt uns ein winzig kleines Auge an. Ein Auge, das weise ist. Das weiß.
Ich las noch ein anderes Büchlein, das ich geschickt bekommen habe. Eine Überraschung. Ein Geschenk. Ich las es in einem durch. Es hieß Die Augen des ewigen Bruders und ist von Stefan Zweig.
Auf der ersten Seite, noch bevor die eigentliche Geschichte beginnt, sind zwei Verse aus der Bhagavadgita zitiert, welche ebenfalls vom Nicht-Tun handeln. Sie lauten wie folgt:

Nicht durch Vermeidung jeder Tat
wird wahrhaft man vom Tun befreit,
nie kann man frei von allem Tun
auch einen Augenblick nur sein.
Bhagavadgita, dritter Gesang

Was ist denn Tat? was ist Nichttun? -
Das ists, was Weise oft verwirrt.
Denn achten muß man auf die Tat,
achten auf unerlaubtes Tun.
Muß achten auf das Nichttun auch -
der Tat Wesen ist abgrundtief.
Bhagavadgita, vierter Gesang

Virata, der Held des Büchleins, wollte frei sein von aller Schuld und mied deshalb alles Tun. Trotzdem aber verstrickte er sich mehr und mehr. Zuletzt lebte er als ein heiliger Asket in den Wäldern. - Und trotzdem. Und trotzdem konnte er sich nicht aus der Kette von Ursache und von Wirkung lösen.
Nach langen Jahren, Erfahrungen und Ringen, hatte er nur noch einen Wunsch, welchen er seinen König vortrug:
“Ich will frei sein meines Willens. Denn der Freie ist nicht frei und der Untätige nicht ohne Schuld. Nur wer dient, ist frei, wer seinen Willen gibt an einen andern, seine Kraft an ein Werk tut, ohne zu fragen. Nur die Mitte der Tat ist unser Werk - ihr Anfang und ihr Ende, ihre Ursache und ihr Wirken steht bei den Göttern. Mache mich frei von meinem Willen - denn alles Wollen ist Wirrnis, alles Dienen ist Weisheit -, daß ich dir danke, mein König.”
Der König verstand Virata nicht. Und wurde auch sehr zornig von den Worten von Virata.
Virata sprach weiter:
“(...) Wer nur dient und seinen Willen hingibt, ohne zu fragen, der hat die Schuld von sich getan und rückgegeben an den Gott. Wer aber will und meint, er könne mit Weisheit das Feindliche meiden, der fällt in Versuchung und fällt in Schuld.”
Der König befahl schließlich spottend, daß Virata Aufseher der Hunde sein solle. Worauf dieser sich verneigte und diese Arbeit bis zu seinem Lebensende klaglos tat. Niemand kümmerte sich mehr um ihn und der einstmals so angesehene Weise und Heilige starb schließlich nach Jahren seines einfachen Dienstes vergessen von allen. Sein Name wurde nirgendwo mehr erwähnt und ist in keiner Chronik verzeichnet.
Aber er war, so glaube ich und las es aus dem Text heraus, sehr glücklich bei seinem einfachen Dienst gewesen.

Das Thema beschäftigt mich.
Was meint “dienen”?
So ein großes Wort.

 

 

 

Sonntag, 5. Juli 2009

 

 

 

Kirschenpflücken

 

 

 

Montag, 6. Juli 2009

 

 

 

Heute frei. Fand Zeit und Energie das Arbeitszimmer auszumisten. Die Kisten mit den alten Briefen. Die Ordner mit den wichtigen Papieren und den Rechnungen. All das, was ich schon seit langer Zeit tun wollte, aber nie die Kraft dazu gefunden habe.
Jetzt fühlt es sich gut an und im Raum ist eine schönere Atmosphäre.

 

 

 

Wenn sie lächelt wirkt sie wie ein junges Mädchen.

 

 

 

Donnerstag, 9. Juli 2009

 

 

 

 

 

 

Freitag, 10. Juli 2009

 

 

 

Das Wissen um die Liebe und um die Verletzlichkeit derselben...

 

 

 

Samstag, 11. Juli 2009

 

 

 

Ich träumte von einer weißen Rosenblüte, welche auf einem weißen Kopfkissen lag. Die Rosenblüte war geöffnet, voll erblüht. Und das Bett gemacht.
Und ein Traum von Geld, das mir gestohlen worden ist: Mir ist Geld gestohlen worden. Ich befand mich gerade vom Landratsamt kommend bei den Bushaltestellen. Von dort aus ging zu meiner Schulzeit stets der Bus. Da riefen mich drei Männer, die in einem Abstand hinter mir gegangen waren. Sie riefen mich zurück. Ich drehte mich um und ging auf die drei Männer zu, ging ganz aufrecht. Diese drei Männer haben mir schon vor einiger Zeit meine Handtasche mit all meinem Geld und allen Dingen darin gestohlen. Ich hielt auf linken Mann zu. Er hatte etwas für mich. Nämlich meinen Geldbeutel mit dem Geld! Ich wußte, daß ich meinen Geldbeutel mit dem Inhalt von ihnen zurückkaufen mußte. Jetzt hielt sich seinen Kopf, sein Gesicht, in meinen beiden Händen und sagte immer wieder zu ihm: “Schämst du dich nicht! Schämst du dich nicht, mein Geld genommen zu haben! Schämst du dich nicht!” Da sah ich auf einmal, daß der Mann gar keine Augen hatte. Sie fehlten ihm komplett. Anstelle der Augen war nichts, nur die glatte Haut! Ich erschrak zutiefst. Er war vollkommen blind.

 

In dem Traum ist so viel enthalten. - Manchmal hat sie auch mein Gesicht so in den Händen gehalten und mir dabei tief in die Augen gesehen. Und auch jemand in einem anderen Traum tat das einmal.
Was ist es, was mir gestohlen worden ist und wofür ich nun bezahlen muß?

 

 

 

20090711-7

Herzaugen: Der Frosch muß geküßt werden!

 

 

 

20090711-2

Heute war die Firmung.
Wir sind in den Botanischen Garten gefahren, das hat er sich aus den Wahlmöglichkeiten, welche ich aufgezählt habe, ausgesucht. Ich war aufgeregt und habe mein schönstes Kleid angezogen. Nach der Kirche, die schon um neun Uhr war, haben wir spontan noch zusammen im Hause meiner Schwester Kaffe getrunken. Anschließend ging es los. Nach einer Weile sah ich, daß er auf dem Beifahrersitz eingeschlafen war.
Im Botanischen Garten studierten wir eingehend die verschiedensten Blüten, Schmetterlinge, Bienen. Mit seiner Hand berührte er sanft die Hummeln, die Bienen und die Schmetterlinge. Die kleinen Fische, welche in dem schmalen Bächlein, das durch das Tropengewächshaus gurgelte, schwammen. Die Frösche im Seerosenteich. Fliegen. Unterwasserschnecken.
In der Mainschleife, den Vogelberg hinauf, inmitten der Weinberge, lag eine rote Rose auf der Straße. Er hob sie für mich auf.

 

 

20090711-6

 

 

 

Eigentlich trug ich mich, nur wenige Tage bevor mich mein Neffe damals im Januar gefragt hat, fest mit dem Gedanken aus der Kirche auszutreten. Ich tat es dann, wegen der Firmung, doch nicht.

 

 

 

Sonntag, 12. Juli 2009

 

 

 

Ich träumte von zwei Rosenblüten. Auf der einen saß ein schwarzroter Schmetterling, auf der anderen eine Fliege.

 

 

 

Früh habe ich gekocht. Und um halb elf bin ich in die Stadt gefahren, um den Film Der Weiße Weg anzusehen. Es war leider so, daß sich die Termine überschnitten haben. Eigentlich hätte ich gleichzeitig daheim sein sollen, weil Besuch ankündigt war. Aber ich wollte auch sehr gerne den Film ansehen, da die Regisseurin, Frau von Linde, persönlich anwesend war. Sie sprach über die Zukunftsvision der Indigenen Völker. Dabei hielt sie eine Adler- und eine Condorfeder in ihrer Hand. Eine beeindruckende Frau. -
Später bestellte mir mein Vater Grüße. Viele haben nach mir gefragt und es bedauert, mich nicht persönlich angetroffen zu haben, sagte er auch.
Buk ein Brot und fuhr zu meiner Schwester, um im Kreise der Familie die Firmung zu feiern.

 

 

 

Die erste Seerose hat heute ihre Knospe geöffnet. Ihre Blütenblätter sind weiß und ihr Inneres ist so gelb wie eine Eidotter.

 

 

 

Montag, 13. Juli 2009

 

 

 

Die weiche Sommerluft ist voller Schmetterlinge. Pfauenaugen.
In der Nacht war ein heftiges Gewitter, ein Regenguß.
Die große Raupe, welche ich neulich auf der Straße sah, war die Raupe eines Weidenbohrers, eines Nachtfalters mit einer Flügelspannweite bis zu 80 Millimeter, weiß ich jetzt.

 

 

 

Montag, 13. Juli 2009

 

 

20090713-1

Kleine Schwalbe an meinen Bauch gekuschelt

Früh am Morgen, als ich die Katze herausgelassen habe, saß eine kleine Schwalbe mitten im leeren Hof. In der schrägstehenden Morgensonne. Es war eine unglaublich klare Luft an diesem Tag. Die Katze lief auf sie zu und ich rief: Halt!. Sie schnupperte kurz an dem Vogel - und lief weiter. Jetzt rannte ich in den Hof und als ich bei der kleinen Schwalbe war sprang sie auf meinen linken Fuß. Auf den Filzhausschuh.

 

 

Wie unterschiedlich doch die Schwalben untereinander sind. Eine jede für sich ist einzigartig. Ihr eigener Typ. Hat ihren ganz eigenen Charakter.

 

 

 

Dienstag, 14. Juli 2009

 

 

 

Regenbogen auf der Heimfahrt, und Schwärme von Staren

Jetzt schläft anstatt meines Freundes eine kleine Schwalbe neben mir. Auf dem Platz, an dem sich normalerweise das andere Kopfkissen befindet.
Heute hat uns eine Kundin tatsächlich eine selbstgebackene Torte vorbeigebracht. Kirsch mit Capuccino.
Die kleine Schwalbe hat ihren Platz auf dem Schreibtisch vor dem Fenster neben mir. Wenn sie durch das Fenster ihre Brüdern und Schwestern hört oder sieht, die über den Hof kreisen, ruft sie manchmal. Und manchmal, wenn sie nicht schläft, putzt sie ihr Gefieder. Sie scheint sich zu mausern. Sie reckt und streckt sich dann auch. Das ist ein gutes Zeichen. Überall liegen Hornschuppen, die sie dabei verliert.
Auf der Heimfahrt vom Meditationskurs sah ich einen Regenbogen.
Ein riesiger Vogelschwarm, es waren Staren, kreiste über den Weiler, in dem ich zwei Steige Kirschen abholte.
Die kleine Schwalbe war währenddessen bei meiner Mutter. “Ein kleiner Käfer ist ihr in den offenen Schnabel geflogen”, sagte sie, als ich sie abholen kam. Einer dieser kleinen, schwarzen Käfer, welche in den Blüten von Sonnenblumen leben.
Sie saß die ganze Zeit über auf der Hand meiner Mutter und sie hat sie im Garten herumgetragen und ihr die Insekten auf den Blüten gezeigt.
Leider habe ich kein Foto von den beiden gemacht. Meine Mutter sah dabei sehr glücklich aus und wenn sie die kleine Schwalbe betrachtete wurde ihr Gesicht unglaublich zärtlich und weich.

 

 

 

Mittwoch, 15. Juli 2009

 

 

 

Heute ist die kleine Schwalbe fortgeflogen.

 

 

 

Nach der Arbeit nahm ich sie, während ich die Blumen gegossen habe, mit auf die Terrasse. Sie wurde immer munterer und munterer. Ihre Brüder und Schwestern kreisten auf einmal nahe über uns und schrieen und die kleine Schwalbe antworte ihnen. Sie haben sie gesehen! Da entschloß ich mich, für eine Weile in das Zimmer zu gehen und sie draußen alleine zu lassen. Ich beobachtete sie von hinter dem Fenster aus.
Auf einmal flog sie auf eine der Stangen des Sichtschutzes. Und auf einmal saß sie schon auf dem Geländer! Und auf einmal, da war sie verschwunden!
Es schmerzte, wie ein Verlust. Abschied. Bat für sie. Faßte mich endlich und sprang auf, um nach draußen über die Terrasse zum Geländer zu eilen und nach ihr zu sehen, denn vom Zimmer aus habe ich wegen der Hauswand nicht erkennen können, wohin sie geflogen war.
Ob sie es geschafft hat?
Oder ist sie unten im Hof gelandet?
Suchte noch stundenlang den Hof und die Beete ab.

Schüttete das restliche Futter weg. Tat die toten Heimchen auf den Kompost.
Vielleicht hätte ich sie doch noch nicht fliegen lassen sollen, sie war noch so klein und so schwach? Vielleicht war es zu früh? Und wenn sie der Kater findet?
Jetzt plagten mich Zweifel, obwohl ich erst so sicher war, sie fliegen zu lassen.

 

 

 

Der Sturm hat das Vogelhaus von der Weide geworfen. Die kleinen, noch nicht ausgebrüteten Eier waren von gierigen Räubern bereits aufgepickt worden und leer.

 

 

 

Donnerstag, 16. Juli 2009

 

 

 

Sommerabend: Jetzt beginnen die Grillen zu zirpen...

 

 

 

Samstag, 18. Juli 2009

 

 

 

Ich bin um acht losgefahren. Unterwegs, an einer Tankstelle, vor der Zapfsäule, baten mich wieder zwei Männer wie im letzten Jahr im September, bei meiner ersten Fahrt in die Schweiz, sie zu fotografieren. Diesmal waren es zwei Motorradfahrer.
Klee auf dem Fußabstreifer im Treppenhaus. Und die Überreste einer toten Ratte.
Mache mir Sorgen wegen der kleinen Schwalbe, denn ich habe an drei verschiedenen Orten in der Werkstatt Vogelfedern gefunden, die mich an Schwalbenfedern erinnert haben. Ein schmerzliches Gefühl.
Kurz vor meinem Ziel begann der Motor heiß zu werden, aber er hielt durch.

 

 

Ein Feld mit Königskerzen und Wicken.
Stockrosen, lebend.

 

 

 

Sonntag, 19. Juli 2009

 

 

 

Ich träumte, daß ich bei meiner verstorbenen Oma im Haus bin und dort mein Vater und sein jüngster Bruder aufräumen. Im ehemaligen Laden ist schon alles ganz sauber und die Wände sind weiß getüncht. Auch in ihrer ehemaligen Wohnküche. Der Raum ist jetzt ganz leer und hell und freundlich. Auf den Boden wurden silberne Holzpflöcke oder Holzscheite in einer regelmäßigen Form aufgestellt. Die Oma ist auch da. Sie ist ganz klein und trägt ein schwarzes, langes Taftkleid mit Rüschen und auch eine schwarze Haube. Wie eine Ahnin. Da kommt noch eine andere alte Frau durch die Türe von draußen herein, sie sieht aus wie eine Zigeunerin. Sie ist ebenfalls klein, hat eine braune Haut und trägt ein buntes, fröhlich gemustertes, sackartiges Baumwollkleid und ein Kopftuch aus dem selben Stoff mit einem Blümchenmuster. Orangefarben, rosa und lila. Ein kleines Kind geht an ihrer rechten Hand. Ich verlasse die Stube und gehe in den Laden, um dort aufzuräumen. Dafür schließe ich die Türe genau vor der Zigeunerin mit dem Kind, denn ich wollte beim Aufräumen ungestört sein. Im Laden waren auch diese Holzpflöcke in regelmäßiger Ordnung aufgestellt. Ich räumte in der linken Hälfte des Raumes auf. Es war sehr erleichternd.
Links in der Wand befand sich auch ein Fenster zum Nachbarn. Das Fenster war ebenerdig, der Laden lag hier also tiefer als die Erdoberfläche war. Vor dem Fenster wuchs ein kleiner Busch, ein Haselnußstrauch. Meine Schwester ist jetzt anwesend und faßte in die Erde oder in das trockene Laub, das um den Stamm des Busches lag. Nun ist auch meine Oma wieder mit im Zimmer. Sie verlangte davon zu essen. Sie wollte von der Wurzel des Haselnußstrauches essen. Ich verweigerte es ihr aber und sagte: “Nicht von der Wurzel!”

 

Im Nachhinein erinnert mich meine Oma im Traum auch sehr an meine Urgroßmutter, welche, wie ich aus Erzählungen weiß, ebenfalls sehr klein gewesen war. Auf einer alten Fotografie trägt sie auch so ein hochgeschlossenes schwarzes Taftkleid und eine Haube. Kurz vor Kriegsende hat sie sich beim Holzmachen ihre rechte Hand abgesägt. Das war sehr schlimm. Die Wunde haben ihr die gerade einmarschierten Amerikaner versorgt.
Auf späteren Fotografien, es waren nicht viele, hielt sie dann den Stumpf stets mit der linken Hand abgedeckt, damit man ihn nicht sah.
Ich glaube, daß ich es mir heute gar nicht richtig vorstellen kann, was das damals bedeutete.
An der Südseite des Bauernhauses wuchs ein Ringlobaum. Oft steckte sie meinem Vater, der damals noch ein kleiner Junge war, welche zu, weil sie ihn sehr lieb hatte.

 

 

 

Montag, 20. Juli 2009

 

 

 

See

 

 

 

Mittwoch, 22. Juli 2009

 

 

 

 

Donnerstag, 23. Juli 2009

 

 

 

Heute traf ich M am Nachmittag. Sie wartete an der Bushaltestelle. Ich war aufgeregt, denn es war unsere erste Begegnung. Wir gingen ins Gasthaus Sonne um uns zu unterhalten. Wir waren auf dem Aussichtsbalkon mit dem atemberaubenden Blick auf die Berge und über den See gesessen. Ein Sturm kam und wir flohen mit der Bedienung und anderen Gästen in das Innere. Die Sonnenschirme flogen herum und einer flog genau in die Glastüre, vor der wir wenige Momente vorher gesessen waren. Sie zerbarst in tausend Splitter.
Sie ist wie ein heiterer Sonnenschein. Ein Mann, der aus einem Wagen an der Bushaltestelle gestiegen war, fragte sie, ob ich ihre Tochter sei.

 

 

 

Freitag, 24. Juli 2009

 

 

 

Ein Traumbild: See in den Bergen

 

 

 

Samstag, 25. Juli 2009

 

 

 

Ich träumte von einem Fahrradfahrer auf einem schwarzen Fahrrad. Der Fahrradfahrer bestand ganz und gar aus rosafarbenem Lichtschein.

 

Auf der Heimfahrt war es so, als würde ich in eine andere Welt hinein fahren.

 

 

 

Sonntag, 26. Juli 2009

 

 

 

Beim Einschlafen hörte ich imaginäres Glockengeläut in meinem linken Ohr. Ich träumte auch von einer Kinovorführung. Ich wußte, daß an einem Mittwochabend der Film Der Weiße Weg im Kino gezeigt werden würde und ich wollte ihn auf keinen Fall verpassen. Deshalb ging ich dann dorthin. Der große, offene Saal war ziemlich voll, vor allem vorne. Schließlich fand ich einen Platz vor einem Mann am Mittelgang, der aber behauptete, daß ich ihm die Sicht nehmen würde, obwohl mein Kopf nicht über die recht hohen Sitzlehnen hinausragte. Jetzt merkte ich auch noch, daß ich im falschen Film war, es lief irgendein trendiger, französischer Modefilm aus den späten 80ern und die Sitzreihen waren voller Jugendlicher in Amüsierlaune. Ich verließ das Kino und ging noch einmal hin und kam zu dem richtigen Film.

Fadenknäuel. Es ist der Faden der Ariadne. Daneben Dionysos.

Wieder daheim, nach einer Woche Urlaub/Seminar über die tiefere Bedeutung der Fresken der Villa Misteri in Pompeij. -
Versehentlich habe ich, das war schon am letzten Freitag Abend, alle Juli-Einträge unwiderruflich gelöscht. Ich kann nicht einmal sagen, wie mir das gelungen ist. Ich rief die Seite auf und meine Finger machten irgendeine schnelle, unaufmerksame Bewegung auf der Tastatur - und schon war die Bescherung geschehen. Ich habe dann auch noch, vor ein paar Tagen, zwei Emails versehentlich gelöscht. Einmal war der Computerbildschirm, nachdem ich auf “senden” geklickt habe, plötzlich weiß und leer, ohne das ich wußte, was ich gemacht habe.
Und ich habe die Blumen überdüngt. Die Blätter der Engelstrompeten sind, als sie angefangen haben üppig zu blühen, gelb geworden und ich habe angenommen, daß es am Nährstoffmangel liegt. Ich habe mit verschiedenen Mitteln, u. a. Hornspänen, nachgeholfen, aber wohl mit viel zuviel des Guten. Nun sind alle Geranien und auch das Indische Blumenrohr, welche in großen Tontöpfen entlang der Hauswand im Hof stehen, regelrecht wie von innen her verbrannt.
Was für ein Anblick!

Es ist viel geschehen. Viel, was mich beschäftigt.

 

 

Einmal sangen wir zu Beginn ein Lied, das ging so:
Heilig bist Du, Ursprung der Welt.
Heilig bist Du, Seele aller Leben.
Heilig bist Du, ewige Gegenwart.

Sie sang es auch schon am Morgen, es klang froh aus ihrem Zimmer, aus dem sie gerade etwas holte, in den Sonnenschein, während wir in der Küche die Gläser und die Tassen für Kaffee und Wasser hingerichtet haben.

Ein Zauber lag über allem, den ich aber viel zu wenig wahrgenommen habe.
Im Gegenteil voller Spannung.

Ich las die Zeitungen der vergangenen Tage nach. In der Ausgabe vom 23. Juli stand ein großer, auch kritisch angehauchter Bericht über den Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan. Die fette Überschrift lautete: Deutsche Offensive gegen Taliban läuft. Darunter ein Foto von deutschen Panzern. Dies sei die bisher größte Militäroffensive der Bundeswehr in Nordafghanistan gewesen, las ich. Ein Einsatz mit schweren Waffen. Mit Panzer-Bordwaffen und Mörsern, lautete es weiter. Und ich las die Worte des Verteidigungsministers: “Wir machen einen Stabilisierungseinsatz und keinen Krieg.”

 

Mir wurde in den vergangenen Tagen mehr und mehr bewußt, was die alte Weisheit von dem Spiegel wirklich bedeutet.
Was ich sehe, was ich von mir zu sehen bekomme...

 

 

 

Montag, 27. Juli 2009

 

 

 

 

 

Mittwoch, 29. Juli 2009

 

 

 

Heute Abend bekam ich folgende Geschichte vorgelesen. Sie heißt: Die Tränenweihe.
Sie geht so: Rabbi Sussja kam einst auf seiner großen Wanderschaft in die Stadt, wo der Vater des Knaben Jaakob Jizchak wohnte. Im Lehrhaus stellte er sich seinem Brauch gemäß hinter den Ofen zum Gebet, das Haupt ganz in den Tallit eingehüllt. Plötzlich sah er, sich halb umwendend, daraus hervor und, ohne den Blick auf irgendeinem anderen Gegenstand verweilen zu lassen, dem Knaben Jaakob Jizchak in die Augen. Dann drehte er den Kopf wieder den Ofen zu und betete weiter. Den Knaben kam mit unergründlicher Gewalt das Weinen an, ein Tränenabgrund brach in ihm auf, und er weinte eine Stunde lang. Erst als die Tränen versiegten, ging Sussja auf ihn zu und sprach: “Die Seele ist dir erweckt. Nun geh zu meinem Bruder Elimelech und lerne bei ihm, daß auch dein Geist aus seinem Schlaf tauche.”

aus: Die Erzählungen der Chassidim von Martin Buber (Manesse Bibliothek)

Auf dem Buchumschlag ist ein Bild von Reuven Rubin namens “Meal of the Poor”. Der Tisch auf dem Bild, an welchen die Armen für das Mal sitzen, hat ganz die selbe Form wie der See.

 

 

 

Donnerstag, 30. Juli 2009

 

 

 

Eine langgezogene, sichelförmige Wolke am Nachthimmel.
Der Mond, verhüllt. Hinter Dunst. So als verschwämme er in Gelb und fahlem Weiß. Als löse er sich auf. Der Ruf eines Vogels. Fast klingt er wie der Schrei eines Menschen.

 

 

 

Freitag, 31. Juli 2009

 

 

 

Es ist Feierabend.
Die kleine Bachstelze tanzt im leeren Hof.

 

 

 

Wunderbilder

 

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