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Montag, 1. Februar 2010

 

 

 

Sie sagte:
Im Sommer wird die Liebe malen,
die Liebe in den Schnee.

 

 

 

Vor einigen Wochen habe ich geträumt, daß ich einen kostbaren, türkisfarbenen Seidenstoff mit goldenen Paisleys gemalt habe. Gewebt habe.
Auf der rechten Seite befand sich die Palette mit den Ölfarben, der schöne Stoff floß oder “entsprang” der Malpalette förmlich nach links gehend.

 

 

 

Tarotkarte in der Nacht

 

 

 

Dienstag, 2. Februar 2010

 

 

 

Ein Weinberg in der Sommersonne. Grüne Freude. Eine Straße im Schnee. Weiß. Darauf die Reste eines Kohlefeuers.
Heute ist Lichtmeß. Das Kalenderblatt zeigt Die Darbringung Jesu im Tempel. Und die Vögel singen, wie lange nicht mehr.

 

 

 

Ich habe die Email abgesandt.

 

 

 

Mittwoch, 3. Februar 2010

 

 

 

Ich öffnete die erste der drei Büchsen, der drei Dosen. Darin fand ich: zwei große, nicht mehr ganz so neue Nägel, einen Wäschezwecken und eine große, weiße, schöne Daunenfeder, leicht am Büchsenboden festgeklebt. Aber sie ließ sich sanft abziehen. (Sie soll wieder sanft in der Luft schweben. In den Himmel aufsteigen!)

 

 

 

Donnerstag, 4. Februar 2010

 

 

 

Sie blüht...

 

...und mit ihr ist auch noch etwas anders aufgegangen.

 

 

 

Freitag, 5. Februar 2010

 

 

 

Das Richtungsbild ist: Impulse von Schöpferhand

 

 

 

Samstag, 6. Februar 2010

 

 

 

Das Bild oben ist eigentlich ein Gemeinschaftswerk. Es heißt: “Die Gemeinde die in dem Himmel wächst.” Der Titel ist mir heute (Montag) auf einer langen Fahrt eingefallen. Nach dem gleichnamigen Buch von dem dänischen und wenig bekannten Autor Anker Larsen, das ich nun zum Lesen daheim habe. Es hat einen dunkelgrünen Leineneinband. Es soll eines seiner besten Werke sein.

Meermädchen

Ich war wieder bei Ruthard zum Malen, von früh morgens bis zum Abend. Mit seiner Engelsgeduld gab er unterstützende Hinweise, korrigierte, wo es nötig war. Das “g” wurde von ihr extra dick gestickt. Damit “viel hineingeht”, meinte sie lächelnd.

 

 

 

Am liebsten möchte ich mich zerteilen können.
Der Falke flog heute davon, als ich mich ihm näherte.

 

 

 

Sie hat sich das mir liebe Gedicht mit weißer Schrift in ihr schönes blaues Gesicht geschrieben. Es steht darin. Es ist darin zu lesen.

 

 

 

Sonntag, 7. Februar 2010

 

 

 

Aus der Hecke zwitschert es und eine schöne rote Tulpe ist in den Himmel gewachsen. Ihr langer Stiel gleicht einer schwarzen Welle.

Am Bach

 

 

 

Blick aus dem Fenster im Traum: Da war ein Esel, auf der schneebedeckten Wiese dort unten am Bach. Er hatte ein helles Fell. Er machte sich auf den Weg, in südwestlicher Richtung.

 

 

 

Montag, 8. Februar 2010

 

 

 

Ich habe geträumt, daß wir eine Reise unternehmen und ich dafür meine Sachen packe. Packe ein. Erst stand nur die kleine gelbe Sporttasche mitten auf dem Weg. Doch dann überlegte ich, was ich noch alles an Kleidungsstücken brauchen könnte. Sogar der alte große schwarze Kunstlederkoffer aus den 70ern, den ich eigentlich erst ausrangiert habe, soll wieder zum Einsatz kommen. Nehme zu viel mit.

 

 

 

Er hat von einer tausend Meter hohen Felswand in Graubünden erzählt, vor der sich einmal drei Regenbögen gleichzeitig gebildet haben. Bei dem Anblick dieses Wunders geriet er in einen wilden Freudentaumel, in Verzückung, um schließlich in Tränen auszubrechen und zu weinen.
Da war nur einer, der ihn verstanden hat.

 

 

 

Dienstag, 9. Februar 2010

 

 

 

Vier Rebhühner lagern auf einem verschneiten Feld im eisigen Wind, nur wenige Meter unweit der Straße, welche an dieser Stelle einen großen Linksbogen beschreibt.
Die ersten Spinnen zeigen sich, kleben scheu an den weißen Wänden des Zimmers.
Die Schönheit ist die sichtbare Ausstrahlung der Wahrheit”, schrieb er heute. Das ist von Frithjof Schuon.

 

 

 

Dazu möchte ich noch etwas zu formulieren versuchen. Ich habe diesen Satz von Frithjof Schuon gelesen und er hat etwas in mir zum Klingen gebracht: Ja, das ist es.
Es hat mich an das letzte Zusammensein erinnert, an meine Empfindungen dabei.
Es war, als würde ich von ihm “mitgenommen” worden sein. Auf etwas, das er verströmt, was er ist, getragen.
Aber das stimmt nicht ganz, es ist nicht ganz richtig formuliert. Es ist eher eine besondere Form der Gegenwärtigkeit. Der Gegenwart. Präsent sein. Wie ein feiner Geschmack, man hat es, und doch auch nicht, versucht es zu greifen, festzuhalten, und in dem Moment, in dem man das versucht, entgleitet es.
Es ist wie ein Duft, nur, wie kann ich ihn mit Worten beschreiben?
Wo Wahrheit, wo Wirklichkeit ist, ist Schönheit.
Ohne eine Wahl. Und vor allem: ohne eine Wertung. Keine Wertung. Da ist nicht mehr “der falsche Mensch” am “falschen Ort” zur “falschen Zeit”.
Man ist auf eine Weise verzaubert. Vom Zauber der Schöpfung. Vom Zauber des Augenblicks. Von diesem unglaublichen Wunder:
Ich erkenne dich. Ich erkenne mich.
Und, da ist dann eben noch dieses Dritte, wie als ein Urgrund - neben der Schönheit und der Wahrheit -, dieses Zarte.
So wie in dem Lied: Schön bist Du.

 

 

 

Es gibt noch ein anderes Erlebnis in diesem Zusammenhang von Schönheit und Wahrheit, daran habe ich mich auch wieder erinnert.

 

 

 

Donnerstag, 10. Februar 2010

 

 

 

Ein weißer Reiher am Himmel.

 

 

 

Freitag, 12. Februar 2010

 

 

 

Heute nach der Arbeit bin ich wieder zu unserer gemeinsamen Englisch-Auffrisch-Stunde gefahren. Das letzte Mal haben Doris und ich The Shadow von Hans Christian Andersen zusammen gelesen und übersetzt. Der Schatten. Der Schatten des gelehrten Mannes nimmt schließlich seine Stelle ein und heiratet die Königstochter. Das war eine Hochzeit!
Wie immer berühren seine Märchen so geigenartig. Als bliebe etwas, eine offene Stelle, eine Lücke, zurück.
Vielleicht öffnet sich etwas, durch dieses Ertragen. Vielleicht löst sich etwas.
Heute lag zu meiner Überraschung das kleine blaue Büchlein von Hakim Sanai, The walled garden of truth auf dem Tisch, das ich ihr einmal wegen eines Traumes geliehen habe. Wir begannen mit dem Vorwort, der kurzen Biographie des Dichters. Man nimmt an, daß er im Jahre 1150 gestorben sei. Dann mit den ersten Versen. The garden of reality. ... ER sagte: “Ich war ein verborgener Schatz; und die Schöpfung wurde erschaffen, damit du mich erkennst.”

Vorhin, auf der Heimfahrt, ist mir wieder eingefallen, was Josef neulich von Frau Schimmel erzählt hat. Daß sie bei ihren Vorträgen oft mit Tränen aus den geschlossenen Augen rinnend ihre Übersetzungen rezitiert hat.

 

 

 

Samstag, 13. Februar 2010

 

 

 

Schon am frühen Morgen ging eine Email von ihm bei mir ein. Mit dem Betreff:
Der Baum ist golden bei Nacht.

 

 

 

In der Nacht, im Traum, erhielt ich eine Ohrfeige von ihr.

 

 

 

Auf seiner linken Schulter hat er eine große Rose eintätowiert. Blaue Linien. Das sah ich, als ich ihn gebadet habe. Ich fragte danach. “Du hast ja eine Rose auf deine Schulter tätowiert!” “Das geschah schon in jungen Jahren”, antwortete er mir daraufhin. “Ich bin ein Troubadour l’amour.”

 

 

 

Einmal habe ich jemanden gekannt, der hatte ein asiatisches Schriftzeichen an dieser Stelle eintätowiert. Als ich fragte, was es denn bedeuten würde, war die Antwort nach einer Weile: Gift.

 

 

 

Ich bekam ein schönes Horoskop geschenkt, zum morgigen Valentinstag. Basierend auf den sogenannten “sabischen Symbolen”. Die Art der Darstellung der im Augenblick aktuellen Lebens-Aufgaben durch kurze Weisheitssprüche, durch Wort-Bilder, spricht mich sehr an. Sie erinnern mich sehr an die inneren Bilder, die manchmal träumend gegeben werden.
Hier ist ein Beispiel eines solchen Wortbildes: Eine Fahne verwandelt sich in einem Adler, der Adler wiederum in einen Hahn, der die Morgendämmerung begrüßt.
Ich glaube nämlich auch, daß diese Wort-Bilder eine große Wirkung auf unser Unterbewußtsein - das ja auch in Bildern “denkt” - haben, und vielleicht sogar noch mehr vermitteln können als Worte.
Und zwei Gedichte. Eines ist eine Kalligraphie, die er einmal gefertigt hat. Mit einer Rose daneben. Es ist mit blauer Tinte mit dem Namen R. F. unterschrieben, dem Autoren. Eine Widmung. Es geht so:

Nimm in Deine Hände
Die Aufgabe des Lebens
Und Du wirst andere befreien.

Nimm in Deine Hände
Die Liebe des Lebens
Und Du wirst Dich selbst befreien.

Nimm in Deine Hände
Die Hände Gottes
Und Du wirst Dich selbst finden.

Auf der Heimfahrt war ich sehr müde. Blieb nicht Übernacht.
Doch die Straße glitzerte und bitzelte eisig in tausend Funken im Scheinwerferlicht. Die ganze lange Fahrt. Es war unglaublich, wie schön das aussah. Eine Sternenstraße. Blauweiße winzige Lichter, rötliche, gelbe, Strahlenfunken. Das Kalenderblatt heute und morgen ist: Flora mit dem Füllhorn. Die mit den Blumen.

 

 

 

Montag, 15. Februar 2010

 

 

 

Bei der Atemübung heut Morgen war ein schönes inneres Bild von einer weißen Straße, von einem weißen Weg, vor mir. Wie ein Weg in den Himmel. In die Unendlichkeit. Er hatte kaum mehr Kurven oder Windungen, war fast gerade.

 

 

 

Hohes, goldenes Haus

Ich träumte von einem hohen, goldenen Haus mitten in einem spiegelglatten, blauen Meer, das ich von einer Brücke, die darüber hinweg führte, aus sah. Was für ein Anblick! Es war ein Meer, das keine Ufer hatte. Das hohe, goldene Haus stand wie ein Fels auf dem Wasser.
Und das hohe, goldene Haus leuchtete wie aus sich selbst heraus. Es war aber auch von der Sonne beschienen.

 

 

 

Eine kleiner Kugelkaktus, der eine zarte rosafarbene Blüte getrieben hat. Er blüht. Hoffentlich erfriert er nicht, wenn die Haustüre, die Türe des Lebens, geöffnet wird. Draußen ist es kalt.

 

 

 

Ein Besuch. Ich habe jemanden besucht, den ich schon lange einmal in die Augen sehen wollte.
Seit Jahren einmal wieder in dieser Stadt. Unterwegs hielt ich an einem Parkplatz und rief Heidi an, um die Stunde für heute Abend abzusagen. Ein Schwarm Möwen kreiste am Stadtrand niedrig direkt über der Autobahn und ich glitt darunter hindurch. Als ich über den Platz fuhr wußte ich: jetzt hättest du links abbiegen müssen. Zum Glück kam eine Möglichkeit nach links in eine Seitenstraße abzubiegen und ich bremste scharf. Jetzt bin ich richtig, wußte ich. Noch einmal links. Ein Plakat an einer Bushaltestelle: eine große schwarze Fledermaus darauf. Goldgelber Hintergrund. Ein innerer Ruck. Badman. Parkplatzsuche. Hohe Schneewälle türmten sich rechts und links entlang der Fahrspur. Einige Schritte gehen. Frische Luft.
Sah die Türe und das Klingelschild, nahm einen tiefen Atemzug, drückte auf den Messingknopf, und hörte wenige Momente später eine erstaunlich tiefe Männerstimme durch die Sprechanlage. “Komme rauf.” Melodisch, fast wie ein Singsang. Er wohnt ganz oben unter dem Dach, das habe ich schon gewußt. Er stand in der offenen Türe. Ich war sehr nervös. Sein Blick. Still auf mich ruhend, und doch auch nicht. Lange, so lange.
Als suchte er etwas zu erkennen.
Das Innerste, dieses Zarte, Einmalige was jeden Menschen ausmacht
Wiedererkennen.
Er zerreißt einem das Herz. Und traf mich so unerwartet.
Schnell ging ich auf ihn zu; fast, als würde ich vor etwas fliehen, vor einer Empfindung vielleicht, vor dem Ergriffensein.

Das erste, was er sage, als ich dann durch die Türe trat, war, daß ich meine Schuhe gleich auf den Teppich davor ausziehen solle. Ich tat wie mir geheißen. Wegen des Tauwassers. Ich gab ihm die Hand, hatte aber versehentlich noch die roten Strickhandschuhe an. Er trug eine türkisfarbene Fleecejacke und wollte mir nicht glauben, daß der Kirschbaumzweig blühen würde, den ich ihm mitgebracht habe. Aber ja, er wird blühen, sagte ich.
Ich gab ihm auch ein Bild, das ich in türkisfarbenes Seidenpapier eingewickelt hatte. Die Lieblingsfarbe von Andreas ist türkis, fällt mir gerade ein. Der Titel des Bildes lautet so: Wie heißt der Tempel, in dem ich bete? Die Schule des Lebens.

“Was ist mit Dir, willst Du Dein Geld nicht in Gold anlegen?” So ähnlich fragte er plötzlich einmal, als wir in der schlichten Küche am Tisch saßen und frisch gebackenes Brot aus dem Brotbackautomaten mit Rosinen und Butter darauf aßen.

“Verkaufst du Gold?”, erwiderte ich. Er antwortete wie aus der Pistole geschossen: “Nein!”
Am liebsten hätte ich mir jetzt auf die Zunge gebissen.

Ich habe vergessen eines seiner Fenster zu fotografieren. Das Küchenfenster ist ein Sprossenfenster. Es stehen drei Bonsais in flachen Porzellanschalen auf dem Sims davor. Rechts oben ist eine bunte Blume auf die Scheibe geklebt. Sie hat gelbe Blütenblätter. Zwischen den Bonsais stehen kleine Figuren, ich glaube, sie sind aus Porzellan. Es sind Feen mit Flügeln. Reizende englische Feen.
Wandte mich um. Hinter mir, auf dem Kühlschrank im Eck standen Blumenzweige in einem Glas: Goldregen. “Du hast ja doch Goldregen!”, entfuhr es mir freudig. Er sprang mit einem Satz zum Kühlschrank, nahm mit Schwung die Zweige aus dem Glas und hielt sie mir unter die Nase, um zu bedeuten, daß sie nicht echt sondern künstlich seien.

Aber mir macht er nichts vor.

Davor saßen wir in seinem Arbeitszimmer auf dem Sofa. Er an einem Ende und ich am anderen. Gleich bei dem Schrank mit einigen Büchern und vielen DVDs.

Er sprach auch von all den Kriegsbildern in den Zeitungen und im Fernseher. Von den Soldaten. Von den Waffen, die überall immer sichtbarer werden.
Von Lüge und von Wahrheit.

Bevor ich ging hat er mir seine alten Tagebuchaufzeichnungen von einer Reise nach Indien und noch weiter bis an die Grenzen von Asien zu einem Buch gebunden gezeigt. Der Titel lautet: Sterben lernen. Er war in goldener Schrift auf den blauen Leinenbuchrücken eingeprägt. Stirb, bevor du stirbst. Es ist mit Schreibmaschine geschrieben. Es sind auch Bilder darin. -

Da ist der Klang.

Manchmal, wenn er redete, hat er auf mich gedeutet. So wie jemand anderes das neulich ein paar Mal tat, als er mir etwas Bestimmtes sagte, in einer bestimmten Absicht.
Er redete wie ein Fluß und ich versuchte mich zu konzentrieren, damit ich möglichst viel erfassen würde.
Seine Augen ruhen beim Zuhören wie stille Seen auf dem Gegenüber
Er fragte, warum ich da sei. Und genau das viel mir schwer zu formulieren. Wußte es nicht. Schloß meine Augen. Ein paar holprige Worte stiegen aus der Dunkelheit in mir auf.
Desillusionierung.
Einmal sprach er auch vom Lamm Gottes.
Ich erzählte von Tamar, die ich einmal gemalt habe.
Neben dem hellen Sofa, das an der Wand steht, wächst eine üppig blühende schöne rosafarbene Rose in einem Blumentopf. Diese Rose ist unglaublich. Ich habe ihre vielen Blüten nicht gezählt.
Sie ist ebenfalls künstlich. Immer wieder habe ich sie betrachtet.

Deutete auf eines der Bücher von Nisargadatta Maharaj: “Hast du ihn einmal persönlich kennengelernt?” Er schüttelte lächelnd den Kopf. Trotzdem ist es für mich so, als würde er ihn kennen. Als wäre da eine Verbindung. Er sagte, daß er ihn an seinen Großvater erinnern würde, der an Lungenkrebs gestorben sei. Und ich erwiderte, daß er mich an meinen Onkel mütterlicherseits erinnere. An den Onkel, der Gedichte schreibt. (Das sagte ich aber nicht).

Erst war ich erschöpft und hatte Mühe mich zu konzentrieren, dann, im Laufe des Gesprächs wurde ich aber wieder munterer. Trotzdem weiß ich vieles nicht mehr. Einmal fragte ich, was Herz sei. Und einmal was Bewußtheit bedeute.
Zum Abschied umarmten wir uns. Er sagte: “Bis dann... ”
Auf der Heimfahrt war ich unendlich müde und auch am nächsten Morgen. Mein Kopf fühlte sich dumpf an. Leichter Kopfschmerz.

 

 

Es gäbe noch viel zu erzählen. Vieles beschäftigt mich. Es war auf den ersten Blick vielleicht oft belanglos Scheinendes, über das er gesprochen hat. Für mich hat es aber noch eine andere, eine tiefere Bedeutung.

 

 

 

Ich habe vergessen warum ich da bin, warum ich lebe, was ich hier tun wollte, bitte hilf mir.

 

 

 

Dienstag, 16. Februar 2010

 

 

 

Er hat es nicht gewußt. Er hatte es gar nicht mitbekommen. Aber das kann doch gar nicht sein!

 

 

 

Zwei geöffnete rote Rosenblüten nebeneinander im Schnee. Ein Traumbild.

 

 

 

In der Nacht:

 

KANN
ICH
DAS
WORT
BEI
ZWÖLF
GEBRAUCHEN?

Die Antwort lautet:
Ja.

 

 

 

 

 

 

Noch ein Traum: Daß er neue Freundin hat. Sie trug graue blickdichte Strumpfhosen und einen Rock. War jünger. Hatte braune Haare. Sie saß am runden dunkelbraunen Holztisch zu seiner Rechten und war aufgeregt und erhielt nun die volle Aufmerksamkeit. Ich ihm gegenüber. War dann doch traurig deswegen, blieb aber bei ihm. Eine Träne, ein kristallklarer großer runder Tautropfen, rann langsam aus meinem rechten offenen Auge die Wange hinunter, während ich ihn weiter unentwegt anblickte.

 

Ein anderer Traum handelte auch von ihm: daß alles in Ordnung sei.

 

 

 

Das Unendliche. Ein Geschmack.

 

 

 

Mittwoch, 17. Februar 2010

 

 

 

GREET THE CIRCUS WITH A SMILE

 

Die schöne Fotografie habe ich von einem alten Freund zugesandt bekommen. Er hat mir vor einiger Zeit überraschend geschrieben. Wir hatten schon Jahre keinen Kontakt mehr. Er hatte seinen Schreibtisch aufgeräumt und dabei eine alte Weihnachtskarte von mir gefunden. Wir haben uns eine Zeitlang nämlich jeweils zu Weihnachten eine Karte geschrieben. Seine Karten waren stets besonders schön und kreativ.
Ich hatte zu dieser Zeit zufällig auch wieder an ihn gedacht gehabt, da ich gerade dabei war (und immer noch bin) den Dachboden auszumisten. Mir ist dabei mein hellblauer kleiner Koffer in die Hände gefallen, worin ich alte Briefe, Postkarten und Eintrittskarten aufhob, die ich dann durchgesehen habe. Und dabei fand ich auch eine Karte von ihm und seiner Frau.
Er wohnt mit seiner Familie in Berlin.
Das Bild zeigt eine Lichtinstallation an einer Brandwand am Checkpoint Charlie.

 

 

 

Freitag, 19. Februar 2010

 

 

 

Ich habe meine Telefonnumer geschrieben und da klingelte auch schon das Telefon. Meldete mich aber nicht mit meinem Namen und er fragte deshalb, wer am Apparat sei. Ich war so überrascht. Aber auch nicht.
Ich kann es gar nicht glauben. Es fühlt sich so seltsam an.
Ich versprach mich, ich sagte Zahnarztprogramm, lachte hinterher vor Verlegenheit und er war dann irritiert, glaube ich.

 

 

 

Samstag, 20. Februar 2010

 

 

 

Ich fand eine schöne Geschichte in Die Erzählungen der Chassidim von Martin Buber. Sie heißt die Bekehrung des Knaben (Seite 327) und geht so: 
Rabbi Ahron kam einst in die Stadt, in der der kleine Mordechai, der nachmalige Rabbi von Lechowitz, aufwuchs. Dessen Vater brachte ihm den Knaben und klagte, daß der im Lernen keine Ausdauer habe. “Laßt ihn mir eine Weile hier”, sagte Rabbi Ahron.
Als er mit dem kleinen Mordechai allein war, legte er sich hin und bettete das Kind an sein Herz.
Schweigend hielt er es am Herzen, bis der Vater kam.
“Ich habe ihm ins Gewissen geredet”, sagte er, “hinfort wird es ihm an Ausdauer nicht fehlen.”
Wenn der Rabbi von Lechowitz diese Begebenheit erzählte, fügte er hinzu: “Damals habe ich gelernt, wie man Menschen bekehrt.”

 

 

 

Abends bei der Atemübung war ein inneres Bild, daß ich neben jemanden in einem seltsamen offenen Gefährt fahre. Wie ein großes schwarzes Kinderauto oder Spielauto aus schwarzem Holz oder schwarzer Pappe. Der, der fuhr, war ein Clown. Er saß zu meiner Rechten. Er war in einem schwarzen seidigen leichten Umhang gehüllt, der nach vorne offen stand. Und er trug eine rote Lockenperücke. Unter dem Umhang, ich glaube, da war gar nichts. Kein Körper. Es war komisch und verrückt und ich hatte das Gefühl, daß ständig etwas anderes Unvorhergesehenes passieren könnte. Es war ein ganz seltsames Gefühl, mit diesem Clown neben mir, der offensichtlich die Zügel in der Hand hielt, ein Ausgeliefertsein, ein Gefühl, daß ich alle Kontrolle verliere, und ich war mir gar nicht sicher, ob ich das wollte.
Am Morgen war ein inneres Bild, daß ich ihr nach links in ein Haus folge. Sie sah ganz jung aus und lächelte und trug ihre lockigen braunen Haare zu einer Hochsteckfrisur. In dem Haus sollte ich geboren werden.

 

 

 

Sonntag, 21. Februar 2010

 

 

 

Ein Bildausschnitt aus dem Gemälde “Das Abendmahl” von Matthias Grünewald.
Oder, wie er auch genannt wird, Mathis Gothardt Nithardt, genannt Grünewald.
Es ist in der Veste in Coburg ausgestellt und ich bin extra einmal hingefahren, um es anzusehen.
Johannes “schläft”, er ruht am Herz Jesu.
Man beachte den rechten Arm von Jesus, der gerade ein Stück vom Lamm nimmt. Als gehöre der Arm gar nicht richtig zu ihm. Oder: er ist das Lamm?
Ist er es?
Man könnte ferner meinen, der linke Arm von Jesus ist die Verlängerung des linken Armes von Johannes.
Als seien sie irgendwie eines.
Fast, als wäre Jesus aus Johannes “gewachsen”.
Und der blondhaarige Johannes, er schläft, er dient, blickt aber gleichzeitig auch auf diese Hand. Er hat noch etwas in seiner rechten Hand, ein Buch?
Der dreieckige Halsausschnitt von dem Gewand von Jesus wirkt wie ein Dreieck, das über dem Haupt von Johannes steht. Über seinen Scheitel. Jesus, er ist gar nicht wirklich “da”. Er wirkt wie entrückt.
Beide bilden eine Einheit.

 

 

 

Montag, 22. Februar 2010

 

 

 

Ein eindrückliches Traumbild von einem Tannenwedelstrahl und einem Ohr. Als käme das Ohr aus dem Strahl. Oder als würde das Ohr bestrahlt.

 

 

 

Einmal im vergangenen Sommer war das Thema einer Meditation das “innere Kind”. Wir wurden dabei in unsere Kindheit zurückgeführt. Es ging darum, vielleicht noch Ungelöstes zu erlösen und uns auch wieder mit diesem Kind voller Freude zu verbinden. Wir sollten darauf achten, was uns unser Unterbewußtes entweder in Form eines Filmes, in Form von inneren Bildern oder in Form von Fotografien zeigen würde. Aber auch Empfindungen, die aufsteigen, sind wichtig. Besonders das erste Bild sollten wir uns merken. In meinem Fall war es eine Fotografie, die mich zusammen mit meinen Schwestern an einem Sonntagnachmittag in einer Sommerwiese zeigt. Ich hielt einen Blumenstrauß mit Gänseblümchen vor meinem Herzen. Da war ich etwa fünf Jahre. Es sind eigentlich mehrere Bilder. Zuerst saßen wir drei in der Hocke, dann standen wir.
“Du mit deinem Blumenstrauß”, hat er neulich einmal gesagt, ohne von dem Bild wissen.

 

 

 

Heute Abend haben wir eine Vertrauens-Übung gemacht: Fallen lassen.
Leider war ich sehr müde und es war eine Überwindung nach der Arbeit noch in die Stadt zu fahren. Kam mir sehr ungelenk vor und hatte Sorge nicht auffangen zu können.

 

 

 

Dienstag, 23. Februar 2010

 

 

 

 

 

Vogelblattzweig

 

 

 

Heut habe ich von einem glatzköpfigen Mann in London geträumt, der eine Katze und drei Hunde hat. Es war ein ganz verrückter Traum. Einen hellbraunen kleinen Hund, einen hellbraunen großen Hund und einen wuscheligen grauweißen Hirtenhund. Die Tiere jagten einander zum Spaß im Kreis durch den Raum. Manchmal lagen sie auch auf den Rücken, wie um sich am Bauch kraulen zu lassen. Es war auch noch ein fünftes Tier dabei, glaube ich, ich weiß aber nicht mehr was für eines. Der Mann war auch ein Hotel. Da war eine Liege vor einer Fensterfront wie zum Piccadilly Circus, auf der sich zum Beispiel Motorradfahrer ausruhen und schlafen legen konnten, die eine lange Reise hinter sich hatten. Dann sah ich den Schreibtisch des Mannes, davor stand ein helles Holzregal, das man von zwei Seiten erreichen konnte. In dem Regal lag auf Augenhöhe eine große giftigrüne Klapperschlange halb eingerollt. Die klapperte und klapperte mit ihrem Schwanz und zischte und riß vor mir ihren Mund weit auf. Ihr Schlund war weiß. Dazu war noch Babyweinen im Hintergrund. Und das Ganze war ein Tierfilm von Walt Disney.

 

 

 

Mittwoch, 24. Februar 2010

 

 

 

Doch ich weiß: Der Glaube versetzt Berge.

 

 

 

Donnerstag, 25. Februar 2010

 

 

 

Ein Teil eines Traumes. Ich habe eine Bisquitrolle gebacken und bringe sie jemanden. Trage sie auf einem Tablett vor mir her. Sie ist perfekt, oder fast perfekt, an einer Stelle hat sie wie eine leichte Beule ... Stehe vor einer großen schweren Türe aus Holz, die aufwendig gearbeitet ist. Sie ist hellgrau und hat einen goldenen Knauf. Sie ist leicht geöffnet, sie geht nach innen auf. Die Türe gehört zu einer schönen Villa in einer besseren Wohngegend in einer Stadt. Die Türe schwingt auf und innen ist es hell, da ist ein großes Treppenhaus. Es hat einen schönen Terrazzo-Fußboden mit einem kreisförmigen Ornament in der Mitte. Steige die Treppen nach oben. Und oben in einem heimeligen Raum, einer Stube, die ein wenig altmodisch eingerichtet ist, ist eine alte Frau, eine Dame, und da ist auch ein Mann bei ihr. Sie hat weiße, gerade Haare und sitzt in einem Rollstuhl. Die Dame sagt: Sie haben schon auf mich gewartet.

 

Es war ein warmes Gefühl, erwartet worden zu sein. Es war ein bißchen wie heimkommen.

 

 

 

What do you feel when you look in the mirror?, sang das Radio heute morgen.

 

 

 

Der Wiesengrund

 

Die Palmkätzchen blühen. Dunst. Nebelschwaden zwischen den letzten milchweißen Schneetüchern. Erde.

 

 

 

Freitag, 26. Februar 2010

 

 

 

Ich habe geträumt, daß der Schäfer Seefeld den Weidegrund verläßt. Sah seine Herde, wie sie gerade auf einem Weg zwischen Bäumen fortzog. Es war ein alter Hohlweg. Das Ende der Herde, die letzten, dichtgedrängten Schafe. Sie alle hatten braune Beine und braune Köpfe und ihr Fell war beigefarben.

 

 

 

Sie öffnete einen großen Regenschirm für sich und für mich. Er war rot und blau und gelb. Damit ich mich bei ihr unterstellen kann.

 

 

 

Doch ich will lieber den Regen spüren.

 

 

 

Ich verlor meine Hände im Fluß.
Tauchte sie hinein. Und sie waren fort.

 

Wo sind sie hin?
Haben sich wie mit dem Eintauchen aufgelöst. Sind in ihm aufgegangen.

 

 

 

 

 

 

Der Zweig blüht.
Er schrieb, daß er blühe. Und er fragte, ob es ein Rosenzweig sei.

 

 

 

Es ist eine Rose ohne Dornen, habe ich geantwortet. Ein Kirschblütenzweig.

 

 

 

Samstag, 27. Februar 2010

 

 

 

“Ich bin blattnahe.”

 

 

Zweig

Um acht Uhr früh bin ich dort angekommen. Fuhr erst einmal, wie meistens, zu dem Parkplatz am Seeufer. Fotografierte die Fenster. Ich kam mit einem Mann ins Gespräch, der mir erzählte, daß er ganz Ungarn mit dem Fahrrad bereist hätte. Es war ein Italiener, der aber in der Schweiz lebte. Er sagte, er käme jeden Morgen an den See, um die Vögel zu beobachten.
Auf dem Eßtisch lagen auf einer grünen Decke goldene Kieselsteine zwischen aprikosenfarbenen Gerberablüten, die voller Tautropfen waren. Es waren, glaube ich, fünf Blüten. Oder waren es sieben?
Auf der Anrichte neben der Kerze eine große Vase mit blühenden Goldregenzweigen und fünf Osterglocken.
Wir gingen gemeinsam in die Stille. Diesmal empfand ich es als sehr intensiv. Es ist stets unterschiedlich. Die ersten Male vor eineinhalb Jahren war es mir nur schwer möglich, war manchmal voller inneren Widerstand.
“Jeder Punkt, wo ein Ich Bin existiert, ist der Mittelpunkt des Universums”, sagte Agnes.
Bei Tisch erwähnte Annemarie eine Geschichte, die sie heute im Radio gehört hatte. Die Sendung hieß etwas mit “Gedanken...” und ist vielleicht vergleichbar mit der Radiosendung “Auf ein Wort” in Deutschland.
Die Geschichte handelte von einem Mann, der am hellichten Tage und umgeben von vielen Menschen Gold vom Markte stahl. Inmitten des Marktes befand sich nämlich auch ein Stand, der wunderschöne goldene Gefäße feilbot, die in der Sonne glänzten und leuchteten. Man verfolgte und faßte den Mann. Und als man ihn schließlich zur Rede stellte und fragte, warum er diesen dreisten Diebstahl am hellichten Tage und trotz der vielen Menschen auf dem Markt begangen hatte, antwortete dieser: “Ich habe nur das Gold gesehen und nicht die Menschen.”

 

 

 

Sonntag, 28. Februar 2010

 

 

 

Schreckte in der Nacht auf: Mein Platz ist leer!
War es dieser Satz? Träumte ich das? Mein Platz ist leer.

 

 

 

Meine Wohnung, meine neue Wohnung. Sie ist hell. Ein heller Parkettboden, helle Holztüren mit goldenem Knauf zum Schlafzimmer. Die Türe steht leicht geöffnet...

 

 

 

Nach dem gemeinsamen Frühstück fuhren wir wieder zum Kurs. Ich habe auf dem kleinen Sofa im Wohnzimmer geschlafen, weil ich auf der Matratze stets starke Rückenschmerzen bekomme. Sturmwind. Beim Tanken bließ es mich fast fort. Andreas gab mir diesmal auch die schöne rosafarbene Muschel mit, die er mir geschenkt hatte und welche ich die letzten Male stets bei ihm liegengelassen habe.
Nach dem Kurs traf ich sie am Bahnhof und sie gab mir zwei Vergißmeinnichtherzen mit.
Heimfahrt. An der Kreuzung, ich überlegte bis zuletzt, ihn zu besuchen, war kurz ein inniges Gefühl von wahrem Ganz-Sein in mir bei dem Gedanken in seiner Gegenwart zu sein. Ein inneres Bild tauchte auf: Sein Haupt in der Mitte meiner Brust, am Herzen. Daraus sprossen Blumen.
Einmal lag eine Baumspitze vor mir auf der Fahrbahn, die der Sturm abgebrochen hatte.
Dieses Gefühl von Ganz-Sein, ich wußte gar nicht, daß es möglich ist. Daß es das gibt.
Ich fuhr dann doch gleich nach Hause. Es war auch schon später Nachmittag und ich war sehr müde, eigentlich am Ende meiner Kräfte. Vormittags war ja bereits der Kurs über Heilige Geometrie gewesen, an den ich jetzt mit gemischten Gefühlen denke.
Die Empfindung von dem Ganz-Sein, das wie ein Wiedererkennen von etwas Vergessenem war, war dann auch wieder verschwunden und ich war froh, nicht zu spät daheim zu sein, um mich auf den Montag vorzubereiten zu können.

 

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